zum Hauptinhalt

Sport: Eine Empfehlung für Wien

Eisbären-Stürmer Erik Cole denkt nicht an die amerikanische Profiliga, sondern an die Eishockey-Weltmeisterschaft im kommenden Mai

Berlin - Den Moment der Erlösung genoss Erik Cole im Stillen, soweit das möglich ist, in einem Eishockey-Stadion mit über 4000 kreischenden Fans. Der Star aus den USA hatte im Sportforum sein erstes Tor für die Eisbären erzielt. Das 5:3 gegen Ingolstadt. In seinem 13. Spiel in der Deutschen Eishockey-Liga (DEL). Doch während ihm seine Kollegen auf die Schulter klopften, gab es bei Cole keine Gefühlsregung. Abgesehen von einem bösen Blick in Richtung Gegenspieler Chris Armstrong, der ihn wieder mal, selbst nach dem Torschuss, umgerissen hatte.

Später musste der Stürmer über die Situation lachen. „Natürlich war mein erstes Tor in der DEL etwas Besonderes für mich.“ Aber natürlich wollte er auch keinen großen Zirkus veranstalten. Denn für einen, der in den vergangenen drei Jahren für die Carolina Hurricanes in der National Hockey League (NHL) in 237 Spielen 54-mal getroffen hat, sollten Tore in der DEL eine Selbstverständlichkeit sein. Und dass so einer von einem robusten Gegenspieler wie Armstrong nicht zärtlich behandelt wird, ist auch klar. Erik Cole weiß das, sagt aber auch: „Wer aus der NHL in die DEL kommt und denkt, da wird kein gutes Eishockey gespielt, hat schon verloren.“ Er habe nie so gedacht.

Vielleicht wollte er in den ersten Spielen auch zu viel, hat oft im entscheidenden Moment vor dem Tor zu viel nachgedacht. Auch beim Spiel gegen Ingolstadt, als er erst seine vierte Chance nutzen konnte. „Das war ein Kampf“, sagt er. „Mit mir selbst.“ Cole hat ihn gewonnen. Cole wollte ihn gewinnen. Einen Tag vor dem Spiel gegen Ingolstadt, trainierte er ohne Wissen seines Trainers Pierre Pagé nach der Übungseinheit der Profis noch bei der zweiten Mannschaft der Eisbären mit. Pagé quittierte die zusätzliche Einheit von Cole mit einem kurzen Wutanfall in der Kabine. Übermäßiger Eifer vor einem Spieltag verbessert im Normalfall nicht die konditionelle Grundlage für das Spiel. Doch die Extraschicht illustriert Coles Entschlossenheit, die ihm gegen Ingolstadt zu seinem bisher besten Auftritt für die Berliner verhalf.

War es eines der letzten Spiele des Stürmers für die Eisbären? Heute treffen sich in den USA die Verantwortlichen der NHL mit der Spielergewerkschaft. Kommt es im Streit um die Einführung einer Gehaltsobergrenze für die Spieler doch noch zu einer Einigung, dann könnten bald alle in Europa tätigen Spieler von ihren Klubs aufgefordert werden, die Heimreise anzutreten. Cole glaubt nicht daran. „Außerdem habe ich in Berlin für die ganze Saison unterschrieben.“

Aber wenn es um Geld geht, werden Verträge doch schon mal aufgelöst. Schließlich verdient Cole in Carolina über eine Million Dollar mehr pro Saison als in Berlin. „Ja, das ist richtig“, sagt er. „Aber ich habe hier in Berlin meine Mission noch nicht beendet. Ich will mein Spiel verbessern. Und ich will endlich bei einem internationalen Turnier für die USA spielen.“ Dieses Projekt, die Weltmeisterschaft im Mai 2005 in Wien, könne er am besten in Berlin vorbereiten.

Zur Startseite