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Sport: Einarmige Gefahr

Bambergs Basketballer Rick Stafford kann nicht mehr mit rechts werfen – und spielt trotzdem

Berlin – Rick Stafford besaß mit seiner linken Hand die große Chance. Alleine dribbelte er auf den Frankfurter Korb zu, zwei weitere Punkte einer großartigen Aufholjagd der Basketballer von GHP Bamberg lagen in der Luft. Doch Stafford verlor überraschend den Ball, und musste zusehen, wie Jukka Mattinen auf der anderen Seite für die Opel Skyliners aus Frankfurt drei Punkte erzielte. Es war eine Schlüsselszene. Statt mit vier Punkten lag Bamberg im zweiten Finalspiel plötzlich wieder mit neun zurück. Kotrainer Volker Stix sagt: „Normalerweise sind das zwei sichere Punkte für uns“.

Doch für Bambergs Flügelspieler Rick Stafford ist in der aktuellen Finalserie der Bundesliga vieles nicht normal. Bei der Niederlage (54:73) der Bamberger bei den Skyliners spielte er erneut, obwohl ihn eine tiefe Schnittwunde und eine Schleimbeutelverletzung am rechten Ellenbogen stark einschränkt. Ausgerechnet seine Stärke, die Distanzwürfe, kann er nicht mehr anwenden. „Ich kann zurzeit mit rechts keine Dreier werfen“, sagt Stafford. Stattdessen versucht er mit seiner schwächeren linken Hand zu spielen. Was nicht immer gut geht. Als Bambergs Trainer Dirk Bauermann ihn nach jener Schlüsselszene auswechselte, fiel ihm Stafford verzweifelt in die Arme. „Er tut mir schon Leid“, sagt Kotrainer Volker Stix. Denn diese Verletzung ist fast schon tragisch.

Rick Stafford zählt zu jenen Spielern, die mit Bamberg bereits zweimal im Finale standen – und zweimal verloren. Nun hat er zum dritten Mal in Folge die Chance, erstmals Deutscher Meister zu werden. „Ich bin mit einer schönen Frau und schönen Kindern beglückt“, sagt Stafford, „alles, was ich jetzt noch verfolge, ist diese Meisterschaft.“ Während dieser Saison musste er bereits einige Rückschläge verkraften. Erst setzte ihn eine Gehirnhautentzündung außer Gefecht, dann eine Bänderverletzung. Gerade noch rechtzeitig zu den Play-offs kam er wieder auf die Beine. „Er war so stark, wie ich ihn noch nie gesehen habe“, sagt Bambergs Manager Wolfgang Heyder. 27 und 22 Punkte erzielte er in den ersten Viertelfinalspielen gegen Oldenburg – dann knallte er im dritten Spiel im Bamberger Forum in eine Werbebande.

Die Bande war vorschriftsmäßig gepolstert, nur an einer Stelle ragte die metallene Kante heraus. Darauf ist Stafford geprallt, als er dem Ball hinterherhechtete. „Ich mache den Verantwortlichen in der Halle keinen Vorwurf“, sagt Stafford, „das gehört zum Spiel.“ Inzwischen ist die Stelle an der Bande auch abgedeckt. Zu spät für ihn.

Der Kämpfer spielt trotzdem. „Soll ich zu Hause sitzen und heulen?“, sagt der 33 Jahre alte Flügelspieler. Er wirft nun mit der schwächeren linken Hand, gar nicht mal schlecht. „Mein Vater hat es mir beigebracht“, sagt der gebürtige US-Amerikaner mit deutschem Pass. Dennoch ist er in der Offensive nicht so gefährlich wie sonst, die Frankfurter Verteidiger ließen ihn manchmal frei stehen, weil sie wussten, dass er nicht werfen würde. „Ich bin felsenfest davon überzeugt, dass wir mit einem gesunden Stafford diese Serie hundertprozentig packen würden“, sagt Wolfgang Heyder. So aber steht es 1:1 in der Serie nach dem Modus „Best of five“, und Bamberg muss darauf vertrauen, im dritten Finale am Sonntag erneut den Heimvorteil nutzen zu können.

Rick Stafford ist bereits heiß. Die Frankfurter sollen ihn ruhig frei stehen lassen, sagt er, „dann treff ich das Ding eben mit links“. Überhaupt werde seine Verletzung besser. „Ich komme wieder“, sagt er . Das nennt man wohl Trotz.

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