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Sport: Eine Strafe, kaum registriert

Dopingsünder Kenteris drohen zwei Jahre Sperre

Berlin - Zuerst kommt Werbung, dann folgt der Sportblock, fünf Minuten lang. So ist das immer bei der Hauptnachrichtensendung des staatlichen griechischen Fernsehsenders NET. Am Mittwochabend war Angelos Charisteas die wichtigste Sportmeldung. Der Fußballstar, der das entscheidende Tor im EM-Finale geköpft hatte. Griechenland wurde Europameister. Charisteas will von Werder Bremen zu Ajax Amsterdam. Topmeldung. Nächste Nachricht, ein Fußball-Pokalspiel. Olympiakos Piräus besiegt Kallithea 1:0. Nicht wirklich aufregend, weder Spiel noch Resultat. Aber aufregender als die Meldung, die dann erst folgte: Kostas Kenteris, 200-m-Olympiasieger von 2000, und Ekaterini Thanou, 100-m-Europameisterin, sind ab sofort vorläufig gesperrt. Der Internationale Leichtathletik-Verband (IAAF) bestrafte die Griechen, weil sie Dopingkontrollen umgangen haben. Thanou und Kenteris haben versucht, die Vorfälle zu erklären, der IAAF genügten die Aussagen nicht. Die Athleten werden noch vom griechischen Verband angehört, der legt das endgültige Strafmaß fest, voraussichtlich zwei Jahre Sperre. Thanou und Kenteris könnten dann noch zum Internationalen Sport-Gerichtshof.

Kenteris’ Sperre in seiner Heimat zur zweitrangigen Meldung geschrumpft, das sagt viel aus über seinen Abstieg. Er war ein Held in Griechenland, hochgeschrieben zu einer Art Herkules. Dass Kontrolleure auch während der Olympischen Spiele Kenteris und Thanou nicht antrafen, ließ sportpolitisch das Gastgeberland erbeben. Ein Skandal vor Milliardenpublikum. Angeblich hatten Kenteris und Thanou einen Motorradunfall, aber es gibt keine Spuren. Angeblich waren sie verletzt. Auch dafür fehlen Hinweise. Der Staatsanwalt ermittelt seit November gegen beide. Die Fans aber verweigern ihnen schon länger die Zuneigung.

Kenteris sank noch tiefer als Thanou, er war populärer. Seit Wochen ist Kenteris ein beiläufiges Thema in den Sportsendungen und in den Zeitungen. Er gab zwei Interviews, er beteuerte seine Unschuld, niemand wollte es wirklich hören. Er trennte sich von seinem Trainer Christos Tzekos, bei dem haufenweise verbotene Substanzen gefunden wurde, es half ihm nicht viel.

Gestern Abend lief im griechischen Fernsehen der Olympiarückblick. Die Zuschauer sahen fröhliche Menschen, rasante Sportszenen und viel Atmosphärisches. Der Dopingfall von Kenteris und Thanou kam auch vor: als Randnotiz.

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