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Sport: Ein Texaner, ein Usbeke

Ein buntes Schachteam holt EM-Titel für Deutschland

Berlin - Das Profidasein hat Georg Meier gerade erst aufgegeben. Dennoch fällt öfter das Wort „professionell“, wenn er den größten Erfolg einer deutschen Schachmannschaft zu erklären versucht. Wie konnten sie bloß erstmals Europameister werden, obwohl sie bei dem Turnier auf der griechischen Halbinsel Sithonia nur auf Platz zehn gesetzt waren? „Wir waren hier alle sehr professionell am Werk“, sagt Meier. „Animositäten“ hätten keine Rolle gespielt, und der Konflikt mit Verbandsfunktionären, der vor der Schach-Olympiade 2010 noch zur Absage der vier besten deutschen Großmeister geführt hatte, sei gelöst.

Schon am heutigen Montag macht Meier sich wieder auf den Weg nach Lubbock in Texas. Der 24 Jahre alte Trierer hat in den USA ein Wirtschaftsstudium begonnen, wohl auch aus der Erkenntnis heraus, dass es für die Weltelite im Schachsport nicht ganz reichen würde. In der Schlussrunde auf Sithonia war Meier aber noch einmal der glänzende Hauptdarsteller gegen die favorisierte Mannschaft aus Armenien, Olympiasieger von 2006 und 2008. „Unsere Marschroute war, dass ich wahrscheinlich als Einziger die Chance haben würde, zu gewinnen. Und so habe ich die Partie dann auch angelegt“, sagt Meier.

Und der Plan ging tatsächlich auf. Wie so oft bei dieser Europameisterschaft. Nach neun Runden standen für Deutschland sieben Wettkampfsiege zu Buche, sie bezwangen sogar drei der vier weltbesten Teams: neben Armenien auch Aserbaidschan und Olympiasieger Ukraine. Die Einzelbilanzen der fünf deutschen Großmeister – Arkadij Naiditsch, Georg Meier, Daniel Fridman, Jan Gustafsson und Ersatzmann Rainer Buhmann – fielen ebenfalls positiv aus.

Doch das Erfolgsgeheimnis ist offenbar eng verbunden mit einem weiteren Namen: Rustam Kasimdschanow. Der in Nordrhein-Westfalen lebende Usbeke, Fide-Weltmeister von 2004, war eigens als Eröffnungstrainer verpflichtet worden. Und laut Meier wurde Kasimdschanow „eine Riesenunterstützung“. Vor einem Jahr hatte man den Spielern einen solchen Trainer noch verwehrt; diesmal stimmte das – inzwischen veränderte – Präsidium des Deutschen Schachbundes zu. In Einzelsitzungen stellte Kasimdschanow die Spieler auf ihre jeweiligen Gegner ein. „So blieben uns immer ein paar Stunden mehr zum Entspannen, weil Rustam die Arbeit machte und wir uns nicht selber vorbereiten mussten“, sagt Meier. Die Zusammenarbeit habe sie nicht direkt zu besseren Spielern gemacht, „aber wir hatten eben mehr Energie für unsere Partien“.

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