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Sport: Ein Trainer für die Rückrunde

Jürgen Röber übernimmt für kurze Zeit den BVB

Das riesige Interesse hatte Michael Zorc nicht vermutet, als gestern Mittag im Presseraum des Dortmunder Stadions der neue Trainer vorgestellt wurde: „Ich komme hier gar nicht hoch“, stöhnte der Sportdirektor des BVB, als Jürgen Röber auf dem Podium Platz genommen hatte, und das Blitzlichtgewitter dutzender Fotografen auf ihn einprasselte. Tatsächlich war der große Ansturm nicht zu vermuten, einen Tag nachdem die Dortmunder den Holländer Bert van Marwijk gefeuert hatten und parallel dazu öffentlich wurde, dass die große Lösung in der Trainerfrage gescheitert war. Ottmar Hitzfeld hatte dem Revierklub abgesagt.

Dass Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke zuvor mit dem Heilsbringer, der Dortmund zu zwei Meisterschaften und 1997 zum Gewinn der Champions League geführt hatte, verhandelt hatte, brachte die Dortmunder Volksseele in Wallung. Es habe „zwei Optionen in allen Personalspielen“ gegeben, sagte Watzke nun. Mit Hitzfeld als erster Lösung. Doch „zeitgleich“, so beeilte sich Watzke zu beteuern, „haben wir auch Jürgen Röber sehr stark im Fokus gehabt“.

Offensichtlich ging es darum, den Eindruck zu vermeiden, mit Röber einen Lückenbüßer verpflichtet zu haben, nachdem sich der BVB kurz vor Weihnachten selbst in eine personelle Zwangslage manövriert hatte: Van Marwijk zurück in Holland, Hitzfeld nicht zu bekommen und mit Thomas von Heesen einen zweiten Wunschkandidaten, der kurzfristig unabkömmlich ist, weil er noch bis zum Saisonende bei Arminia Bielefeld unter Vertrag steht. Kein Beleg für eine weitsichtige Personalplanung. Watzke sagte zwar, man habe „die Trainerfrage innerhalb von 24 Stunden sehr zielgerichtet geklärt“, doch schon die Bekanntgabe der Laufzeit des Kontraktes mit dem neuen Mann ließ an dieser Beteuerung ernsthafte Zweifel aufkommen.

Die Zusammenarbeit ist nämlich bis zum 30. Juni 2007 befristet. Die Reduzierung auf die 17 Spiele in der Rückrunde lässt viel Raum für Spekulationen. Die Vermutung liegt nahe, dass die Dortmunder mittelfristig weiterhin auf den von Watzke hoch geschätzten von Heesen bauen. Watzke betonte, sein Klub habe „lediglich eine Position für die Rückrunde gesucht“. Borussia Dortmund lege sich nicht fest, schließe allerdings auch nichts aus. Kein leichtes Standing für den 52-jährigen Röber, zumal in einem Umfeld, das sich in dieser Saison ohnehin schon als Minenfeld erwiesen hat.

Jürgen Röber bringt nach Dortmund seinen bewährten Kotrainer Bernd Storck mit, der als Profi einst für die Borussia gespielt hat. Der neue Trainer zeigte sich bei seiner Vorstellung vom Makel der Teilzeitkraft unbeeindruckt. Es sei „einfach fantastisch, wieder zurück zu sein“, sagte der Mann, der im Mai bei Partizan Belgrad gehen musste, weil er in der Meisterschaft von Serbien-Montenegro den Lokalrivalen Roter Stern vorbeilassen musste. Als Spieler galt Röber als großer Kämpfer, der in Bremen, München und Leverkusen bis zum Umfallen lief. Später erwarb er sich bei Nottingham Forest den Spitznamen „German Fighter“.

Auch diese Fähigkeiten sind in Dortmund gefragt, verpflichtet wurde Röber jedoch als Mann mit Führungsqualitäten. Die seien „bekannt, seit er mit Hertha BSC von der Zweiten Liga bis in die Champions League marschiert ist“, wie Watzke sagte. Seine vornehmliche Aufgabe sieht Röber darin, „den Spielern die Angst zu nehmen“. Gerade zwei Siege in neun Heimspielen dieser Saison bedeuten eine desaströse Bilanz. Zuletzt hatten die Zuschauer für die Leistungen der Mannschaft nur noch Hohn und Spott übrig.

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