zum Hauptinhalt

Sport: Eine deutsche Angelegenheit

Rodlerinnen gewinnen alle Medaillen bei der Europameisterschaft in Oberhof

Oberhof (Tsp). Da, wo es die wenigsten erwartet hatten, kam die Überraschung. Tatjana Hüfner aus Oberwiesenthal gewann bei den RodelEuropameisterschaften in Oberhof im Einsitzer-Wettbewerb die Silbermedaille. Dass diese Plakette an eine Deutsche gehen würde, darüber waren sich die Experten zwar von vornherein einig, sie hatten sogar einen Dreifach-Triumph der Gastgeber erwartet, aber gerade Tatjana Hüfner hatte keiner eine solche Leistung zugetraut. Erwartet worden war vielmehr ein Zweikampf zwischen Silke Kraushaar auf ihrer Heimbahn und der Titelverteidigerin Sylke Otto.

Nur Silke Kraushaar wurde letztlich auf der 1047 Meter langen Kunsteisbahn ihrer Favoritenrolle gerecht. Die seit Dezember 2000 bei Heimspielen in Oberhof ungeschlagene Kraushaar gewann mit Bahnrekordzeit ihren zweiten EM-Titel nach 1998 vor der Junioren-Vizeweltmeisterin Hüfner und Otto. Wie überlegen die deutschen Rodlerinnen derzeit wieder sind, unterstrich zudem der vierte Rang von Barbara Niedernhuber aus Königssee.

„Erfolge auf der Heimbahn sind immer die schönsten, aber auch die schwierigsten, weil dort der Druck am größten ist“, sagte Kraushaar, die mit 0,166 Sekunden Vorsprung gewann und damit den 78. deutschen Erfolg bei einem internationalen Rennen seit November 1997 erzielte. Vor sechs Jahren hatte die Thüringerin ebenfalls den nationalen und den Europameistertitel in Oberhof geholt und ist anschließend in Nagano zu Olympiagold gefahren. „Vielleicht ist das ja ein gutes Omen“, orakelte Kraushaar. Für die Olympiasiegerin von 2002, Sylke Otto, hatte Box-Champion Sven Ottke als Fan an der Bahn vergeblich die Daumen gedrückt.

Mit Bahnrekord im ersten Durchgang beendeten Steffen Skel und Steffen Wöller aus Winterberg eine ihrer erfolgreichsten Rennwochen überhaupt, nachdem sich das in Thüringen geborene Duo mit dem Erfolg bei den deutschen Meisterschaften vor sechs Tagen erst für die EM qualifiziert hatte. „Wir haben zuletzt viel am Material getüftelt. Das hat sich ausgezahlt“, sagte Skel. Zweite wurden die Italiener Christian Oberstolz/Patric Gruber vor den Weltmeistern Andreas und Wolfgang Linger (Österreich). Die bereits im Training gestürzten Titelverteidiger und Olympiasieger Patric Leitner/Alexander Resch (Königssee/Berchtesgaden) fielen nach einem Beinahe-Sturz im zweiten Durchgang noch auf den für sie enttäuschenden sechsten Rang zurück.

Jan Eichhorn, Kraushaar und Skel/Wöller hatten im Team-Wettbewerb am Samstag Italien und Österreich auf die Ränge zwei und drei verwiesen. Für die Mannschaft des Bob- und Schlittenverbandes für Deutschland war es der fünfte EM-Titel in Serie. Seit der Einführung dieses Wettbewerbs 1988 gab es in neun Konkurrenzen bis auf eine Ausnahme 1994 (Italien) immer Erfolge deutscher Schlitten-Asse.

Insgesamt haben die Deutschen bei den 39. Europameisterschaften mit drei Goldmedaillen, einem Vierfachsieg für die Frauen und Überraschungssilber für den jungen David Möller sechs Wochen vor den Weltmeisterschaften in Nagano einen hoffnungsvollen Start in das neue Jahr hingelegt. Während Oldie Georg Hackl, der Neunter in der Einzelkonkurrenz wurde, bis zur WM Mitte Februar weiter auf Formsuche gehen muss, kann Möller diesen Winter schon als gelungen einstufen: „Ich habe schon mehr erreicht, als von mir erwartet wurde.“

-

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false