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Sport: Ein Spanier für Schwerin

Eine Stadt sammelt Geld, um ihren Handball-Klub zu verstärken

Berlin - Auf das K in seinem Vornamen legt Mikel Redondo Martinez großen Wert. Der 25-Jährige ist stolzer Baske. Was ihn zuletzt nicht davon abgehalten hat, in der ersten spanischen Handball-Liga nach San Sebastian für den Klub Teka Cantabria in der Provinz Cantabria zu spielen. Und doch wollte Martinez unbedingt einmal den Wechsel in die deutsche Bundesliga schaffen. Von der er viel gehört hat, die ihm immer wieder als „stärkste Handball-Liga der Welt“ vermittelt wurde. Dass er jedoch in einer deutschen Stadt bereits in aller Munde sein würde, bevor er auch nur eine große Aktion auf seiner angestammten Position, der Kreismitte, gezeigt hat, übertraf all seine Erwartungen. In Schwerin, wo Aufsteiger Post in dieser Saison gleich wieder gegen den Abstieg kämpft, ist Mikel Redondo Martinez zum Hoffnungsträger geworden. Einzig das Geld fehlt dem finanzschwachen Verein, damit er die Erwartungen der Fans auch tatsächlich erfüllen kann.

„Mikel war zwar ablösefrei zu haben, aber wir müssen sein Gehalt, eine Vermittlungsgebühr und auch das Transfergeld für den internationalen Verband aufbringen, und das haben wir nicht“, sagt Michael Krieter, der Geschäftsführer des Vereins. Noch nicht, denn in Schwerin läuft bis zum 3. Oktober eine Spendenaktion unter dem Motto: „Wir holen den Spanier.“ Was bisher im Fußball klappte, als die Fans für den 1. FC Union, Dynamo Dresden und St.Pauli durch verschiedene Aktionen zur Rettung der Lizenzen beitrugen, soll nun auch im Handball klappen. Über 30 000 Euro sind bereits zusammengekommen, etwa 60 000 sollen es werden. Viel Geld, während in der Post-Kasse nicht viel drin ist.

„Was haben wir denn an Topsport außer Handball in der Stadt?“ Matthias Theiner, Chef im Restaurant „Zur Guten Quelle“, will „etwa 500 Euro überweisen“. Von jedem Bier und jedem Getränk legt er zehn Cent zurück, „aber viele Gäste legen für Martinez noch etwas drauf“. Gleichzeitig laufen in Schwerin weitere Aktionen, an denen sich teilweise auch der Spanier selbst beteiligt. So lief er vor einem Bundesligaspiel in der Sport- und Kongresshalle eine Runde mit der Fahne seines Landes. Martinez betreibt damit Werbung in eigener Sache. Post Schwerin soll für ihn zum Entree in die Bundesliga werden.

Die Klasse dazu habe er, sagt Trainer Peter Pysall, „im Training ist er ja schon dabei, und auch zu den Spielen reist er mit, damit er schnell integriert wird. Mich hat er längst überzeugt.“ Pysall erwartet jedoch nicht, dass der Spanier bereits am Sonnabend gegen den Tabellenführer SC Magdeburg dabei sein wird. Michael Krieter betont: „Wir werden alles tun, damit es schnell geht.“ Der finanzielle Rahmen muss nur stimmen. Noch drücken den Verein, der erst über die Relegation in letzter Minute wieder erstklassig wurde, einige Altschulden.

Mit Mikel Redondo Martinez wären längst auch nicht die sportlichen Sorgen behoben. Eine schwere Verletzung des Torjägers Ivica Obrvan zwingt Michael Krieter, auch für den Rückraum nach einem neuen Mann zu suchen. Doch Michael Krieter beruhigt: „Wir dürfen nicht die Geduld verlieren, wenn wir nach der Hinrunde nur vier oder sechs Punkte haben.“ Zur Not hat Post Schwerin ja noch seine Fans – und einen stolzen Basken.

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