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Sport: Ein Tor und wenig mehr

Mitfavorit England kommt im ersten WM-Spiel zu einem glanzlosen 1:0 gegen Außenseiter Paraguay

Zwei Stunden nach dem Spiel waren sie noch da, mit Blaskapelle und choraler Sangeskraft. Tausende englische Fußballfans feierten in der Arena in Frankfurt am Main mit ihrer Hymne „Football is coming home“ noch immer den 1:0 (1:0)-Sieg ihrer Mannschaft zum WM-Auftakt gegen Außenseiter Paraguay. Schon in den Morgenstunden hatten sich die Anhänger rund um das Stadion eingesungen, Tausende suchten noch Karten. Als es endlich losging, stimmten die Briten die Nationalhymne „God save the queen“ an, natürlich zu Beginn des Spiels, dann aber auch zu Beginn der zweiten Halbzeit und kurz vor dem Schlusspfiff. So viel Einsatz wie ihre Fans boten die von der übermächtigen Mehrheit der 48 900 Zuschauer gefeierten englischen Fußballer nicht. Bei Sommertemperaturen kamen sie über einen schmucklosen Erfolg nicht hinaus. Das Tor erzielte auch noch Paraguays Kapitän Carlos Gamarra, der eine Flanke von David Beckham kurz nach Spielbeginn unglücklich ins eigene Tor köpfte.

„Wenn wir Weltmeister werden wollen, müssen wir uns steigern“, räumte Englands Trainer Sven-Göran Eriksson ein. „Die Hitze heute hat uns zu schaffen gemacht.“ Auch ohne den verletzten Wayne Rooney, den die Fans bei jeder Einblendung auf dem Videowürfel feierten, bot Eriksson ein 4-4-2-System auf – mit dem kleinen flinken Michael Owen und dem kopfballstarken Hünen Peter Crouch in der Spitze. Das Duo setzte die Südamerikaner zunächst stark unter Druck, so dass Paraguays Torwart Justo Villar viel riskieren musste, um einen zweiten frühen Gegentreffer zu verhindern. Bei der Fußabwehr weit vor seinem Tor verletzte er sich aber derart schwer, dass er von Ersatzkeeper Aldo Bobadilla abgelöst werden musste. Villar fällt mindestens zwei bis drei Wochen aus. Sollte Paraguay in der Vorrunde ausscheiden, hätte er die WM gerade einmal sieben Minuten erlebt.

Nach dem frühen Eigentor wirkte Paraguays Mannschaft um die Bundesligaprofis Nelson Valdez (bisher Bremen, demnächst Dortmund) und Roque Santa Cruz (Bayern München) eingeschüchtert. „Wir hatten Respekt vor diesem starken Gegner“, gab Trainer Anibal Ruiz zu. Die Briten wiederum konnten mit ihrer körperlichen Überlegenheit wenig Kluges anfangen, viele Kombinationen endeten spätestens im Strafraum des Gegners mit einem Fehlpass. „In der zweiten Halbzeit haben wir die Engländer gut kontrollieren können“, meinte Paraguays Coach Ruiz.

Schon in der Nachspielzeit des ersten Durchgangs weckte Valdez sein Team mit einem Distanzschuss, der knapp am englischen Tor vorbeistrich. Nach einer Stunde vergab Carlos Paredes nach einem Fehler von Englands Keeper Paul Robinson eine weitere Ausgleichschance für die ansonsten harmlosen Südamerikaner. Am Schluss immerhin wurden die Engländer wieder aktiver. Als Muntermacher taten sich die „Come on, England“ rufenden Fans sowie Mittelfeldstar Frank Lampard vom FC Chelsea hervor. Einen seiner Distanzschüsse konnte Bobadilla nur mit Mühe über die Torlatte lenken.

„Wir haben den Paraguayern am Ende zu viel vom Spiel überlassen“, ärgerte sich Lampard noch nach dem Schlusspfiff. Den im Stadion weiterfeiernden englischen Fans war das egal. Der Fußball war heimgekehrt zur Weltmeisterschaft – und die Fans sangen ihre Hymne, bis auch die letzten Bierstände dichtmachten. Sogar die Paraguayer waren von so viel Weltmeisterlaune beeindruckt. „Ich habe mich geärgert, weil wir besser spielen können“, sagte Nelson Valdez. „Aber die Stimmung war super.“

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