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Sport: Ein Spiel der zwei Geschichten

Bielefeld feiert Kamper, die Bayern verlieren Hargreaves mehrere Wochen

Im Halbdunkel der Kabinengänge auf der Bielefelder Alm schilderte Jonas Kamper das Tor der Arminia, das die Bayern 2:1 besiegte. Der Wortlaut des amüsant englisch-deutschen Kauderwelschs mit dänischem Akzent: „The final goal against Bayern München is unglaublich. My first goal was ein Siegtor. At first I didn’t believe, that it went in, because I did not think I hit it so well.“ Der 23-jährige Däne, zur neuen Saison von Bröndby gekommen, hatte nicht geglaubt, dass sein Freistoß reingehen würde, da er nicht so gut geschossen habe. „Ja, ein bisschen Glück, and the ball was in the Ecke. Perfect. I was very happy.“

Dieses Freistoß-Siegtor liefert die eine Geschichte des Spiels. Die Verletzung des Münchners Owen Hargreaves die andere. Denn die Bayern schienen zunächst dort anzuknüpfen, wo sie mit dem 4:0 in der Champions League gegen Spartak Moskau aufgehört hatten. Mark van Bommel hatte sie früh in Führung geschossen. Doch als nach gut zwanzig Minuten Hargreaves nach einem Foul von Thorben Marx mit einem Wadenbeinbruch in die Kabine humpelte, war laut Felix Magath das „gute Spiel“ vorbei. „Ganz entscheidend“, sagte der Bayern-Trainer, sei der Ausfall von Hargreaves für die verlorene Ordnung und das fehlende Tempo gewesen. Van Bommel, für sechs Millionen Euro als Ballack-Nachfolger vom FC Barcelona geholt, war nach seinem ersten Bundesligator im ersten Bundesligaspiel nicht fähig, als spielbestimmende Persönlichkeit aufzutreten.

Der mehrwöchige Ausfall von Hargreaves hat den FC Bayern mehr getroffen als die erste Saison-Niederlage. Der Mittelfeldspieler wird mindestens sechs Wochen fehlen. Hargreaves musste zwar nach der Rückkehr nach München nicht operiert werden, aber er erhielt für drei Wochen einen Gips. „Das ist fatal“, kommentierte Kapitän Oliver Kahn den Ausfall des 25-Jährigen, der sich den Stammplatz auf der Position des Abräumers im defensiven Mittelfeld gesichert hatte. „In dieser Phase der Saison ist das ein schwerer Verlust“, sagte Magath am Sonntag.

Wie wichtig Hargreaves für den Meister ist, bewies das Veto, das die Bayern-Verantwortlichen gegen einen von ihm gewünschten Wechsel zu Manchester United eingelegt hatten. Der Premier-League-Klub hatte für den englischen Nationalspieler bis zu 25 Millionen Euro als Ablösesumme geboten.

Auf der Bielefelder Seite dagegen herrschte Heiterkeit. Insbesondere bei Trainer Thomas van Heesen, der anwies, dass nicht Jörg Böhme, sondern Jonas Kamper den Freistoß kurz vor Schluss ausführen solle. Denn der Däne, begründete von Heesen später die Maßnahme, habe den härtesten Schuss der Liga. Nur weiß das noch keiner. „Danish Dynamite“ eben, was Arminias Torwart Mathias Hain bestätigte: „Im Torschusstraining hatte Jonas gegen alle drei Torhüter eine hundertprozentige Trefferquote und ist mir so auf den Sack gegangen, dass ich ihn angeschrien habe: Warum hast du nicht schon drei, vier Tore geschossen? Fang endlich damit an!“ Auch bei den Freistoßübungen war fast jeder Kamper-Schuss ein Treffer. „Die Bälle flattern unheimlich“, hatte von Heesen beobachtet. „Das ist eine Waffe, die kennt noch nicht jeder in der Bundesliga. Das war eine kleine Überraschung.“

Jonas Kamper, ein erfrischender Typ, ist nun kein Unbekannter mehr, zumal das ZDF ihn gleich ins „Aktuelle Sportstudio“ zur Fortsetzung der radebrechenden Erzählungen holte. Kamper bedankte sich für das Vertrauen von Heesens und den Verzicht Böhmes, versprach, ihm zwei Biere zu spendieren.

Hartmut Scherzer[Bielefeld]

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