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Sport: Ein Sieg mit Schatten

Schwere Ausschreitungen überlagern den 1:0-Sieg der deutschen Fußballer in Slowenien

Ein paar Minuten vor dem Anpfiff des Länderspiels in Slowenien entschuldigte sich der deutsche Fußball bei den Gastgebern. Harald Stenger, der Sprecher des Deutschen Fußball-Bundes (DFB), hatte in der „Petrol Arena“ vor 9000 Zuschauern zum Mikrofon gegriffen und von „Wirrköpfen“ gesprochen, die Stunden vor dem Spiel der deutschen Nationalelf im Spielort Celje randalierten. Anschließend waren 38 deutsche Randalierer von der slowenischen Polizei vorübergehend festgenommen worden. Die sportliche Visitenkarte, die der deutsche Fußball gestern in Slowenien abgab, wurde so fast schon nebensächlich. Mit viel Mühe und Glück gewann das Team von Bundestrainer Jürgen Klinsmann das Testspiel mit 1:0 (1:0). Das Siegtor erzielte der Kölner Lukas Podolski.

Die deutschen Hooligans, die dennoch ins Stadion gelangt waren, rissen dort während des Spiels mehrere Sitzschalen aus der Verankerung und warfen zahlreiche Feuerwerkskörper aufs Spielfeld, sodass der englische Schiedsrichter Poll mehrmals die Begegnung unterbrechen musste. Aber auch sonst kam kein rechter Spielfluss auf. Das deutsche Team, das in einer seltenen Zusammenstellung begann, fand 90 Minuten lang kein Mittel, um die junge slowenische Mannschaft unter Druck zu setzen. Nur als der Kölner Lukas Podolski nach knapp einer halben Stunde das 1:0 erzielte, kam kurzzeitig etwas Sicherheit in die Aktionen der Deutschen. Für Podolski war es das dritte Tor im neunten Länderspiel. Dabei profitierte der erst 19 Jahre alte Stürmer von einem abgefälschten Schuss des 31 Jahre alten Oliver Neuville. Der Gladbacher gehörte erstmals nach einem Jahr wieder zur Nationalmannschaft.

In der Zwischenzeit hatte sich der Stadionsprecher zweimal an die deutschen Randalierer im Stadion gewandt und damit gedroht, den Block räumen zu lassen. Der DFB war über die Anreise von 200 bis 250 Problemfans nach Celje informiert gewesen. Doch da noch Tageskarten verkauft worden waren, gelangten auch Hooligans ins Stadion. Zum Teil saßen diese außerhalb des deutschen Blocks, was Gegenmaßnahmen erschwerte. In der Halbzeitpause wurden weitere zwölf Randalierer festgenommen. Auslöser der Ausschreitungen in der Innenstadt von Celje soll zunächst eine Auseinandersetzung zweier deutscher Fan-Gruppen gewesen, bei denen zwei Personen verletzt wurden.

Die zweite Hälfte des Fußballspiels begann für die deutsche Elf mit einem Abwehrfehler. Der junge Innenverteidiger Robert Huth (FC Chelsea) verlor in der Vorwärtsbewegung unbedrängt den Ball an den eingewechselten Cimirotic, der mit seinem Schuss allerdings am Münchner Torwart Oliver Kahn scheiterte. Den folgenden Eckball köpfte der Slowene Cipot an die Latte. Das Spiel wurde ereignisreicher. Kapitän Michael Ballack scheiterte mehrfach mit Weitschüssen am slowenischen Torwart Handanovic, doch auch der Münchner bekam das Spiel nicht in den Griff. Selbst die Einwechslungen von Bastian Schweinsteiger, Patrick Owomoyela und Kevin Kuranyi verpufften.

Die Slowenen, die vor wenigen Monaten Italien mit 1:0 geschlagen hatten, wurden mutiger und hatten vier hochkarätige Torchancen. Eine Viertelstunde vor Schluss musste der Münchner Schweinsteiger sogar auf der eigenen Torlinie klären. So blieb es beim knappen 1:0. Es war der sechste Sieg im neunten Spiel unter Jürgen Klinsmann. Aber für den deutschen Fußball war der gestrige Auftritt in Slowenien auf dem Weg zur WM im kommenden Jahr ein Rückschritt – in vieler Hinsicht.

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