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Sport: Ein Titel für Agnelli

Juventus Turin wird zum 27. Mal Meister und widmet den Erfolg dem verstorbenen Fiat-Chef

Eigentlich wäre jetzt ja Champagner im Überfluss fällig. Juventus Turin kann zwei Spieltage vor Saisonende in der italienischen Fußball-Serie A nicht mehr von Platz eins verdrängt werden. Der Klub sicherte sich trotz eines 2:2 gegen den AC Perugia vorzeitig den Titel. Es ist der fünfte Meistertitel in neun Jahren. Verfolger Inter Mailand hat nach dem 1:1 gegen den AC Parma bei acht Punkten Rückstand keine Chance mehr, Turin noch abzufangen.

Doch so richtig feiern wollte niemand bei Juventus, weder die Spieler noch die Fans. Denn diesen Titel, den 27. insgesamt, widmeten die Profis und ihre Anhänger dem im Januar verstorbenen Fiat-Chef Gianni Agnelli, der Juventus mit riesigen Summen unterstützt hatte. „Wenn er uns vom Himmel zuschaut, woran ich fest glaube, dann wird er sicherlich zufrieden über diesen Titel sein", sagte Juventus-Präsident Vittorio Chiusano. Gianni Agnellis jüngster Bruder Umberto, der jetzt den Fiatkonzern führt, sagte: „Es wäre schön gewesen, wenn er das noch miterlebt hätte."

Auch der tschechische Mittelfeldmotor Pavel Nedved, einer der Stars von Juventus, feierte eher verhalten. In Gedanken war er zudem beim Halbfinal-Rückspiel der Champions League gegen Real Madrid. „Ich möchte auch dieses Spiel gewinnen, aber das wird schwierig sein“, sagte der Tscheche. Trainer Marcello Lippi dagegen gibt sich optimistischer und spornt seine Mannschaft an: „Uns stehen fünf Tage bevor, die zu den schönsten unseres Lebens werden können. Den ersten Schritt dazu haben wir heute bereits gemacht.“ Unter Lippis Führung hat Juventus insgesamt fünf Meistertitel und einmal die Champions League gewonnen.

Einen winzigen Makel hat die ansonsten wunderbare Bilanz des Trainers aber. Er hat bisher nur mit Juventus Titel gewonnen, nie mit anderen Klubs. Ja und?, sagt Lippi. Schmälert das etwa die Leistung? „Ohne menschliche und moralische Qualitäten ist man nicht in der Lage, fünf Meistertitel zu gewinnen." Anders ausgedrückt: Der Trainer Lippi hat alles, was ein Erfolgstrainer braucht, ob er diese Qualitäten nun mit Juventus umsetzt oder mit einem anderen Verein.

Lippi verriet aber auch noch den letzten großen Traum des verstorbenen Agnelli: Juventus Turin möge bald drei Sternchen auf dem Trikot tragen. Im Klartext: Drei weitere Meistertitel müsen her. Denn ein Stern steht für zehn Meistertitel. Lippi freilich sagt: „Ich weiß nicht, ob ich das schaffe.“

Vincenzo Delle Donne

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