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Sport: Eine Frage der Klasse

Schalke ahnt, dass es mit dem Titel nichts wird

Ebbe Sand war sich darüber im Klaren, dass er verloren hatte – nicht nur dieses Spiel. „Ich weiß jetzt, dass ich dieses Jahr nicht Meister werde“, sagte der Stürmer von Schalke 04. Mehr als jedem anderen Profi des Revierklubs läuft dem 32-Jährigen im Kampf um den Titel die Zeit davon. „Diesmal hatte ich ein gutes Gefühl. Es tut sehr weh“, sagte Sand nach dem 1:2 gegen den Hamburger SV, das die Schmerzen des Stürmers noch heftiger werden ließ.

Rudi Assauer nahm die Niederlage äußerlich gefasst auf. Nach der ersten Heimniederlage in der Rückrunde räumte der Manager ein, was für viele offensichtlich ist. Schalke ist dem Titel nicht so nah gewesen, wie es Zahlen und Daten, besonders der Punktestand, vorübergehend suggeriert hatten. Insgesamt habe das Schalker Personal „noch nicht die Klasse wie das Aufgebot des FC Bayern München“, sagte Assauer. Fünf Runden vor Ultimo weist die Tabelle sechs Punkte Rückstand auf den Rekordmeister aus: Im Kampf um die Meisterschaft dürfte die Entscheidung gegen Schalke gefallen sein.

Gleich nach dem Schlusspfiff sträubte Assauer sich eine Weile dagegen, den Titelkampf für verloren zu erklären. Doch irgendwann wirkte er zu müde, um weiter zu träumen. Assauer fügte sich den Fakten mit einem diplomatischen Geschick, das ihm sonst fremd ist. „Es sieht im Moment danach aus, dass wir am Ende nicht auf dem ersten Platz stehen werden“, sagte er, „es sei denn, die Bayern verlieren noch ein paar Spiele.“ Daran aber glaubt selbst Assauer nicht.

Die Hauptursache sieht der Manager in der Qualität der Ersatzspieler. Im Gegensatz zu den Bayern sei Schalke nicht in der Lage, jede Stammkraft nahezu gleichwertig zu ersetzen. Er spielte auf das Fehlen der Leistungsträger Bordon und Lincoln an. Gegen den HSV konnten die Schalker vor allem Lincoln nicht angemessen ersetzen. Weder Christian Poulsen noch Hamit Altintop und auch nicht der ins Mittelfeld zurückgezogene Stürmer Sand vermochten entscheidende Ideen zu entwickeln. „Wir haben im richtigen Moment das Falsche gemacht“, sagte Trainer Ralf Rangnick. Das war umso verwunderlicher, weil seine Elf nach Asamoahs Führungstreffer in der dritten Minute auf dem richtigen Weg schien. Doch nach dem gelungenen Start mangelte es den Schalkern an Mut und vielleicht auch an Kraft.

Diese Defizite wären ohne Folgen geblieben, wenn die Abwehr ihre gröbsten Fehler vermieden hätte. Der Siegtreffer des HSV fiel, weil Torhüter Rost und Verteidiger Krstajic sich aufeinander verließen. „Nimm du ihn, ich hab ihn sicher“, schimpfte Assauer. Spätestens in diesem Augenblick ahnte er, dass nur noch ein Wunder helfen könne: „Nüchtern betrachtet ist der Titel weg, aber vor ein paar Jahren gab es ein Wunder für Bayern. Warum soll es diesmal nicht ein Wunder zugunsten von Schalke geben?“

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