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Liebling der Massen. Barcelonas David Villa wurde von den Fans im Camp Nou frenetisch gefeiert. Der Neuzugang erzielte zwei Tore zum 5:0-Sieg gegen Real. Foto: Reuters

© REUTERS

Sport: Eine Elf für die Ewigkeit

Barcelona zelebriert Fußball auf allerhöchstem Niveau und demütigt Real Madrid samt Özil und Khedira

Eigentlich hatte das Regionalparlament erst im Sommer den Stierkampf in Katalonien verboten. Lionel Messi, Xavi und David Villa haben davon aber anscheinend nichts mitbekommen. Wie Toreros mit dem Stier hatten sie am Montagabend im Camp Nou mit den Stars von Real Madrid gespielt. Nach dem 0:5 im „Clásico“ und dem Verlust der Tabellenführung in Spanien an den Rivalen mussten die Madrilenen sich um keinen Spott der Welt bemühen – er kam von allein. Gerade für die Deutschen, die nach gutem Start in Spanien erstmals deutlich ihre Grenzen aufgezeigt bekamen.

So beglückwünschte die Sportzeitung „El Mundo Deportivo“ Sami Khedira zu seiner Gratis-Lehrstunde: „Khedira ist ein Privilegierter: Er durfte alles ganz aus der Nähe sehen und bekam dafür sogar noch Geld.“ Selbst die Blätter aus Madrid gingen hart mit den Deutschen ins Gericht. Für Spaniens meistgelesene Zeitung „Marca“ war Mesut Özil einer der Hauptverantwortlichen für die erste Saison-Niederlage. „Özil hätte eine Schlüsselfigur sein sollen, aber er trug absolut nichts zum Real-Spiel bei“, schrieb das Sportblatt. „Seine klägliche Darbietung riss das Team mit in die Tiefe.“ Der deutsche Nationalspieler schien völlig überfordert. So ließ Trainer José Mourinho Özil in der Halbzeit auch gleich in der Kabine.

Mourinho nahm die „Tracht Prügel“ („Diario Sport“) in seiner ersten großen Bewährungsprobe zumindest äußerlich gelassen. „Die Niederlage ist leicht zu verdauen, weil wir in keinem Moment auch nur den Hauch einer Chance hatten“, sagte er. „Eine Mannschaft hat auf dem höchsten Niveau gespielt, die andere sehr schlecht.“ Eine Tracht Prügel, welche die Barça-Fans vor allem für Mourinho, den ewigen Provokateur, freute. Mourinho ließen die Schlachtrufe gegen seine Person jedoch kalt. „Gestern waren wir einen Punkt vor Barça, heute liegen zwei dahinter. Vergangenes Jahr bin ich mit Inter auch das erste Mal mit einer Niederlage aus dem Camp Nou abgereist, aber im Champions-League-Finale haben wir dann gewonnen und Barcelona hat im Fernsehen zugeschaut.“ Die Barça-Fans dürfte es zusätzlich gefreut haben, dass Mourinho am Dienstag für ein Champions-League-Spiel gesperrt wurde, weil er im Spiel bei Ajax Amsterdam Sergio Ramos und Xabi Alonso animiert hatte, sich Gelb-Rot abzuholen, um unbelastet ins Achtelfinale zu gehen.

Die spanische Presse bejubelte hingegen Barcelonas Auftritt. „Das Barça-Spiel war ein Kunstwerk, das in die Geschichte eingeht und in einem Museum aufbewahrt werden sollte“, schwärmte die Zeitung „El Periódico“. „Marca“ meinte gar: „Dieses Barça ist wohl die beste Elf der Fußballgeschichte und wird für immer in Erinnerung bleiben.“

„Mehr als das Ergebnis freut mich, wie wir es erreicht haben“, sagte nach dem Spiel auch Barças Trainer Pep Guardiola. Das Kurzpassspektakel seiner Mannschaft hatte schon nach zehn Minuten begonnen: Andres Iniesta passte da in den Strafraum und Xavi lupfte den Ball über Reals Torwart Iker Casillas ins Tor. Acht Minuten später leitete Villa Iniestas genialen Pass weiter, Casillas konnte den Ball nicht festhalten und Pedro schoss ein. In der zweiten Halbzeit sollte es noch schlimmer kommen.

Das Team von Real Madrid war längst auseinandergebrochen. In der 55. und 57. Minute machte Villa nach Traumpässen von Messi zwei Tore. Hilflos versuchten Alonso und Ronaldo zumindest den Ansatz von Spielzügen hinzubekommen. Dabei scheiterten sie so klanglos wie die deutsche Nationalelf im WM-Halbfinale gegen Spanien, als Piqué, Puyol, Busquets, Iniesta, Xavi, Pedro und Villa dem Team Joachim Löws weder Platz noch Chancen gelassen hatten, um ins Spiel zu finden.

Barças schnelles Präzisionsspiel ließ die Fans staunen und Madrid erstarren. Sami Khedira sah wie seine Mitspieler hilflos gegen die flinken Mittelfeld-Dirigenten von Barça aus und fiel nur einmal durch ein rüdes Einsteigen gegen Messi auf. Real zeigte sich zum Schluss sogar noch als schlechter Verlierer, als Ramos gegen Carles Puyol handgreiflich wurde und Rot sah. Den Todesstoß, üblich im Stierkampf, durfte in der 91. Minute Jeffren mit dem 5:0 ausführen. (mit dpa)

Manuel Meyer[Barcelona]

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