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Ein Mann, viel Hoffnung. Mit einer Bilanz von 22:8-Siegen ist Thomas Haas mehr als nur Ergänzungsspieler im deutschen Team. Foto: dpa

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Sport: Eine Art Wildcard

Thomas Haas spielt erstmals seit 2007 wieder Davis-Cup – wenn auch zunächst nur im Doppel.

Sein Smartphone legt Thomas Haas kaum noch aus der Hand. Auch nicht, als im Spiegelsaal der Bamberger Harmonie die Auslosung der Davis-Cup-Partie zwischen Deutschland und Argentinien stattfand. Haas blickte immer mal wieder auf das Display, als die ersten Fragen der Journalisten kamen. Sie waren nicht an ihn gerichtet. Tagelang hatte die Rückkehr des 33-Jährigen Tennisprofis ins deutsche Davis-Cup-Team großes Interesse hervorgerufen, doch nun standen andere im Fokus. Beispielsweise Teamchef Patrik Kühnen, der erklärte, warum Philipp Petzschner neben Florian Mayer am Freitag das zweite Einzel spielt und nicht Haas. Und weshalb nach der Absage von Philipp Kohlschreiber der fünfte Mann, Cedrik-Marcel Stebe, zum vierten aufrückt.

„Ich bin so eine Art Wildcard“, erklärte Haas genügsam und widmete sich dann wieder seinem Smartphone. Das Twittern hat es ihm neuerdings angetan und durch ihn war am Mittwoch überhaupt bekannt geworden, dass Kohlschreiber mit seinem Magen-Darm-Infekt gar nicht erst nach Bamberg anreisen würde. Laut Haas sei dieser „krank wie ein Hund“. Vor zwei Wochen hatte Haas auch schon getwittert, da wollte er von seinen Fans wissen: „Davis-Cup mit oder ohne Haas? Was meint ihr?“ Denn Kühnen hatte Haas die Entscheidung überlassen, ob er gegen Argentinien dabei sein wolle. Der Spieler durfte sich quasi selbst nominieren. Aber Haas ließ sich Zeit, befragte seine Fans wie in einer Castingshow und wollte wissen, ob sie seine Rückkehr in die Davis-Cup-Mannschaft überhaupt interessiert. Natürlich tat es das, die Medien genauso. Schließlich verfügt Haas selbst im Herbst seiner Karriere immer noch über eine Strahlkraft, an der es der folgenden Generation ein wenig mangelt.

Und mit seiner beachtlichen Bilanz von 22:8 Siegen im Davis Cup vermag Haas den minimalen Unterschied auszumachen, der in diesen speziellen Partien entscheidend ist. „Tommy gibt im Davis Cup immer 110 Prozent“, erklärte Kühnen, und Haas hat es in der Vergangenheit oft genug bewiesen. Auch auf der eher ungeliebten roten Asche. Dass er seit dem Halbfinale 2007 in Moskau nicht mehr für Deutschland gespielt hat, lag vor allem an den schweren Verletzungen, die Haas erlitt. Zuletzt hatte ihn eine Hüftoperation 15 Monate außer Gefecht gesetzt. Doch nun sagte er: „Ich fühle mich so fit wie lange nicht.“

Dennoch muss sich Haas zunächst mit der Nebenrolle im Doppel am Samstag begnügen. Der Leitwolf von einst nimmt die neue Hierarchie stoisch hin, betonte: „Ich bin froh, dabei zu sein. Aber natürlich bereitet man sich mit dem Gedanken vor, dass man auch spielen wird.“ Sollte es am Sonntag zu einer Entscheidung im fünften Match kommen, könnte es auch ein Haas-Comeback im Einzel geben.

„Das Regelwerk lässt einen Wechsel zu“, erklärte Kühnen, der mit seiner Aufstellung generell jedoch ein gewisses Risiko eingeht. Sollte sich Petzschner am Freitag im Einzel verletzen, bliebe keine echte Alternative für das Doppel übrig. „Wir haben lange diskutiert, uns aber für diese Strategie entschieden“, sagte Kühnen. Haas wird hoffen, dass sie aufgeht. Denn der ehemalige Weltranglistenzweite schaut schon voraus, „auch wenn das sehr gefährlich ist“. Denn Vorjahresfinalist Argentinien ist ein schwerer Gegner, doch Haas treibt weiter ein Gedanke an: „Es ist ein Kindheitstraum, einmal diesen Pott hochzuhalten.“

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