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Sport: Eine Frage der Glaubwürdigkeit

Sven Goldmann über alte und neue Probleme bei Hertha BSC Am Samstagabend wurde Hertha BSC mal wieder an die Champions League erinnert. Das war, nach der 2:3Niederlage gegen Hannover, ein bisschen gemein, aber auch nur ein bisschen, denn die Berliner hatten ja selbst den Anspruch erhoben, ganz oben mitzuspielen, erst in der Bundesliga, später in Europa.

Sven Goldmann über alte und neue Probleme bei Hertha BSC

Am Samstagabend wurde Hertha BSC mal wieder an die Champions League erinnert. Das war, nach der 2:3Niederlage gegen Hannover, ein bisschen gemein, aber auch nur ein bisschen, denn die Berliner hatten ja selbst den Anspruch erhoben, ganz oben mitzuspielen, erst in der Bundesliga, später in Europa. Auch Dieter Hoeneß hat diesen Anspruch lange mitgetragen, aber am Samstag mochte auch Herthas Manager nicht mehr von Europa träumen. Im Moment gehe es darum, „das nächste Spiel zu gewinnen“. Genau genommen kommt es für Hertha darauf an, überhaupt ein Spiel zu gewinnen, es muss ja nicht gleich das nächste sein gegen die Teufelskerle vom VfL Bochum. Allzu viele Siege gab es noch nicht in dieser Saison, mal abgesehen von einem Pokalspiel bei den viertklassigen Amateuren aus Reutlingen und ein paar Vorbereitungsspielen, an die sich jetzt ohnehin niemand mehr erinnert.

„Die Situation ist beschissen. Basta. Aus. Jetzt kämpfen wir gegen den Abstieg.“ So hat Fredi Bobic die Lage analysiert, laut und drastisch, aber mit Lücken im Detail. Noch immer weiß niemand, was denn nun los ist mit Hertha BSC. Erklärungen lassen sich für alles finden. Zu wenige Tore geschossen? Da zählt Trainer Stevens die vielen herausgespielten Chancen auf. Schlechtes Zweikampfverhalten? Da melden sich 15 Nationalspieler aus nicht ganz so vielen Ländern, die am Mittwoch über die Fußballfelder Europas trabten und deswegen keine Kraft mehr hatten für den Kick gegen Hannover.

Es hat in Berlin nie an Ausreden gefehlt, sehr wohl aber an Erklärungen. Wer gesehen hat, wie Hertha am Samstag nach einer 2:0-Führung im eigenen Stadion vorgeführt wurde, wird das Problem nicht in müden Beinen oder vergebenen Torchancen suchen. Es sind die Köpfe, die nicht funktionieren. Sieger-Mentalität lässt sich nicht einkaufen, sie lässt sich auch nicht einreden, weder von außen noch von innen. Wer noch vor zwei Monaten von der Champions League schwadronierte, dem wird das plötzliche Umschwenken auf den Abstiegskampf als Koketterie ausgelegt. Hertha BSC hat, nicht erst seit Samstag, ein Problem mit der Glaubwürdigkeit.

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