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Der neue Tiger? Martin Kaymer spielt bei den US Open um den Sieg mit. Foto: AFP

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Sport: Ein seltsames Par

Die US Open gelten als das härteste Golfturnier und stellen die Welt der Spieler auf den Kopf

Berlin - „Manchmal“, sagt Martin Kaymer, „muss man gar nicht großartig spielen, man muss nur blöde Fehler vermeiden.“ Manchmal, wenn das betonharte Grün vor dem Spieler liegt, ein tiefer Bunker davor gähnt und das dicke, feste Gras des Roughs um das Grün herum darauf wartet, den Ball zu verschlucken, ist auch ein Bogey ein ordentliches Ergebnis.

Die US Open, die heute beginnen, stellen die Welt der Golfprofis alljährlich auf den Kopf. Aus der üblichen Jagd nach Birdies wird der mühsame Kampf ums Par. Aus der leichten Attacke auf die Fahne wird ein langsames Heranpirschen ans Loch. Das Turnier gilt als das härteste auf der Welt, mentale Härte und physische Ausdauer setzen die Spieler unter Druck.

Den Profis ist die Herausforderung bewusst. Auch Kaymer weiß um die Tücken des Turniers: „Es wird ein langer Weg und man muss wissen, dass man nichts erzwingen kann“, sagte der Deutsche bei seiner ersten Pressekonferenz im Congressional Golf Club in Bethesda, Maryland, nahe der Hauptstadt Washington. „30 bis 40 Prozent der Spieler werden frustriert sein, wenn sie keine Birdies und dafür Bogeys spielen.“ Man müsse aber warten, auf die Chance am Finaltag.

96 Bunker liegen den Spielern im Weg. Der Platz ist bei Par 71 mit 6817 Metern der zweitlängste der US-Open-Geschichte. Majestätisch wirkt das riesige, strahlend weiße Clubhaus. Hier spielen ansonsten die Ex-Präsidenten der USA, Kongressabgeordnete und die wichtigsten Geschäftsmänner Washingtons. Im Congressional Golf Club ist alles groß, alles wichtig, alles ernst. Dass jetzt die Weltelite hier abschlägt, scheint passend. 49 Spieler aus den Top 50 der Weltrangliste sind im Feld. Nur Tiger Woods fehlt aufgrund seiner Knieverletzung.

Neben Kaymer, momentan Weltranglistendritter, sind zwei weitere Deutsche dabei: Marcel Siem, der erstmals bei dem Turnier antritt, und Alex Cejka. Cejka wird als Außenseiter gehandelt, gilt als ewiger Kämpfer, einer, der sich verbeißen kann in den Wettkampf. Allerdings hatte er zuletzt Probleme mit dem rechten Fuß und seiner Grasallergie.

250 000 Zuschauer erwartet man im Laufe der Turniertage auf dem Platz. Bei den US Open ist es traditionell laut. Es wird gebrüllt, gejubelt und geklatscht. Wer die klassische Golfplatz-Stille erwartet, wird schnell Vergleiche mit dem Fußballstadion ziehen. Wenn heute um 13.06 Uhr die drei Führenden der Weltrangliste, Luke Donald, Lee Westwood und Martin Kaymer am ersten Abschlag stehen, werden die Massen drängeln, schubsen und lautstark rufen.

Für die beiden Briten beginnt damit der wiederholte Anlauf auf den ersten Major-Sieg. Allein Westwood verzeichnete bei den letzten elf Starts bei Major-Turnieren drei dritte und zwei zweite Plätze. „Das ist eine sehr feine Linie, auf der man sich da bewegt“, beschrieb der 38-Jährige zu Wochenbeginn seine Bemühungen. „Man ist wirklich nahe dran und wird leicht frustriert, und gleichzeitig versucht man das Positive zu sehen.“

Ein Stadium, das Martin Kaymer mit seinem Sieg bei der US PGA Championship im vergangenen Jahr längst hinter sich gelassen hat. Der 26-Jährige will nachlegen, einen zweiten Titel holen. Die nächsten Tage werden aber auch zur Belastungsprobe für ihn und seinen neuen Caddie Christian Donald. Es ist das erste Turnier, das die Zwei zusammen bestreiten, noch gibt es kleine Abstimmungsprobleme. Abgesehen davon will sich Kaymer vor allem nicht dem Open-Frust hingeben: „Ich spiele wirklich gerne schwierige Plätze, auf denen man nichts herbeizwingen kann“, sagte er. „Das hier wird kein Putt-Wettbewerb. Das wird mental sehr anstrengend.“

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