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Sport: Eine andere Perspektive

Hertha schlägt Leverkusen 3:1 und schaut nach dem ersten Heimsieg der Saison wieder nach oben

Berlin - Nicht einmal Dieter Hoeneß konnte den Erfolg am Ende noch gefährden. Erst zwölf Minuten vor Schluss verließ der Manager von Hertha BSC seinen Platz auf der Tribüne, um sich zur Trainerbank zu bewegen. Da hatte Marcelinho gerade mit dem 3:1 das Spiel entschieden. Eine Berliner Boulevardzeitung hat vor kurzem enthüllt, dass Hertha nur dann Gegentore kassiert, wenn Hoeneß an der Seitenlinie sitzt. Der Manager des Berliner Fußball-Bundesligisten hat diesen Kausalzusammenhang zunächst eher amüsiert zur Kenntnis genommen, ist dann aber vor zwei Wochen in Kaiserslautern 90 Minuten lang auf der Tribüne sitzen geblieben. Hertha gewann 2:0. Durch das 3:1 (1:0) gegen Leverkusen schafften die Berliner gestern den zweiten Saisonsieg hintereinander und – was fast noch wichtiger ist – den ersten Erfolg vor eigenem Publikum.

So leistet bei Hertha jeder seinen kleinen Beitrag zum gemeinsamen Erfolg. Selbst der Manager, der doch so gern nah am Geschehen ist. Der Sieg gegen Bayer war der Lohn einer engagierten Leistung von Beginn an. Schon in den ersten zehn Minuten kamen die Berliner zu drei guten Torgelegenheiten: Marcelinho scheiterte mit einem Weitschuss aus gut 35 Metern an Bayers Torhüter Jörg Butt, Leverkusens Abwehrchef Jens Nowotny klärte auf der Torlinie, nachdem Gilberto Butt bereits überwunden hatte, und Thorben Marx, der etwas überraschend anstelle von Christian Müller in der Startelf stand, schoss den Ball nach einer Vorlage von Yildiray Bastürk übers Tor.

„Hertha hat mehr investiert“, sagte Bayers Trainer Klaus Augenthaler, der das Auftreten seiner Mannschaft wie „einen Stich ins Herz“ empfand: lässig bis nachlässig, oft verspielt, aber in den entscheidenden Momenten kämpferisch mangelhaft. Auch deshalb hat Leverkusen in dieser Saison auswärts erst einen Punkt geholt. Verteidigt wurden Bayers Spieler anschließend nur von Herthas Manager Hoeneß. „Ich hab die Leverkusener nicht so schwach gesehen“, sagte er. Was umgekehrt bedeutet, dass Hertha in seinen Augen ziemlich gut war: sehr kompakt nämlich, sehr diszipliniert und sehr aggressiv. „Heute war es nicht so ganz einfach, gegen uns zu gewinnen“, sagte Hoeneß.

Zumindest aber wurden die Tore der Berliner durch Leverkusener Nachlässigkeiten begünstigt. Bei Gilbertos 1:0 kurz vor der Pause waren sich Bernd Schneider und Roque Junior nicht einig. „Der eine spielt auf Abseits, der andere hebt es auf“, sagte Augenthaler. Das 2:0 fiel, weil kein Leverkusener Thorben Marx an der Strafraumgrenze am Torschuss hinderte, und vor dem 3:1 setzte sich Fredi Bobic gegen zwei Gegenspieler durch, bevor er den Ball zu Marcelinho passte. Herthas einziger Angreifer blieb zwar wieder ohne Tor, dafür bereitete er gestern zwei Treffer vor. So ist Herthas Sturm im Moment das eigentliche Mittelfeld, und das Mittelfeld, das neun der zehn Saisontreffer erzielt hat, der gefährlichere Sturm.

Dass Bayer nur zwei Minuten nach dem 2:0 durch Bernd Schneider auf 2:1 verkürzte – darüber war Herthas Trainer Falko Götz nach dem Spiel „gar nicht so böse“. Der Treffer bewahrte die Berliner davor, sich zu früh zufrieden zu geben, wie es ihnen im ersten Saisonspiel gegen Bochum passiert war, als sie auch schon 2:0 geführt hatten und am Ende 2:2 spielten. „Die Mannschaft hat sich wieder gefangen“, sagte Götz. „Man sieht, was in ihr stecken kann.“

Herthas Perspektive sieht jedenfalls wieder erfreulich aus. „Wenn wir weiter so spielen, geht es nur noch nach oben“, sagte Niko Kovac. Selbst der dürftige Saisonstart mit fünf Unentschieden hat sich inzwischen relativiert: Nach zwei Siegen hintereinander heißt es jetzt, dass Hertha bisher erst ein Spiel verloren hat.

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