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Sport: Ein unerfreuliches Erlebnis

Das 0:3 bei 1860 ist der erste echte Rückschlag für Schalke

München. Es war einer der raren Momente im Leben von Frank Neubarth, in dem er sichtlich Mühe hatte, sein Temperament zu zügeln. Mit großen Schritten hastete der Trainer des FC Schalke 04 nach rund einer halben Stunde Spielzeit über die Tartanbahn des Münchner Olympiastadions, um sein Missfallen über das soeben Passierte mit hektischen Handbewegungen kundzutun. Schiedsrichter Hartmut Strampe hatte 1860-Kapitän Marco Kurz und den Schalker Gustavo Varela vom Feld geschickt. Und das nach einer Rangelei, so Neubarth später, „wie sie in dieser Saison schon hundert Mal vorgekommen ist“.

Vermutlich war es nicht bloß die Herausstellung des Mittelfeldspielers, die seinen gewöhnlich sehr resistenten Ruhepuls in Gefahr brachte – schließlich spielte seine Mannschaft in der Folge nicht in Unterzahl –, sondern die Vorahnung, dass der Nachmittag eines der unerfreulichsten Erlebnisse seiner bisherigen Mission als Schalke-Trainer bereithalten sollte. Denn die Zurückhaltung, die seine Mannschaft bis zu diesem Zeitpunkt fast schon demonstrativ zur Schau gestellt hatte, bestimmte auch weite Strecken der verbleibenden Spielzeit. „Wir haben eine Passivität an den Tag gelegt, die ich nicht nachvollziehen kann“, sagte Neubarth später mit dem Unterton eines Beleidigten, der sehr ungern beleidigt wird.

Das Offensivspiel der Gäste reduzierte sich auf sehr durchschaubare Angriffsvarianten, die selbst der in dieser Saison selten sattelfesten Münchner Defensive keine ernsthaften Probleme bereiteten. Dennoch gab es einen Moment in der Partie, in dem sich für die Ergebnisfußballer aus Gelsenkirchen, die zuvor mit nur zwölf Toren 15 Punkte erwirtschaftet hatten, wieder einmal alles hätte zum Guten wenden können. Gerald Asamoah bediente Ebbe Sand, doch der scheiterte völlig freistehend an Münchens Torhüter Simon Jentzsch. „Die wenigen Chancen, die wir hatten, haben wir nicht genutzt“, sagte Neubarth, und es klang, als hätte er eine Schalker Führung selbst als ziemlich ungerecht empfunden.

Die Gäste wirkten selbst zu diesem Zeitpunkt noch derart unbeteiligt an der Partie, als hätten sie den Nachmittag lieber zu angenehmeren Dingen genutzt. So ging die gesamte Hintermannschaft auch beim Führungstor der Sechziger nach gut einer Stunde recht desinteressiert zu Werke; Remo Meyer bediente per Grätsche Markus Schroth, der den Ball für seinen Sturmpartner Benjamin Lauth durchkullern ließ und ihm das 1:0 ermöglichte.

„Danach wurden die Lücken in unserer Defensive immer größer“, stellte Neubarth fest. Zu dieser Erkenntnis kamen auch die Gastgeber recht schnell und nutzte sie recht mühelos zum Ausbau der Führung. Zunächst spazierte erneut Lauth durch den weitgehend aufgelösten Schalker Defensivverbund und erhöhte auf 2:0. Wenig später traf Schroth zum Endstand, nachdem Daniel Borimirov die ehemalige Viererkette mit einem Außenristpass von der Mittellinie ausgehebelt hatte.

Nach dem vielversprechenden Start des Pokalsiegers war dies der erste echte Rückschlag in der noch jungen Saison. „Wenn ich so ein Spiel sehe“, sagte Rudi Assauer, „kann ich ja nicht gut gelaunt sein.“ Trotzdem verbreitet der Manager von Schalke 04 im Anschluss eine gewisse Gelassenheit, so als wolle er sagen: Ruhe behalten. Für einen Frank Neubarth in Normalform dürfte dies eigentlich kein Problem sein.

Daniel Pontzen

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