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Sport: Ein Symbol der Abkehr

Nationalcoach Donadoni steht für skandalfreien Sport

Rom - Dass Marcello Lippi als Nationaltrainer nicht mehr tragbar sein würde, war seit geraumer Zeit zumindest zu erahnen. Auch wenn der grantige Toskaner nach dem unverhofften Gewinn der Weltmeisterschaft in Italien kurzfristig sogar Heldenstatus genießen durfte. Doch der italienische Fußballskandal hat Lippi längst wieder eingeholt, was letztlich auch der eigentliche Grund für seinen Rücktritt war. Das Signal des Kommissarischen Leiters des italienischen FußballVerbandes, Guido Rossi, ist klar: Auch bei der Suche nach dem künftigen Nationaltrainer sollte mit der skandalumwitterten Vergangenheit gebrochen werden. Deshalb fiel die Wahl des Lippi-Nachfolgers auf den jungen und unverbrauchten Roberto Donadoni. Andere Trainer standen nicht zur Debatte, weil sie zum Teil auch noch vertraglich an Erstligaklubs gebunden sind.

Der 42-jährige Donadoni gilt als Weltenbummler im Fußball. Er ist ein Außenseiter ohne große Trainererfahrung. Seine Trainerstationen lassen sich an einer Hand abzählen. Gleichwohl war er der Wunschkandidat der älteren Spieler wie Kapitän Fabio Cannavaro, Gianluigi Buffon oder Gianluca Zambrotta. Auch Verbandschef Rossi hält große Stücke auf ihn. „Donadoni symbolisiert das Neue, den jungen Aufsteiger, dem man mit Sympathie begegnet und der unbelastet arbeiten kann. Gerade deswegen wird ihn der lange Schatten von Lippi nicht erdrücken“, sagte Rossi.

Ein Jahrzehnt lang, von 1986 bis 1996, spielte der aus Bergamo stammende Donadoni für den AC Milan und gewann mit dem Berlusconi-Klub sämtliche Titel: nationale Meisterschaften, Champions League, Supercup und Weltpokal. Dann verschlug es den schweigsamen Mann in die USA und nach Saudi Arabien. Seine Trainerlaufbahn begann 2001 in der dritten Liga, ehe er dann zu den zweitklassigen Klubs in Genua und Livorno wechselte. In Livorno führte er den Aufsteiger auf einen Mittelfeldplatz und trat zurück, als die Mannschaft im Januar nach glänzendem Saisonstart plötzlich einbrach.

Ein gutes Wort für Donadonis Engagement bei der Fußball-Nationalmannschaft legte übrigens auch Vizeverbandschef Demetrio Albertini ein, mit dem Donadoni einst bei Milan spielte. Die schwere Bürde des illustren Vorgängers Marcello Lippi schreckt Roberto Donadoni allerdings nicht ab. „Wir müssen daran denken, seine Arbeit fortzusetzen, und zwar so gut wie möglich“, sagte Donadoni.

Am 2. September beginnt für Italien die Qualifikation für die Europameisterschaft 2008, und die wird sicherlich nicht einfach. In der Gruppe B trifft Italien nämlich auf Frankreich, die Ukraine, Schottland, Litauen, Georgien und die Färöer. Für kurze Zeit war Roberto Donadoni auch als Trainer von Juventus Turin im Gespräch. Doch die neue Führung des italienischen Rekordmeisters, der wegen des Betrugsskandals in der kommenden Saison in der zweiten Liga spielen muss, entschied sich schließlich für den Franzosen Didier Deschamps, einen ehemaligen Juventus-Spieler.

Vincenzo Delle Donne

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