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Sport: Eine Frage des Glaubens

Die Uefa weigert sich, das Champions-League-Spiel zwischen Tel Aviv und Bayern München zu verlegen

Berlin - Drei Minuten von dem großen Spiel könnten sich die israelischen Fans noch ruhigen Gewissens anschauen, dann müssten sie sich aber schon sehr beeilen, um mit dem Sonnenuntergang um 18.33 Uhr in der Synagoge den Beginn des jüdischen Neujahrsfestes zu feiern. Rosch Haschana ist einer der höchsten Feiertage, gläubige und weltliche Israelis feiern am 15. September zusammen mit ihren Familien. Dass um 18.30 Uhr des gleichen Tages Maccabi Tel Aviv gegen den FC Bayern München in der Champions League antreten soll, können viele Menschen in Israel nicht verstehen. Selbst wer ins Stadion fahren würde, dürfte sein Auto nach den Glaubensregeln für den Rückweg nicht mehr benutzen, der öffentliche Verkehr wird sowieso eingestellt. Kinos und Theater haben geschlossen, das Fußballspiel wäre wohl die einzige größere öffentliche Veranstaltung außerhalb einer Synagoge.

Maccabi hat deshalb den europäischen Fußballverband Uefa gebeten, das Spiel um einen Tag vorzuverlegen. Der FC Bayern hatte dem bereits zugestimmt. An dem Dienstag finden acht weitere Partien der Champions League statt. Doch die Uefa bestand auf dem Mittwochtermin, der nach der Gruppenauslosung am vergangenen Donnerstag in Monaco festgelegt worden war.

Daraufhin beantragte Maccabi, das Spiel an dem Mittwoch um 15.30 Uhr austragen zu dürfen, die Partie wäre rechtzeitig vor dem Beginn des Feiertages beendet gewesen. Die Uefa verlegte das Spiel aber von 21.45 Uhr auf 18.30 Uhr Ortszeit, was für Unverständnis und Empörung sorgte. „Dann müssen die Menschen eben zwischen Synagoge und Fußball wählen“, sagte Uefa-Kommunikationsdirektor William Gaillard dem Sportinformationsdienst. „Wir können es nicht akzeptieren, wenn jeder anfängt, nationale, religiöse oder politische Feiertage als Argument für eine Verlegung zu benutzen.“ Der Verband verweist auf das Reglement der Champions League. Dort heißt es aber unter Paragraf V: „In der Regel bestreitet jeder Verein gleich viele Spiele dienstags und mittwochs. Spiele der gleichen Gruppe finden am selben Tag statt. Die Uefa-Administration kann Ausnahmen bewilligen.“ Um eine solche will Maccabi, das jetzt sogar den Internationalen Sportgerichtshof (Cas) anrufen will, schon vor Wochen ersucht haben, obwohl sich der Verein erst am vergangenen Mittwoch für die Champions League qualifiziert hat. Laut Uefa hat sich Maccabi erst am Tag nach der Auslosung gemeldet.

Beim FC Bayern hält man sich in dem Konflikt, in dem der israelische Außenminister Silvan Schalom gestern erneut seinen deutschen Amtskollegen Joschka Fischer um Hilfe bat, offiziell zurück. „Wir akzeptieren die Entscheidung der Uefa hinsichtlich Anstoßzeit und Spielort“, sagte Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge.

Die Uefa sieht in den schweren Terroranschlägen in der israelischen Stadt Beerscheva vom Dienstag keinen Grund, das Spiel gar nicht in Israel stattfinden zu lassen. Wegen der Gefährdungslage hatten israelische Vereine ihre Heimspiele bis zum April diesen Jahres auf Malta oder Zypern ausgetragen.

Die Münchner stellten es außerdem ihrem iranischen Spieler Vahid Hashemian frei, mit nach Israel zu fliegen. Mit Anfeindungen der Zuschauer hätte der Stürmer aus dem islamischen Staat nicht zu rechnen. Sportler aus arabischen Staaten, die in Israel antreten, werden in der Regel anerkennend bejubelt. Wenn genug Zuschauer im Stadion sind.

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