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Sport: Ein Schritt zum Glück

Von Karsten Doneck Hamburg. Nach einer Viertelstunde mussten die Zuschauer im Block 4-A der Osttribüne ein wenig zusammenrücken.

Von Karsten Doneck

Hamburg. Nach einer Viertelstunde mussten die Zuschauer im Block 4-A der Osttribüne ein wenig zusammenrücken. Zu ihnen gesellte sich ein Prominenter. Matthias Sammer nahm Platz in Reihe zwei. Schiedsrichter Herbert Fandel hatte ihn von der Bank verwiesen. Und von seinem erhöhten Sitzplatz aus konnte der Trainer von Borussia Dortmund Aufregendes verfolgen.

Zwei weitere Platzverweise, zwei Elfmeter, dazu sieben Tore. Und diese Treffer waren auch noch ganz im Sammerschen Sinne verteilt. Mit einem 4:3 (2:1)-Sieg beim Hamburger SV kletterten die Dortmunder an Bayer Leverkusen vorbei an die Tabellenspitze der Bundesliga und haben es nun in der Hand, am Samstag mit einem Sieg über Werder Bremen Meister zu werden. „Ich bin ein bisschen kaputt“, schilderte Sammer seinen Gemütszustand nach dem dramatischen Auf und Ab. Kein Wunder.

Was hatte der Coach nicht alles durchleiden müssen? Da hatte er in der Aufregung nach einem Wortgefecht dem HSV-Stürmer Sergej Barbarez einen Ball an den Rücken geschossen. Barbarez und sein Mitspieler Hollerbach waren danach nahe dran, eine Rangelei mit Sammer anzuzetteln. Schiedsrichter Fandel schritt ein, wies den BVB-Trainer auf die Tribüne. „Tut mir Leid, ich entschuldige mich bei Sergej“, sagte Sammer hinterher und fügte noch süffisant hinzu: „Ich wusste ja auch gar nicht, dass ich noch so einen strammen Schuss habe."

Nach Sammer mussten auch zwei Spieler vom Rasen. Erst flog Hamburgs Ingo Hertzsch nach einer Notbremse gegen Amoroso vom Feld, den anschließenden Elfmeter verwandelte Amoroso dann selbst zum 1:0. Kurz vor der Pause erwischte es dann auch einen Dortmunder. Christian Wörns sah Gelb-Rot, weil er bei einer rüden Attacke im Strafraum Sergej Barbarez das Jochbein brach. Wieder gab es Elfmeter, und Wicky verwandelte zum 1:2, nachdem die Dortmunder dem 1:0 nur drei Minuten später das 2:0 durch Rosicky hatten folgen lassen.

Der Schlagabtausch ging nach der Pause munter weiter. Amoroso, schlicht überragend, erhöhte für Dortmund auf 3:1, Hoogma verkürzte für den HSV. Als Koller drei Minuten vor Schluss das 4:2 für den Gast glückte, war noch immer nicht Toreschluss. In letzter Minute schoss Erik Meijer gefühlvoll den Ball zum 3:4-Endstand ein.

Dortmunds Fans hatten sogar fünf Tore bejubelt: vier von ihrer Mannschaft in Hamburg und natürlich das eine, das der 1. FC Nürnberg gegen den bisherigen Tabellenführer Bayer Leverkusen zum Sieg erzielte. Dortmunds Abwehrspieler Christoph Metzelder sieht die Ausgangslage für seine Mannschaft vor dem letzten Spieltag indes noch ganz nüchtern. „Wenn wir jetzt das letzte Spiel gegen Bremen gewinnen, sind wir durch. So einfach ist das.“

Ein Schritt fehlt nur noch. Matthias Sammer sieht nun auch keinen riesigen Druck auf seiner Mannschaft lasten. „Der Druck war doch schon die ganze Zeit dadurch gegeben, dass wir unbedingt die Champions League erreichen wollen.“ Champions League allein tut’s nun nicht mehr in Dortmund. Der Meistertitel muss her. „Werder – das wird alles andere als leicht“, warnt Metzelder. Mitleid mit Bayer Leverkusen? Das empfanden die Dortmunder in ihrer Freude über die nunmehr günstige Ausgangsposition nicht. Jürgen Kohler flüchtete sich lieber in Allgemeinplätze: „Das ist eben so im Fußball. Es geht immer bis zum Schluss.“ Und am Schluss kann nur einer Meister werden. Das ist diesmal wahrscheinlich Borussia Dortmund.

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