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Trainer Jaron Siewert hat einige Veränderungen vorgenommen und erkundigt sich regelmäßig nach Beschwerden.

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„Eine Kombination aus vielen Sachen”: Warum die Füchse es mit weniger Verletzungen zu tun haben

Bis zu elf Ausfällen hatten die Berliner zu beklagen. Doch nicht in dieser Saison. Das liegt auch daran, dass Jaron Siewert Umstellungen vorgenommen hat.

Es ist ein Anblick, an den sich die Zuschauer in den letzten Jahren gewöhnen mussten. Auf der Füchse-Bank sitzt eine reduzierte Mannschaft, dahinter auf der Tribüne nicht im Trikot sondern in tiefblauen Anzügen eine Reihe verletzter Spieler. Bis zu elf gleichzeitige Ausfälle hatten die Berliner teils sogar zu beklagen. Doch nicht so in dieser Saison.

„Dafür ist eine Kombination aus vielen Sachen verantwortlich”, sagt Trainer Jaron Siewert, der das Amt vor dieser Spielzeit übernommen hatte. „Ich will gar nicht über die Arbeit meiner Vorgänger urteilen, aber wir haben die eine oder andere Sache umgestellt.”

Ein wichtiger Aspekt war dabei die Belastungssteuerung. Besonders in der Anfangsphase hatte der 27-Jährige in den Spielen nahezu blockweise in bestimmten Intervallen gewechselt. Ein Ansatz, der zunächst gewöhnungsbedürftig war und beizeiten zu einer Unterbrechung im Spielfluss führte, auf der anderen Seite aber für ein ausgeglichenes Kräfteverhältnis auf der Bank sorgte.

Wenngleich Siewert über die Saison mehr und mehr zu einer ersten Sieben gefunden hat, es ist ihm weiter sehr daran gelegen, die Breite seines Kaders optimal auszunutzen und keinen seiner Spieler körperlich oder mental zu überlasten.

Stärkere Einbindung des athletischen Bereichs

Diese Herangehensweise wird von ihm auf das Training übertragen. Vor jeder Einheit erkundigt sich der Coach, ob es bei den Spielern Beschwerden gibt. Dahingehend wird das Training möglichst individuell ausgerichtet, zudem der athletische Bereich stärker eingebunden als in den vorangegangenen Jahren.

„Das war eines der Dinge, auf die Jaron von Beginn an viel Wert gelegt hat”, berichtet Athletiktrainer Carsten Köhrbrück. „Wir haben intensiv über die ganze Saison die Athletik im Programm und versuchen so, die in der Vorbereitung aufgebaute Form zu halten. Dadurch können wir die Verletzungsrate deutlich senken.”

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Der ehemalige Leichtathlet achtet darauf, dass am Tag nach den Spielen zumindest eine kleine Krafteinheit eingeschoben wird, dass darüber hinaus die Anforderungen im konditionellen Bereich möglichst persönlich auf die Sportler ausgerichtet sind. Dabei werden hauptsächlich Problemfelder wie Schulter, Knie und Sprunggelenk bearbeitet. Wer hingegen nicht gespielt hat, darf an den Ball, um handballspezifisch die Fitness zu halten.

Doch Köhrbrück ist gleichermaßen bewusst, dass Verletzungen nie ganz ausgeschlossen werden können: „Handball ist eben doch eine Art Zweikampfsport. Da ist die Gefahr immer da, sich zu verletzen – egal ob mit oder ohne Gegner.” Das harte, wiederholte Abstoppen, Drehbewegungen im Knie, eine falsche Landung – die Möglichkeiten, dem Körper Schaden zuzufügen, sind zahlreich. Vom risikoerhöhenden Kontakt mit dem Gegenspieler einmal ganz abgesehen.

Spieler wie Paul Drux sind durch ihre Spielweise gefährdeter als andere.
Spieler wie Paul Drux sind durch ihre Spielweise gefährdeter als andere.

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„Manchmal ist es aber auch eine reine Kopfsache”

Zumal es Handballer gibt, die allein durch ihre Spielweise gefährdeter sind. Paul Drux zum Beispiel, der mit seinem harten Eins-Eins und seiner ureigenen Art, sich in die gegnerische Abwehr zu werfen, nicht erst einmal Blessuren davongetragen hat und in dessen Krankenakte von der Schulter bis zum Fuß schon so einiges vermerkt worden ist.

Erst kürzlich musste der 26-Jährige aufgrund eines Meniskusschadens erneut sechs Wochen aussetzen. „Da ist es dann wichtig, den Spieler langsam wieder heranzuführen. Immerhin konnten wir schon die Ausfallzeit verringern. Klopfen wir auf Holz, dass das so weitergeht”, sagt Köhrbrück.

Neben der von ihm betriebenen präventiven Arbeit ist indes der physiotherapeutische Teil der Regeneration nicht zu unterschätzen. „Ein kleines Zwicken oder Zwacken haben die Jungs immer irgendwo”, sagt sein Kollege Tim Schilling. Der Physiotherapeut ist immer dann gefragt, wenn die Spieler Beschwerden haben, sei es nun eine größere Verletzung oder eine einfache Verspannung. „Manchmal ist es aber auch eine reine Kopfsache, wenn jemand zum Beispiel vor dem Spiel noch einmal sicher gehen will.”

Er merkt zwar genauso, dass die Spieler durch den eng gesteckten Terminplan und die vielen Reisen, erschöpft sind, doch dass durch die intensivere Zusammenarbeit mit Trainer Jaron Siewert meist schlimmeren Ausfällen entgegengewirkt werden kann. So reiht sich vor seinem Behandlungszimmer nicht mehr eine lange Schlange von Verletzten und er kann nur hoffen, dass Schilling auch nach dem heutigen Spiel der Füchse gegen Göppingen in heimischer Halle (12 Uhr) wenn überhaupt nur kleinere Blessuren zu versorgen hat.

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