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Sport: Ein Weltrekordler verkrampft

Rupprath hat auf einmal Angst vor der Konkurrenz

Berlin - Nach 75 Metern verkrampfte Thomas Rupprath. Verzweifelt kämpfte er um den Sieg über 100 Meter Rücken bei den deutschen SchwimmMeisterschaften in Berlin. Am Ende wurde er Vierter. Er schwamm 54,84 Sekunden, verbesserte seine Bestzeit um sieben Zehntelsekunden. Trotzdem stand er da und sagte: „Es war eine Kopfsache.“ Gewonnen hatten nämlich Helge Meeuw (Wiesbaden) und Marco di Carli (Sögel). Sie schlugen zeitgleich an, in 54,78 Sekunden.

„Es war natürlich auch knapp“, sagte Rupprath noch. Aber darum geht es nicht. Es geht darum, dass Thomas Rupprath von den Wassersportfreunden Hannover diese Rolle nicht gewohnt ist: Verlierer. Er hat 40 Medaillen bei internationalen Großereignissen gewonnen, er hat 56 deutsche Meistertitel gesammelt, er ist Kurzbahn-Weltmeister, Profischwimmer, er verdient viel Geld durch Sponsoren, er sagt: „Ich bin ein Big Player.“

Jetzt ist sein Status gefährdet, „denn Helge Meeuw ist Thomas’ Angstgegner“, sagt Bundestrainer Manfred Thiesmann. So etwas kannte der Weltrekordler über 50 Meter Rücken nicht. Helge Meeuw hatte ihn schon 2004 bei den deutschen Meisterschaften über 200 Meter Schmetterling besiegt. „Das hat sich bei Thomas tief eingegraben“, sagt Thiesmann. Rupprath erzählt, dass er nicht locker in ein Rennen gegen Meeuw gehen kann. Vor der Niederlage über 100 Meter Rücken stand, fast konsequent, noch eine andere Schlappe: Platz zwei über 100 Meter Schmetterling. Sieger: Meeuw, 21 Jahre alt. „Diese Niederlage hat mich schon sehr geärgert“, sagt der 28-jährige Rupprath.

Der Druck, die Ungewissheit über die eigene Situation, verändert sein Auftreten. Die forschen Sprüche, die selbstbewusste Körperhaltung, der offene Blick, diese Attribute eines Siegertypen, sind verschwunden. Thiesmann sieht die Veränderungen im Wasser. „Er wird unruhiger, wenn er weiß, dass Helge kommt. Der schlägt ihn ja mit seinen eigenen Waffen.“ Rupprath hatte immer exzellente Wenden, das brachte ihm einen Zeitvorteil. Aber Meeuw wendet ebenfalls schnell. Dann sucht er das direkte Duell. Meeuw hat dabei nichts zu verlieren, er ist 21 Jahre alt, er ist der Angreifer. Rupprath hat seinen Status zu verlieren, er muss verteidigen. Und dann verkrampft er.

Morgen kommen die 50 Meter Rücken. Da muss Rupprath gewinnen. Er hält den Weltrekord, er ist aktueller Weltmeister. Es gibt nur ein kleines Problem: Auch Meeuw ist am Start.

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