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Sport: Eine Reaktion zu wenig

Hertha BSC schafft gegen Bayern München zweimal den Anschlusstreffer und verliert am Ende 2:3

Berlin - Wahrscheinlich hatte Christian Gimenez die Frage einfach missverstanden oder in den falschen Hals bekommen, anders war seine heftige Reaktion nicht zu verstehen. Wer denn Deutscher Meister werde, wollte ein Journalist von ihm wissen. „Scheiß Frage“, antwortete der Stürmer von Hertha BSC. Als wenn es darum gegangen wäre, den Berliner Fußball-Bundesligisten zu verhöhnen. Dass Hertha die Saison nicht als Meister beenden würde, stand schon vor dem gestrigen Spiel gegen Bayern München fest; nach der 2:3-Heimniederlage und dem vierten Spiel ohne Sieg müssen die Berliner sogar um einen Platz im Uefa-Cup bangen. Hertha fiel auf Rang sieben zurück. „Wir haben keinen guten Fußball gespielt“, sagte Dick van Burik. „Vielleicht 10, 15 Minuten in der zweiten Halbzeit. Das ist natürlich viel zu wenig, um Bayern zu schlagen.“

Die Frage nach der Meisterschaft bezog sich eher auf die Bayern. Deren Trainer Ottmar Hitzfeld sagte: „Wir haben innerhalb von einer Woche sechs Punkte gut gemacht.“ Der Satz war ein Indiz dafür, dass die Münchner nicht allein auf Platz drei und die Qualifikation für die Champions League schielen, sondern inzwischen auch wieder das Maximalziel Meisterschaft im Blick haben. Denn die sechs Punkte, von denen Hitzfeld gesprochen hatte, haben sie auf den Tabellenführer Schalke gut gemacht.

Die Münchner, die zuvor in diesem Jahr auswärts noch ohne einen einzigen Punkt waren, spielten im Olympiastadion wie eine echte Spitzenmannschaft – mit erstaunlicher Effizienz. „Bis zum 1:0 habe ich die Bayern offensiv gar nicht gesehen“, sagte Herthas Manager Dieter Hoeneß. Auch die Berliner taten sich schwer im Spiel nach vorne, von einem „Abnützungskampf“ sprach Hitzfeld. Doch nach einer halben Stunde nutzte der Meister die erste Gelegenheit zur Führung. Nach Sagnols Ecke setzte sich Lukas Podolski gegen Gilberto durch, Torhüter Christian Fiedler konnte den Kopfball zwar noch parieren, doch den Abpraller grätschte Hasan Salihamidzic über die Torlinie.

Damit nicht genug: 56 Sekunden später führten die Bayern bereits 2:0, diesmal traf Podolski nach Vorarbeit von Salihamidzic. „Innerhalb von einer Minute haben wir das Spiel aus der Hand gegeben“, klagte Herthas Kapitän Arne Friedrich. Angesichts des hübschen Vorsprungs rechnete auch Ottmar Hitzfeld nicht damit, „dass es noch einmal eng werden würde“, doch weil die Berliner nach der Pause entschlossener auftraten und fordernder in die Zweikämpfe gingen, schafften sie nach einer Stunde den Anschluss. Eine abgefälschte Flanke von Patrick Ebert köpfte Gimenez zum 1:2 ins Tor, weil Bayerns Verteidiger Lucio und Lahm sich nicht für ein entschiedenes Eingreifen begeistern konnten.

„Das 2:1 war Doping für die Berliner“, sagte Hitzfeld, aber die Bayern fanden umgehend den stimmungstötenden Tranquilizer. Mit ihrer dritten klaren Offensivaktion im gesamten Spiel erzielten sie nur zehn Minuten später ihren dritten Treffer: Podolski setzte sich gegen Arne Friedrich durch und spielte den Ball passgenau in den Lauf von Roy Makaay. Gegen dessen Schuss hatte Torhüter Fiedler keine Abwehrchance. „Das 3:1 war sehr, sehr bitter“, sagte Manager Hoeneß. Denn obwohl Dick van Burik fünf Minuten vor Schluss erneut den Anschlusstreffer erzielte, geriet der Erfolg der Münchner anschließend nicht mehr ernsthaft in Gefahr. „Die Bayern haben das clever gespielt“, sagte Herthas Trainer Falko Götz.

Von den Berlinern konnte man das nicht unbedingt behaupten, auch wenn Manager Hoeneß der Mannschaft zumindest kämpferisch „die richtige Reaktion“ auf das Pokalaus in Stuttgart bescheinigte. Nachdem Marko Pantelic und Malik Fathi bereits ihre fünfte Gelbe Karte der Saison gesehen hatten, leistete sich Josip Simunic in der Nachspielzeit sein drittes rüdes Foul im Spiel und sah dafür Gelb-Rot. Trainer Götz muss nun am Samstag beim Tabellenletzten Mönchengladbach drei Stammspieler ersetzen. „Das war sicher keine gute Aktion“, sagte Götz über Simunics Foul mit Anlauf.

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