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Sport: Eine an der Torlatte

Nun also auch die Handballer. Nachdem kürzlich sogar der Fußball die sporthistorische Steinzeit verlassen hat und für die Weltmeisterschaft 2014 die Torlinientechnologie einführt, gehen auch die Handballer mit dem Zeitgeist.

Nun also auch die Handballer. Nachdem kürzlich sogar der Fußball die sporthistorische Steinzeit verlassen hat und für die Weltmeisterschaft 2014 die Torlinientechnologie einführt, gehen auch die Handballer mit dem Zeitgeist. Die Europäische Handball-Föderation will beim Finalturnier um den EHF-Pokal der Männer zum ersten Mal in der Geschichte auf den Videobeweis zurückgreifen, um die elementarste aller Entscheidungen korrekt treffen zu können: Tor oder kein Tor? Was fortschrittlich klingt, führt im Handball automatisch auch zu der Frage: Warum eigentlich?

Es gab im Handball bislang keine schwerwiegende Ungerechtigkeit, die eine Einführung der Torkamera nötig gemacht hätte. Handball kennt bisher kein Wembleytor und auch kein WM-Halbfinale 2010 Deutschland gegen England. Deshalb wirkt der Beschluss der EHF aktionistisch, frei nach der Devise: Nun machen es alle, schließen wir uns halt an.

Tatsächlich lenkt der neu eingeführte Videobeweis vom eigentlichen Problem des Regelwerks im Handball ab, das da lautet: Ermessensspielraum der Schiedsrichter, insbesondere beim passiven Spiel. Vor allem im Europapokal gilt das ungeschriebene Gesetz, wonach die Auswärtsmannschaft im Regelfall fünf, sechs Tore besser sein muss, um am Ende mit ein oder zwei Treffern Vorsprung zu gewinnen. Weil die Schiedsrichter unter dem Druck des Heimpublikums der Gastmannschaft einfach schneller Zeitspiel pfeifen. Im Rückspiel, so lautete das Argument der Befürworter, gleiche sich das wieder aus. Das aber ist bestenfalls ausgleichende Ungerechtigkeit.

Die EHF muss dringend im Bereich Ermessensspielraum den Regel-Hebel ansetzen. Dieser Eingriff ist allerdings ungleich komplizierter, als eine Kamera mit Weitwinkelobjektiv an der Torlatte zu installieren.

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