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Sport: Eine Mannschaft übertrifft sich selbst

Antreiber, Zweikämpfer und Nervenbewahrer – die deutschen Spieler in der Einzelkritik

Jens Lehmann: Ein Spiel, das einmal einen Platz in den Top Ten der Karriere des Jens Lehmann einnehmen wird, egal was noch kommt. 120 Minuten hatte er wenig zu tun, aber ein großer Torhüter beweist sich in den großen Momenten. So wie Lehmann im Elfmeterschießen.

Arne Friedrich: Der Berliner gewann den ersten Zweikampf des gesamten Spiels. Vermutlich hat ihm das Mut gemacht. Friedrich, der bisher viel gescholtene Rechtsverteidiger, machte sein bestes Spiel bei der Weltmeisterschaft – vor allem, wenn man bedenkt, mit wem er es zu tun hatte. Nach vorne – leider wie gehabt – ein wenig fahrig, in der Defensive stark und immens fleißig.

Per Mertesacker: Mertesacker müsste sich – nur so zum Spaß – noch einmal durchlesen, was vor drei Wochen über ihn in den deutschen Zeitungen gestanden hat. Der Innenverteidiger besitzt so etwas wie einen siebten Sinn. Weiß immer schon vorher, wo der Ball hinkommt, und genau dort hält er seine langen Extremitäten hin. Das beste Länderspiel, das er bestritten hat. Vielleicht sogar das beste Spiel seiner Karriere überhaupt.

Christoph Metzelder: Wenn der Ersatzverteidiger des Bundesliga-Siebten Borussia Dortmund gegen einen der gefährlichsten Stürmer der Welt (Hernan Crespo) kaum einen Zweikampf verliert – muss man dann noch mehr sagen? Metzelder ist wieder auf dem Weg dahin, wo er schon bei der WM 2002 einmal war.

Philipp Lahm: Gegen Argentinien konnte der Außenverteidiger fast zwangsläufig nicht so auffallen wie in den bisherigen WM-Spielen – und beinahe hätte er alles kaputtgemacht. Eine Viertelstunde vor Schluss spielte er einen katastrophalen Querpass die Strafraumlinie entlang, der beinahe das 0:2 und das WM-Ende für die deutsche Mannschaft eingeleitet hätte.

Bernd Schneider: Schneider kann am Ball vieles, was die wenigsten deutschen Spieler können. Insofern sollte er nicht erwarten, dass seine Kollegen die Bälle, die er ihnen konsequent in Brusthöhe zuspielt, auch verarbeiten können. Seine Auswechslung nach gerade einer Stunde war die logische Folge.

Michael Ballack: Mit diesem Spiel hat sich Michael Ballack in den Mythenschatz des deutschen Fußballs gespielt, ach was: gekämpft. In der ersten Halbzeit wirkte er wie große Teile der Mannschaft nervös; nach der Pause leitete er den Widerstand gegen die Niederlage an. Schon nach 20 Minuten hatte Ballack von Riquelme einen Tritt in die Wade bekommen. Er musste dauernd behandelt werden, hatte Krämpfe – und hielt durch. In der 120. Minute klärte er per Kopf im eigenen Strafraum, und dann verwandelte Ballack auch noch seinen Elfmeter.

Torsten Frings: So viele Bälle wie gegen Frings hat Riquelme vermutlich in seiner ganzen Karriere nicht gegen einen einzigen Spieler verloren. Man könnte Frings’ Duelle mit dem argentinischen Spielmacher in jeden Fußballlehrfilm aufnehmen – für die Rubrik: erfolgreiches Zweikampfverhalten.

Bastian Schweinsteiger: Hätte mit Lahm eigentlich die schwächere rechte Seite der Argentinier beackern sollen. Davon war wenig zu sehen. Schweinsteiger blieb im Offensivspiel wirkungslos, und auch seine Eckbälle und Freistöße entwickeln weiterhin keine Gefahr.

Miroslav Klose: Man könnte sagen: eine ausgeglichene Bilanz. Ließ seinen Gegenspieler Ayala weitgehend unbedrängt den Führungstreffer für Argentinien köpfen, und erzielte zehn Minuten vor Schluss mit seiner einzigen guten Strafraumaktion den Ausgleich. Klose wurde im Mittelfeld häufig mit hohen Bällen angespielt, die er verlängern sollte. Es gelang selten.

Lukas Podolski: Sah schon in der vierten Minute die Gelbe Karte und stand nach einer halben Stunde am Rande des Platzverweises. Dass er die folgenden 90 Minuten ohne weitere Verwarnung durchhielt, muss in diesem Spiel als seine größte Leistung gelten. Vom verwandelten Elfmeter einmal abgesehen.

David Odonkor: Erfüllte das, was Klinsmann von ihm erwartet hatte. Und mehr. Schon mit seinem ersten Lauf über die rechte Seite wiegelte er das Publikum wieder auf. Der Vorstoß brachte den Deutschen immerhin eine Ecke ein. Zudem fesselte Odonkor den gefährlichen argentinischen Linksverteidiger Sorin gewissermaßen in der eigenen Defensive.

Tim Borowski: Kam eine Viertelstunde vor Schluss für Schweinsteiger. Die vielleicht beste Einwechslung des deutschen Fußballs, seitdem Oliver Bierhoff im EM-Finale 1996 aufs Feld kam. Vor dem Ausgleich verlängerte er Ballacks Flanke per Kopf zu Miroslav Klose. Wenn er nun noch merkt, dass man nicht jeden Ball mit dem Außenrist spielen muss, schafft er es vielleicht bei dieser WM doch noch in die Stammelf.

Oliver Neuville: Auch wenn der Gladbacher feststellen musste, dass die argentinische Innenverteidigung etwas schwieriger zu überwinden ist als eine ganz gewöhnliche Bundesliga-Abwehr – seine Einwechslung hat sich erneut gelohnt. Schlug den ersten passablen Eckball der Deutschen bei diesem Turnier und verwandelte den ersten Elfmeter gnadenlos sicher.

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