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Sport: Ein Team als Partykapelle

Es bringt wohl nichts den Geist von New Orleans so gut zum Ausdruck wie die legendären Jazz-Begräbnisse. Wenn die Kapelle vom Trauermarsch-Tempo zu Ragtime-Rhythmen übergeht und aus der Beerdigung ein Straßenfest wird, schlägt der Blues in Lebensfreude um, und die Menschen vom Mississippi erteilen der Welt eine philosophische Lektion: dass Freude und Leid, Tod und Leben dicht beieinander liegen und zusammengehören.

Es bringt wohl nichts den Geist von New Orleans so gut zum Ausdruck wie die legendären Jazz-Begräbnisse. Wenn die Kapelle vom Trauermarsch-Tempo zu Ragtime-Rhythmen übergeht und aus der Beerdigung ein Straßenfest wird, schlägt der Blues in Lebensfreude um, und die Menschen vom Mississippi erteilen der Welt eine philosophische Lektion: dass Freude und Leid, Tod und Leben dicht beieinander liegen und zusammengehören.

Insofern wird am Sonntagabend in den Jazzkneipen des French Quarter wohl genauso getanzt und gefeiert worden sein wie Anfang Dezember. Damals besiegten die New Orleans Saints die großen Dallas Cowboys und qualifizierten sich für die Play-offs. Am Sonntag verloren die Saints hingegen im Halbfinale der Super Bowl haushoch gegen die Chicago Bears.

Die Enttäuschung nach der Niederlage wird in New Orleans allerdings sicher auch deshalb nur von kurzer Dauer gewesen sein, weil die gesamte Footballsaison für die Stadt schon ein rauschendes Fest war. Es war der Seelentrost, den New Orleans dringend gebraucht hat. Eine Footballmannschaft, die die besten Teams der Liga besiegt, war im vergangenen Jahr eine der wenigen Freuden, an denen sich die noch immer zu großen Teilen verwüstete Stadt aufrichten konnte.

Um ein Haar hätte die Stadt nach Hurrikan Katrina nicht einmal mehr einen Team gehabt. Klubbesitzer Tom Benson, der ohnehin in der verarmten Stadt schon lange keine ökonomische Perspektive mehr sah, hatte nach der Flut schneller mit San Antonio verhandelt, als das Wasser aus den Straßen abfließen konnte. Wer so illoyal ist, war die Meinung in New Orleans, soll lieber weg bleiben.

Doch Benson kam auf Drängen der Liga-Bosse zurück und heuerte den brillanten jungen Coach Sean Payton an. Der verwandelte einen Klub, der seit 40 Jahren als Punktelieferant der Liga galt, innerhalb von Wochen zu einer Erfolgsgemeinschaft. Und so entdeckten die New Orleanians die Liebe zu ihren Saints wieder.

Im nächsten Jahr werden Payton und seine Jungs wohl weiter ihre Rolle als Aufheiterer einer deprimierten Stadt spielen müssen. Die Prognosen für New Orleans sind nach wie vor finster – erst am Sonntag schrieb die „New York Times“, dass New Orleans dauerhaft auf die Hälfte seiner Prä-Katrina-Größe schrumpfen wird. Die Vorhersagen für die Saints hingegen sind sonnig – NFL-Experten sind sich einig, dass diese Saison für Paytons Team erst der Anfang war.

An dieser Stelle erklären die US-Korrespondenten Matthias B. Krause und regelmäßig Phänomene aus dem amerikanischen Sport.

Sebastian Moll

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