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Nicht zu stoppen.

© dpa

Sport: Eine Mannschaft aus der Antike

Bei Otto Rehhagels WM-Debüt verlieren seine überalterten Griechen 0:2 gegen Südkorea

Otto Rehhagel kam schon gesenkten Hauptes. Den Blick stramm auf den Boden gerichtet, betrat der Fußballlehrer die Bühne in der Nelson Mandela Bay von Port Elizabeth mit exakt 71 Jahren und 306 Tagen – und sicherte sich damit den Titel als ältester Trainer der WM-Geschichte. Gut möglich, dass viel mehr nicht in Erinnerung bleiben wird vom Auftritt der griechischen Nationalelf, die in ihrem Auftaktspiel gegen Südkorea nach enttäuschender Leistung 0:2 (0:1) unterlag.

Für Rehhagel ein Rückschlag, denn der Altmeister auf der Trainerbank hatte ja den griechischen Anhängern zuvor versprochen, „euch nicht zu enttäuschen“. Genau das passierte aber vor den 2000 mitgereisten Sympathisanten im offiziell mit 31 513 Zuschauern gefüllten Stadion direkt am Indischen Ozean, wo die vielen leeren roten und orangefarbenen Plastiksitze eine erste Warnung an die verfehlte Preispolitik des Weltverbandes Fifa und seiner Ticketagentur Match darstellten.

Man muss aber auch konstatieren, dass diese Partie keine größere Kulisse verdient hatte, was vor allem an den hausbackenen Europäern lag, die schnell in Rückstand gerieten. Nach einer Freistoßflanke verlängerte Kostas Katsouranis den Ball in der siebten Minute so unglücklich auf den zweiten Pfosten, dass Lee Jung-Soo keine Mühe hatte, sich als Torschütze feiern zu lassen. Zehn Minuten nach der Pause ließ Kapitän Park Ji-Sung, bei Manchester United angestellt und eine Art Nationalheld, mit einem schönen Sololauf noch das 2:0 folgen und versetzte die südkoreanische Fankolonie in höchste Verzückung. Im Gegensatz dazu war es fast erbärmlich, was Rehhagels Auserwählte anboten. „Vor dem zweiten Gegentor war das ein kapitaler Abwehrfehler“, schimpfte der Coach später. „Wir werden uns morgen zusammensetzen und nüchtern und gründlich analysieren.“ Kein Esprit, kein Elan – und folglich auch lange kaum eine Torchance für die Griechen. Rehhagel griff ein ums andere Male zur Wasserflasche, raufte sich die Haare oder debattierte mit Kotrainer und Übersetzer Ioannis Topalidis die lange Liste der Versäumnisse.

Sein Ensemble wirkte wie ein Team aus der Antike, an dem der Zahn der Zeit nagt. Vor allem an den Europameistern von 2004. Angelos Charisteas, 30, der damalige Torjäger, ist nur noch die Karikatur desselben. Als der Stürmer des 1. FC Nürnberg nach 61 Minuten mit seiner Auswechslung erlöst wurde, reichte es nicht mal mehr zu einem Handschlag mit seinem Mentor Rehhagel.

Vor allem den Mittelfeldspielern, Kapitän Georgios Karagounis, 33, und Antreiber Katsouranis, 30, fehlen Verve und Dynamik. Und Alexandros Tziolis ist schon in seiner kurzen Zeit bei Werder Bremen als biederer Ballschieber enttarnt worden. Insgesamt wirkt diese Mannschaft zu laufschwach und schwerfällig, spielerisch zu limitiert und hinten zu anfällig, als dass mit ihr im Achtelfinale zu rechnen wäre.

Ein Ziel haben die Griechen aber noch: Sie wollen auf jeden Fall besser abschneiden als bei ihrer bislang einzigen WM-Teilnahme vor 16 Jahren. In den USA waren die Hellenen gegen Argentinien (0:4), Bulgarien (0:4) und Nigeria (0:2) ein besserer Sparringspartner. Sie warten weiter auf ihr erstes WM-Tor. Nach dem ersten Auftritt ist aber eher zu befürchten, dass sich die Geschichte von 1994 wiederholt.

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