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Sport: Ein Tag für Afrika

Ghana gewinnt 2:1 gegen die USA und steht im Achtelfinale

Ghanas Teammanager Anthony Baffoe musste sich nicht den Vorwurf der Übertreibung gefallen lassen, als er erklärte: „Das ist nicht nur für Ghana. Das ist für ganz Afrika.“ Trainer Ratomir Dujkovic sprach etwas weniger pathetisch schlicht von einem „historischen Moment“. Welche Dimension der Augenblick wirklich hatte, ließ sich an der Reaktion des ranghöchsten Diplomaten der Welt erahnen. „Ich bin stolz auf meine Jungs“, ließ der in Ghana geborene UN-Generalsekretär Kofi Annan aus Genf mitteilen. Über den afrikanischen Fußball ist bei dieser Weltmeisterschaft noch nicht viel Gutes berichtet worden; es gab viele Geheimfavoriten, aber vor allem viele Enttäuschungen. Seit Donnerstag hat der Kontinent zum ersten Mal wirklich etwas zu feiern während dieses Turniers. Ghana hat sich in der Gruppe E gemeinsam mit Italien für das Achtelfinale qualifiziert – durch ein 2:1 (2:1) gegen die USA in Nürnberg.

Ghana ist damit als einziger afrikanischer Vertreter noch im Rennen, und das ist nach der 0:2-Auftaktniederlage gegen Italien durchaus bemerkenswert. Doch das verdiente 2:0 gegen Tschechien hatte Ghanas Chancen auf den fünften Achtelfinaleinzug einer afrikanischen Mannschaft wieder steigen lassen. Weil sie die bessere Ausgangslage als die Amerikaner hatten, begnügten sich die Ghanaer am Anfang mit einer Kontertaktik. Damit kamen sie nur mühsam ins Spiel, und sie benötigten die Hilfe des Gegners, um in Führung zu gehen. Nach 20 Minuten verlor Kapitän Claudio Reyna höchstpersönlich den Ball vor dem eigenen Strafraum und verletzte sich dabei auch noch. Haminu Draman wusste mit diesem Geschenk etwas anzufangen und ließ Kasey Keller im US-Tor keine Chance.

Das 1:0 verhalf den Ghanaern aber nicht zu mehr Sicherheit. Als ob sie Reynas Großzügigkeit nicht einfach so annehmen wollten, gab auch Derek Boateng den Ball in entscheidender Situation leichtfertig her. Diesmal flankte DaMarcus Beasley sofort auf Clint Dempsey, der den Ball zum 1:1 im Tor unterbrachte.

Die Entscheidung für Ghana fiel schließlich durch einen gewöhnlichen Zweikampf und Markus Merk. Der Amerikaner Oguchi Onyewu stieg nach einer Dreiviertelstunde gemeinsam mit Razak Pimpong im Strafraum zu einem Kopfball hoch, ohne dabei unfair vorzugehen. Schiedsrichter Merk entschied dennoch auf Elfmeter und zog sich damit den anhaltenden Zorn des US-Teams zu. Stephen Appiah verwandelte mit einem Schuss ins linke obere Eck. Wenige Augenblicke später pfiff Merk zur Halbzeit und musste sich auf dem Weg in die Kabine den aufgebrachten Amerikanern stellen. Torwart Keller fuchtelte mit seinem Handtuch vor Merks Gesicht herum, und Reyna klatschte dem deutschen Schiedsrichter ironisch Beifall. „Ich bin sehr enttäuscht über diese Entscheidung. Wenn man bei jeder Berührung im Strafraum pfeifen würde, gäbe es in jedem Spiel 15 Elfmeter“, sagte Bruce Arena. Der US-Trainer ließ die WM nach dem ersten Unmut aber schon bald hinter sich. Ob er auch künftig auf der Bank sitzen werde, könne er nicht sagen, aber: „Der amerikanische Fußball hat eine rosige Zukunft. In jeder anderen Gruppe wären wir weitergekommen.“

In der Gegenwart fehlte Arenas Spielern zwar nicht die Entschlossenheit, aber doch das Können, das Spiel noch zu drehen. Nach der Pause übten sie viel Druck aus, ohne sich wirklich große Torgelegenheiten zu erarbeiten. Brian McBride hatte die beste Chance der zweiten Hälfte, als er mit einem Kopfball nur den Pfosten traf. Die Ghanaer verteidigten nun ausschließlich, und am Ende verließ die Amerikaner nicht nur die Kraft, sondern auch die Motivation. 2002 waren sie noch ins Viertelfinale gekommen, diesmal bleibt nur Frust.

Ghana dagegen hat noch etwas Kraft zum Feiern aufgespart, für wann auch immer. „Wir haben noch nicht groß gefeiert“, sagte der Mainzer Otto Addo, „denn wir haben hier noch viel vor.“ Und Michael Essien, der im Achtelfinale wegen einer Gelb-Sperre fehlen wird, präzisierte: „Jetzt kann uns keiner stoppen. Wir können hier alle schlagen.“

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