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Sport: Eine schlechte Eröffnung

Schalke startet mit einem 0:1 gegen Valencia in die Champions League

Aller Wahrscheinlichkeit nach zählt Fernando Morientes Gelsenkirchen nicht unbedingt zu seinen Lieblingsstädten. Im Mai 2004 verlor der spanische Stürmer mit dem AS Monaco in der Arena Auf Schalke das Finale der Champions League, und Morientes, der die Monegassen mit seinen Toren erst ins Endspiel gebracht hatte, konnte wegen der Überlegenheit der Portugiesen so gut wie gar nicht an der Begegnung teilnehmen. Gestern Abend hat Gelsenkirchen dem Spanier eine Art Versöhnungsangebot gemacht. Morientes spielte mit dem FC Valencia zum Auftakt der neuen Champions-League-Saison gegen Schalke, er war zwar wieder nicht die auffälligste Figur auf dem Platz, aber sein Sturmkollege David Villa sicherte den Spaniern mit seinem Tor nach einer Stunde einen wertvollen 1:0 (0:0)-Sieg.

Die Schalker taten sich schwer gegen die disziplinierten und defensivstarken Spanier, die ihrem Widersacher bereitwillig die Initiative überließen. Die Begegnung war daher lange in taktischen Zwängen gefangen. Eine halbe Stunde dauerte es, ehe sich die Schalker eine echte Chance erspielten. Nach einer Flanke von Rafinha setzte Kevin Kuranyi einen Kopfball nur knapp am Tor der Spanier vorbei. Eine Minute darauf vergab der deutsche Nationalstürmer eine weitere große Möglichkeit: Aus zwölf Metern verfehlte er mit einem Flachschuss das Tor um nur wenige Zentimeter.

Zum dritten Mal nehmen die Schalker in diesem Jahr an der Champions League teil, zum dritten Mal starteten sie mit einer Niederlage in den Wettbewerb. Beim ersten Versuch (2001) schieden sie anschließend bereits in der Gruppenphase aus, im zweiten (2005) schafften sie es immerhin noch in den Uefa-Cup; nach dem Gesetz der Serie müssten sie sich in dieser Saison also zum ersten Mal für das Achtelfinale qualifizieren. Die Niederlage gegen den FC Valencia, den mutmaßlich ärgsten Konkurrenten um den dafür notwendigen zweiten Platz in der Gruppe B, war für das Erreichen dieses Ziels die denkbar schlechteste Eröffnung.

Gegenüber dem Bundesligaspiel gegen die Bayern am Wochenende war die Schalker Mannschaft auf nur einer Position verändert. Anstelle von Peter Lövenkrands spielte Halil Altintop links im Sturm. Mit drei Angreifern wollten die Schalker die Viererkette der Spanier überwinden. Doch ihrem Spiel nach vorne fehlte es an Präzision ebenso wie an einer Idee, auffallend oft versuchten es die Schalker mit langen Bällen. Den beiden Außenstürmern Altintop und Asamoah aber mangelte es an individueller Klasse, um sich gegen Valencias starke Defensive zu behaupten. Altintop gelang so gut wie gar nichts.

Trotz Pfiffen des eigenen Anhangs ließ Schalkes Ersatztrainer Oliver Reck den Türken auch nach der Pause auf dem Feld. Reck vertrat gestern Abend seinen Chef Mirko Slomka, der sich auf der Tribüne über das Spiel grämen musste. Schalkes Trainer war gestern die Ausübung seines Berufs untersagt, nicht einmal an der Pressekonferenz nach dem Spiel durfte er teilnehmen: Die Uefa hatte Schalkes Trainer mit einem Spiel Sperre belegt, weil er beim letzten Europapokalauftritt der Schalker etwas zu theatralisch gegen eine Schiedsrichterentscheidung gewettert hatte.

Den Schalkern war nach der Pause der Wille anzumerken, mit mehr Druck und mehr Tempo eine Lücke in die dichte spanische Defensive zu reißen; zugleich aber offenbarten sich auch wieder die Defizite der Mannschaft, wenn sie gezwungen ist, selbst gestalterisch tätig zu werden. In solchen Fällen bleiben den Schalkern zumindest noch gefährliche Standardsituationen. Valencias Torhüter Canizares sah bei einigen hohen Bällen nicht besonders glücklich aus. Die Schalker aber konnten seine Fehlgriffe nicht nutzen und waren in einem Moment nicht aufmerksam genug. Es war der entscheidende: Nach einem langen Ball in die Spitze kam Manuel Neuer einen Tick zu spät, Villa umspielte den Schalker Torhüter und schob den Ball zum 1:0 ins Tor. Am Ende war Canizares’ Konkurrent, Nationaltorhüter Timo Hildebrand, der einzige Deutsche, der sich an diesem Abend wenigstens ein bisschen als Sieger fühlen konnte.

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