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Ertrag nur in Halbzeit eins. Hubnik (u.) feiert sein Tor zum 3:0 mit Allagui. Foto: dpa

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Sport: Ein Team, zwei Gesichter

Beim 3:2 gegen Aue verspielt Hertha BSC beinahe einen 3:0-Vorsprung.

Berlin - In der Halbzeitpause sprang im Olympiastadion vermutlich versehentlich die Rasenberegnungsanlage an. Die Spieler, vor allem jene von Erzgebirge Aue, waren da schon in der Kabine, es wäre des Guten zu viel gewesen. Denn sie wurden von Hertha BSC in der ersten Halbzeit ordentlich nass gemacht, wie es in der Fußballersprache heißt, wenn eine Mannschaft die andere vorführt. Drei Tore hatten die Berliner den Sachsen im ersten Abschnitt eingeschenkt.

Doch zu einem Fußballspiel gehören zwei Halbzeiten, und mit dem zweiten Abschnitt sollte es sich genau umgekehrt verhalten. Aue marschierte, während Hertha einen besseren Feierabendkick hinlegen wollte. Die Berliner ließen all das vermissen, was sie in der ersten Halbzeit noch richtig gemacht hatten. So mussten die Berliner sogar zittern, bis am Ende vor 33 157 Zuschauern ein 3:2 (3:0) rauskam.

Sollte der Tabellenzweite Braunschweig am Montag gegen Cottbus verlieren, stünde Aufsteiger Hertha schon vor den zwei ausstehenden Spieltagen auch als Zweitligameister fest. „Wir freuen uns über die Punkte, leider haben wir in der zweiten Halbzeit nicht mehr den Rhythmus gefunden“, sagte Herthas Trainer Luhukay. Mehr mochte er nicht sagen, aber es war ihm anzumerken, wie sehr ihn die zwei Gesichter seines Teams nervten.

Die Gäste aus Aue stecken weiterhin mitten im Abstiegskampf. Und das schien die Erzgebirgler zu hemmen. Es waren noch nicht einmal zehn Minuten gespielt, da gingen die Berliner schon in Führung. Einen schnellen Gegenzug über Änis Ben-Hatira und Sami Allagui schloss Adrian Ramos zum 1:0 ab. Für Herthas einziger Sturmspitze war es bereits das elfte Saisontor.

Erfolgreicher ist nur noch Ronny, der sein Trefferkonto nach einer guten halben Stunde auf 18 hochschraubte. Nach einem Doppelpass mit Allagui erzielte der Brasilianer das 2:0. Allerdings wurde sein Schuss von einem Bein eines Auer Spielers abgefälscht.

Das Spielchen schien früh entschieden. Dass das Team aus Aue, kurzfristig vom ehemaligen Herthaner Falko Götz übernommen, noch einmal zurückkommen würde, war zu diesem Zeitpunkt mehr als fraglich. Die Gäste spielten ohne Mumm und Tempo, sodass Hertha das Spiel locker verwalten konnte.Die ganze Harmlosigkeit und Verunsicherung der Auer kulminierte in einer Szene vor dem Halbzeitpfiff. Nach einer Ecke von Ronny erzielte Roman Hubnik per Kopf das 3:0. Und wenn schon der Ergänzungsspieler aus Tschechien für die Berliner trifft, spricht das Bände.

Vielleicht war der satte Vorsprung den Berlinern einen Tick zu leicht gefallen, denn sie kamen allzu lax aus der Pause. Der Ball war gerade freigegeben, da erzielte Aues Jakub Sylvestr per Kopf das 1:3. Hertha hatte das Spiel grundlos aus der Hand gegeben, Spielstruktur und Spielorganisation stimmten nicht mehr. Insbesondere Ronny glaubte, dass Spiel aus dem Stand dirigieren zu können.

Die Sachsen dagegen rackerten. Nach gut einer Stunde verwandelte Sylvestr einen von Pekarik an Mike Könnecke verursachten fragwürdigen Strafstoß zum 3:2. Vernünftige Offensivaktionen brachten die Herthaner – abgesehen von einem schönen Schuss von Allagui – nicht mehr zu Stande, aber wenigstens die Defensive hatte sich halbwegs stabilisiert. Hertha hatte seine Schwächephase überwunden. So wurde das 3:2 irgendwie über die Zeit geschaukelt. Andernfalls hätten wohl die Berliner ganz schön bedröppelt dagestanden. Michael Rosentritt

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