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Sport: Eine grausame Saison endet mit viel Freude

Energie Cottbus bleibt in der Zweiten Liga

Von Karsten Doneck, dpa

Berlin - Die Aufregung hinterließ Spuren. „Und wer sammelt nun die abgeknabberten Fingernägel wieder ein?“, schrieb einer im Fanforum des Vereins. 90 Minuten lang hatte der Anhang des FC Energie Cottbus am Sonntagnachmittag mit der Mannschaft gelitten. Erst dann machte sich Erleichterung breit: Der Fußball-Zweitligist aus der Lausitz hat eine durchweg freudlose Saison mit dem minimalsten aller Erfolge abgeschlossen, er sicherte sich ganz knapp den Klassenerhalt. Der dramatische Saisonausklang in Zahlen und Konjunktiven: Hätte Eintracht Trier beim 1. FC Saarbrücken – Endstand 1:1 – nur ein einziges Tor mehr geschossen, wäre der FC Energie nach seiner 2:3-Niederlage beim Karlsruher SC unweigerlich in die Drittklassigkeit versetzt worden. Manchmal helfen im Abstiegskampf vielleicht auch erlaubte Koalitionen: Saarbrücken, dessen Fußballer sich gegen Eintracht Trier mächtig ins Zeug legten, ist die Partnerstadt von Cottbus.

Bei den Verantwortlichen des FC Energie herrschte nach dem Schlusspfiff nur kurze Zeit Ungewissheit. Nachdem das Ergebnis der Trierer bekannt geworden war, brach Jubel aus. Petrik Sander, der Cottbuser Trainer, stammelte nur: „Eine Analyse des Spiels erspare ich mir. Es stecken zu viele Emotionen in mir drin, ich kann das gar nicht in Worte fassen.“

Die Rechnung vorab war ziemlich einfach gewesen. Energie Cottbus brauchte am letzten Spieltag der Zweiten Liga zumindest einen Punkt in Karlsruhe, um sich aus eigener Kraft vor den Abstiegskonkurrenten LR Ahlen und Eintracht Trier in Sicherheit zu bringen. Das Vorhaben misslang, obwohl die Cottbuser zwischenzeitlich sogar mal 2:1 in Führung lagen und bis kurz vor Ultimo ein immer noch rettendes 2:2 hielten. Nach dem Tor von Sebastian Freis zum 3:2 für Karlsruhe in allerletzter Minute begann das große Zittern, Fremdhilfe musste her.

In dieser Hinsicht hatten die Lausitzer in erster Linie dem TSV 1860 München vertraut. Die Sechziger, vor dem Spieltag immerhin noch mit Aufstiegschancen behaftet, galten gegen die abstiegsbedrohte LR Ahlen als der vermeintlich zuverlässigste Helfer. Doch die Münchner patzten völlig überraschend daheim mit einer 3:4-Niederlage. Das Cottbuser Wohl und Wehe hing also am Abschneiden von Eintracht Trier in Saarbrücken. 1:1 stand es dort zur Pause, 1:1 stand es auch nach 90 Minuten. Als alles vorbei war, atmete Petrik Sander auf. „Ich mache keine drei Kreuze, ich mache 30 Kreuze“, sagte der Trainer. „39 Punkte, ein Tor besser als Trier – so spannend wollten wir es eigentlich nicht machen.“ Sein Kollege aus Trier, Paul Linz, reagierte verständlicherweise mit Niedergeschlagenheit auf den Ausgang der Saison. „Das ist sehr bitter für uns, ich kann nicht an morgen denken“, sagte Linz.

Aber auch bei aller Freude der Cottbuser fehlte nicht der Blick für eine ehrliche Rückbesinnung. Petrik Sander sprach von einer „grausamen Saison“ für seine Mannschaft. Dann jedoch verblüffte der Trainer so manchen Zuhörer mit der Feststellung: „Ich bin dankbar dafür, dass unser Gegner, der KSC, gekämpft hat bis zum letzten Blutstropfen. Das hätte ich mir von anderen Mannschaften auch immer zu jedem Zeitpunkt gewünscht.“ Sollte das ein verdeckter Hinweis auf Wettbewerbsverzerrung sein, möglicherweise gar zu Ungunsten der Cottbuser?

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