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Sport: Ein Spiel ohne Antworten

Der Kampf um die Meisterschaft bleibt spannend – weil sich Bayern und Bremen beim 1:1 nicht wehtun

Bastian Schweinsteiger ging geradlinig, er zögerte keine Sekunde, durchmaß den Raum mit flinken Schritten, und so dauerte es nur wenige Sekunden, bis er durch war, und es in die Umkleidekabinen in der Münchner Arena geschafft hatte – vorbei an den wartenden Journalisten. Der Nationalspieler hatte keine Lust auf Antworten, die Fragen nämlich wären wohl unangenehm geworden. 67 Minuten hatte Schweinsteiger mitgespielt, aber nur eine alltägliche Flanke geschlagen, was war da los? Aber man konnte ihn nicht fragen, sondern nur feststellen: Bei diesem 1:1 (1:1) im Bundesliga-Spitzenspiel zwischen dem FC Bayern München und Werder Bremen hat sich nichts entschieden. Nicht der Titelkampf, und auch nicht, wer Bayerns Franck Ribéry während seiner mindestens dreiwöchigen Verletzungspause ersetzen kann.

Mit Schweinsteiger hatte sich Bayern-Trainer Ottmar Hitzfeld für die mutlose Lösung entschieden – und gegen das hoffnungsvolle 18-jährige Talent Toni Kroos. „Bastian Schweinsteiger hat sich das erarbeitet“, sagte Hitzfeld, „und er ist erfahrener.“ Letzteres stimmt natürlich, doch Schweinsteiger ist auch seit Wochen auf der Suche nach seiner Form, und es sieht nicht so aus, als könnte er bald fündig werden. Nur einmal gelang ihm eine ordentliche Aktion, eben jene Flanke in der 22. Spielminute auf Miroslav Klose, der allerdings freistehend am Tor vorbei köpfte. Es wäre der Ausgleich gewesen: Werder Bremen lag zu diesem Zeitpunkt bereits in Führung.

Nach fünfeinhalb Minuten hatte Bremens Markus Rosenberg den Ball von der Strafraumecke aus ungehindert zu Diego schieben dürfen, der nach höflichem Geleitschutz von Martin Demichelis frei vor Oliver Kahn zum Schuss gekommen und den Ball in die lange Torecke gehoben hatte. Es war nicht einmal Diegos spektakulärste Aktion, vielmehr war es sein Auftritt nach der Partie: Zu Spekulationen um einen möglichen Wechsel ins Ausland oder auch zu einem Ligakonkurrenten sagte er, dass es ihm in Bremen gefalle und dass er ja noch drei Jahre Vertrag bei Werder Bremen habe. Und dann, auf die Frage, ob er nun vorher gehen werde, sagte Diego: „Ich werden auf jeden Fall in der Bundesliga bleiben.“ Von Werder sprach er nicht.

Es war ein Spitzenspiel, das vieles hatte: Dramatik, interessante Momente und viel Emotion. Wut zum Beispiel war eine Emotion, die die Bayern begleitete, nach dem 0:1, dann nach einem vermeintlichen Abseitstor Luca Tonis – und schließlich nach dem Strafstoß, den Toni in der 29. Spielminute recht kläglich vergab. Er war von Bremens Torhüter Tim Wiese gefoult worden, trat etwas überraschend selbst an und scheiterte an Wiese. Bayerns Manager Uli Hoeneß sagte später zur Sicherheit: „Ich gebe grundsätzlich keine Auskunft zu verschossenen Elfmetern.“

Schon wenig später aber war Tonis Fehlschuss vergessen, weil Zé Roberto, mit beeindruckender Dribbelkunst gesegnet zwar, aber gewissermaßen das Gegenmodell zu einem torgefährlichen Fußballer, zum 1:1 ausglich. Danach veränderte sich nichts: Schweinsteiger bemühte sich weiterhin erfolglos. Er wurde in der 67. Minute endlich durch Toni Kroos ersetzt. Die Spieler beider Mannschaften verteidigten den Rasen um sich herum weiterhin so, als wäre es ihr ureigener Lebensraum, und der Ball wurde weiterhin rastlos von einer Seite des Platzes zur anderen getrieben. Bastian Schweinsteiger rannte dabei zumeist hinterher, bemüht, aber chancenlos.

Am Ende waren dann die Bremer zufriedener als die Bayern. Werders Trainer Thomas Schaaf freute sich über den ersten Punkt in der Bundesliga-Rückrunde. „Meine Mannschaft hat gezeigt, dass sie was erreichen will“, sagte Schaaf. „Es ist schön, dass sie mit einem Punkt belohnt wurde. So kann sie weitermachen.“

Michael Neudecker[München]

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