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Sport: Eine Skilänge zu langsam

Im Schlussspurt verlieren Deutschlands Staffelläufer bei der Ski-WM Gold an Norwegen

Cavalese. Der Sprint im freien Stil zwischen Thomas Alsgaard und Axel Teichmann in der Loipe erinnerte ein wenig an die Spurtduelle eines Mario Cipollini gegen Erik Zabel auf der Straße. Skispitze an Skispitze – statt Rad an Rad – rasten der Norweger und der Thüringer über die 100 m lange Zielgerade. Am Ende hatte der Norweger eine Skilänge, also 0,2 Sekunden, Vorsprung. Zwei Zehntel nach 4x10 km! Während das Team des Olympiasiegers damit bei der Nordischen Ski-Weltmeisterschaft in Val di Fiemme seiner Favoritenrolle gerecht wurde, konnte sich das deutsche Quartett mit Jens Filbrich, Andreas Schlütter, René Sommerfeldt und Axel Teichmann gegenüber Salt Lake City von Bronze auf Silber steigern.

„Thomas war einfach der Schnellere. Mir hat der letzte Schuss Spritzigkeit gefehlt, ich war am Limit. Schade, dass es nicht gereicht hat, aber bei der WM in zwei Jahren in Oberstdorf gewinnen wir“, sagte Spitzbartträger Teichmann mit verkniffenem Gesicht.

Dass Norwegen und Deutschland letztlich um dem WM-Titel sprinten würden, danach sah es lange Zeit nicht aus. Die Skandinavier mussten nach dem ersten Läufer Anders Aukland 42,3 Sekunden Rückstand registrieren, die Deutschen liefen noch nach dem zweiten, Andreas Schlüter, 35,5 Sekunden hinter der Spitze hinterher. Den von Startläufer Jens Filbrich herausgelaufenen 21-Sekunden-Vorsprung auf Norwegen hatte er eingebüßt. „Ich bin total sauer auf mich, weil ich normalerweise ein sicherer Staffelläufer bin. Aber nach 6,6 Kilometern war der Ofen aus“, sagte Schlütter. „Mit brutaler Aufregung“ erlebte er das mitreißende Sprintfinale, nachdem Axel Lobenstein mit seinem Einsatz wieder eine gute Ausgangsposition erkämpft hatte. „Ich muss meinen drei Staffelkameraden und vor allem Axel nach seinem grandiosen Rennen ein Kompliment machen. Die haben es heute rausgerissen“, bedankte er sich.

Kurz zuvor war Alsgaard als Erster die Abfahrt ins Stadion und zur Zielgeraden hinuntergerast. Er hatte Teichmann im Windschatten hinter sich. Gemeinsam, „abwechselnd in der Führungsarbeit und mit blindem Verständnis“ (Teichmann) hatten die beiden spurtstarken Läufer zuvor den schwedischen Sprinter Jörgen Brink gejagt, bis dem, so dessen Eingeständnis, „schwarz vor den Augen wurde“. Denn lange schien der schwedische Sieg so gut wie sicher, als Brink den Vorsprung von 23 Sekunden noch bis zum letzten Berg verteidigte. Doch beim Anstieg brach der Schwede dann plötzlich völlig ein. Kurz vor dem höchsten Punkt holten Alsgaard und Teichmann den verzweifelt gegen seine Schwäche ankämpfenden Schweden ein und ließen ihn stehen.

„Im Schlussspurt war ich sehr beunruhigt, was Axel tun würde, wie gut sein Ski war, denn ich konnte ihn nicht sehen“, schilderte der nun sechsmalige Weltmeister und viermalige Olympiasieger Alsgaard die Ausgangssituation. Teichmann versuchte, mit kräftigen Doppelstockschüben und Schlittschuhschritten auf der Geraden links an Alsgaard vorbeizulaufen, führte auch einmal kurz, weil der clevere Norweger einen Tick später zum Schlussspurt antrat. Zehn, fünfzehn Meter vor dem Ziel, habe er gewusst, sagte Teichmann, dass es nicht zum Sieg reichen würde. „Thomas war besser, schlauer und im entscheidenden Moment auch spritziger.“ Weiterer Lohn für den Norweger: König Harald gratulierte ihm persönlich.

Hartmut Scherzer

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