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Sport: Ein Zeichen zur rechten Zeit

Was Tomassons Wechsel nach Stuttgart bedeutet

Die Gangart von Giovanni Trapattoni fiel eine Spur zu verwegen und zu beschwingt aus, um als normal durchzugehen. Er tänzelte fast über den Teppich. Die Stimmen auf den Gängen des noblen Hotels „Schloss Pichlarn“ in der Steiermark klangen lauter und fröhlicher als sonst, im Grunde ging es so lebhaft zu wie in einer Jugendherberge kurz vor dem Abendessen. Alle im Trainingslager des VfB Stuttgart und in seinem Umfeld sind nach dem jüngsten Transfer des Vereins offenbar sehr erleichtert. Die Zeitungen in Stuttgart druckten dicke Überschriften und melden den neuesten Einkauf wie eine Sensation: „Perfekt – Tomasson kommt“. Der 28 Jahre alte Däne Jon Dahl Tomasson wechselt vom AC Mailand zum VfB Stuttgart, was allein als außergewöhnlich gelten kann. Der Stürmer, der zu den besten Angreifern Europas gezählt wird, wird einen Vertrag bis 2009 unterschreiben. Rund fünf Millionen Euro, so wird kolportiert, betrug die Ablöse.

Trainer Trapattoni neigte den ergrauten Kopf voller Zufriedenheit zur Seite und lächelte noch charmanter als sonst. „Das ist ein Zeichen an die Mannschaft“, sagte der Cheftrainer des VfB beglückt. Und Verteidiger Andreas Hinkel sagte: „Das war genau, was wir gebraucht haben.“ Alle waren ergriffen von einer Aufbruchstimmung, an die kaum einer mehr glauben wollte, als Absage nach Absage wie ein kalter Wind zur Tür hereinfegte. Manch einer hatte sich schon über die Stuttgarter lustig gemacht, die partout keine Zusage von einem Stürmer erhielten, der als Nachfolger von Kevin Kuranyi getaugt hätte. Und nun Tomasson, der ein ausgezeichneter Spieler ist, nach drei Jahren bei Milan allerdings in die zweite Reihe der Stürmer hinter Vieri, Schewtschenko, Inzaghi und Gilardino gerutscht war.

„Wir werden noch einen richtig guten Mann fürs Mittelfeld holen“, sagte Jochen Schneider, der Manager des VfB. „Wir wollen Fehler der Vergangenheit nicht wiederholen und die Abgänge adäquat ersetzen.“ Neben Kuranyi (FC Schalke 04) verließ auch Mittelfeldregisseur Alexander Hleb (Arsenal London) den VfB. Die beiden Transfers hatten rund 22 Millionen Euro in die Klubkasse gebracht.

Vergangenen Donnerstag hatte Schneider zusammen mit Sportdirektor Herbert Briem und Finanzchef Ulrich Ruf in München am Flughafen letzte Details mit Tomasson und dessen Management ausgehandelt und dann am Samstagvormittag in einem sechzigminütigen Abschlussgespräch in Mailand den Transfer endgültig abgewickelt. Tomasson reiste gestern bereits nach Stuttgart, um den obligatorischen medizinischen Test zu absolvieren. Anfang dieser Woche soll er dann zur Mannschaft ins Trainingslager in der Steiermark fliegen.

Der Name Tomasson schwirrte schon eine Weile in den Köpfen der VfB-Verantwortlichen herum. Schließlich hatte der schnelle Däne mit seinen drei Toren, die er für Feyenoord Rotterdam im Uefa-Pokal gegen den VfB erzielt hatte, bleibenden Eindruck hinterlassen. Schon 2002 wollten die Stuttgarter Tomasson verpflichten, der gab aber dann den Lockrufen des AC Mailand nach. Jetzt bekamen die Stuttgarter den Zuschlag, obwohl sich auch andere europäische Klubs wie Benfica Lissabon um Tomasson bemüht hatten.

Mit einem Lächeln sagte Trapattoni: „Ich bin so froh, dass er kommt. Wir wollten ihn, er wollte zu uns, alles ist gut.“ Und Tomasson selbst erklärte seinen Wechsel in die Bundesliga mit der „besonderen Herausforderung“, die er ein Jahr vor Beginn der WM in Deutschland spüre. Tomasson besaß in Mailand einen Vertrag bis 2009, gewann 2003 mit dem AC die Champions League und im vergangenen Jahr die italienische Meisterschaft.

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