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Sport: Eine Liga spielt verrückt

In der dritten Liga trennen den Zweiten vom Zehnten nur zwei Punkte

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Berlin - Den Fans platzte der Kragen. Ein paar von ihnen verließen das Stadion bereits nach einer halben Stunde. Andere hielten bis lange nach Schlusspfiff durch und behinderten die Abfahrt des Mannschaftsbusses von Fortuna Düsseldorf aus Ahlens Wersestadion. Erst nachdem sich die Fortuna-Spieler Fabian Hergesell, Andreas Palikuca und Andreas Lambertz freiwillig auf eine kurze Diskussionsrunde eingelassen hatten, wurde dem Bus der Heimweg frei gemacht.

Der Frust des Düsseldorfer Anhangs nach dem 1:5 in der Fußball-Regionalliga bei Rot-Weiss Ahlen sitzt tief. Am 25. Spieltag stand die Mannschaft von Trainer Norbert Meier noch als Tabellenführer auf dem Sprung in die Zweite Bundesliga, fünf Spieltage später läuft sie als Zehnter Gefahr, die Qualifikation für die neue eingleisige 3. Liga zu verspielen.

Düsseldorf ist in der Regionalliga Nord kein Einzelfall. Es geht in der Tabelle rauf und runter, das einzig Beständige ist das Unbeständige. Spitzenreiter Rot- Weiss Ahlen hat sich mit fünf Punkten Vorsprung zwar etwas von der Konkurrenz abgesetzt, aber dahinter herrscht Gedrängel: Gerade mal zwei Punkte trennen den Zweiten, Rot-Weiß Oberhausen, vom Zehnten, Düsseldorf. „Eigenartig, dass alles so zusammenklebt. Es ist ja nicht mal eine Tendenz abzulesen, wer in die Zweite Liga aufsteigt“, wundert sich Dynamo Dresdens Trainer Eduard Geyer. Und der ist immerhin schon 63 Jahre alt und hat im Fußball viel erlebt.

„Es gibt in der Liga zwölf Mannschaften von etwa gleicher Qualität. Da ist mal der eine, mal der andere besser. Daraus resultiert diese Flexibilität der Ergebnisse“, stellt Christian Beeck, der Sportdirektor beim 1. FC Union, fest. Union war selbst auch schon mal Tabellenführer, ist jetzt auf Platz sieben gefallen. Wege zur Besserung? „Jeder Spieler muss einfach Tag für Tag im Training an seinen Schwächen arbeiten und noch einen Schritt mehr laufen. Da braucht man dann auch diese ganzen Wellness-Geschichten nicht“, sagt Beeck. Offenbar befolgen diesen Rat bei Union nicht alle Spieler.

Selbst Rot-Weiss Ahlen darf sich noch nicht sicher fühlen. Die Mannschaft war zur Saison-Halbzeit nur Elfter, legte zuletzt aber eine Serie von zwölf Spielen ohne Niederlage hin. Christian Wück, der Trainer, lässt sich davon nicht blenden. „Es wäre doch schlimm, wenn wir die eigentlich sehr erfolgreiche Saison schlecht reden und als Misserfolg abstempeln, falls wir am Ende die Zweite Liga nicht erreichen“, sagt Wück. Der Qualifikation für Liga drei ist Ahlen mit 55 Punkten allerdings schon sehr nahe. 55 Punkte gelten aktuell als magische Grenze, um drittklassig zu bleiben. Sollten aber der derzeitige Elfte, Eintracht Braunschweig, und der Zwölfte, 1. FC Magdeburg, noch in einen Siegesrausch geraten, könnten auch 55 Zähler zu knapp bemessen sein. Selbst Eduard Geyer rätselt: „Wer kann schon so genau sagen, wie diese Saison ausgeht?“

In Düsseldorf hingegen hat sich die Euphorie beim einstigen Tabellenführer längst in Angst umgekehrt. Norbert Meier, der Trainer, und Manager Wolf Werner stehen heftig in der Kritik. Dabei ist Meier erst Anfang Januar geholt worden als Nachfolger für Uwe Weidemann.

Für viele Vereine, die für den Kampf um die eingleisige dritte Liga finanziell ein hohes Risiko eingegangen sind, wäre der Sturz in die Viertklassigkeit existenzbedrohend. Das Fernsehgeld würde von jetzt 375 000 Euro auf höchstens 100 000 Euro in der dreigleisigen vierten Liga schrumpfen.

Doch Planungssicherheit für die nächste Saison hat noch kein Klub aus der Regionalliga Nord, selbst Ahlen nicht. Und Unions Sportdirektor Christian Beeck prophezeit: „Es wird so verrückt bleiben wie bisher – bis zum Schluss.“

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