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Heimvorteil. Die Schweden um Kim Ekdahl Du Rietz (l.) wollen den WM-Titel. Foto: dpa

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Sport: Einer aus 24

Schweden, Frankreich oder Spanien – wer hat die besten Chancen auf den Titel?

Berlin - Geschichte wiederholt sich nicht, das ist Kim Andersson vom THW Kiel bewusst. Und doch träumt der Kapitän der schwedischen Nationalmannschaft davon, es den Deutschen gleichzutun. Wie das Team von Heiner Brand im Jahr 2007 nach Startproblemen in das Heimturnier fand und schließlich umjubelter Weltmeister wurde, das findet der 28 Jahre alte Linkshänder nachahmenswert. „Wir alle wissen, wie das damals gelaufen ist, wie diese Euphoriewelle kam“, sagt Andersson vor dem Auftaktspiel der 22. Handball-Weltmeisterschaft am Donnerstag gegen den krassen Außenseiter Chile (20 Uhr, live bei Sport1). „Wir wollen auch so ein Wintermärchen erleben.“

Nicht wenige Fachleute haben die Schweden bei der Suche nach den Titelkandidaten auf der Rechnung. Wegen des Heimvorteils. Absoluter Topfavorit aber ist der Gastgeber nicht. Diesen Status hat sich Frankreich in den letzten Jahren erworben. Als Olympiasieger 2008, Weltmeister 2009 und Europameister 2010 gelten sie als unschlagbar. „Die Franzosen sind sicher einen Schritt vorne“, sagt Christian Schwarzer, der Weltmeister von 2007. Allerdings plagen Trainer Claude Onesta personelle Probleme: Mit Daniel Narcisse und Guillaume Gille fallen zwei Schlüsselspieler aus. „Wir müssen sehen, wie die Franzosen dieses Handicap verkraften“, sagt Bundestrainer Heiner Brand über seinen Gruppengegner.

Mit Spanien zählt ein weiterer deutscher Gegner zu den Titelanwärtern. Zwar haben die Iberer bei der letzten WM in Kroatien nur Platz 13 belegt. „Aber das soll ein einmaliger Ausrutscher bleiben“, sagt der spanische Verbandstrainer Valero Rivera. Die Spanier sind eingespielt, sie wollen Werbung für die WM 2013 in Spanien betreiben, und vor allem können sie erstmals auf Arpad Sterbik zurückgreifen. Der serbische Torwart in Diensten von BM Ciudad Real gilt neben dem Franzosen Thierry Omeyer als bester seines Fachs, weshalb ihn der spanische Verband einbürgern ließ.

In der Vorrundengruppe B, die potenzielle Gegner Deutschlands in der Hauptrunde birgt, ist Island auf den Gruppensieg abonniert. Die Mannschaft von Gudmundur Gudmundsson hat 2008 mit Olympia-Silber und 2010 mit EM-Bronze große Erfolge gefeiert und vertraut nach wie vor auf ihren Kopf, Linkshänder Olafur Stefansson. Der junge, erst 20 Jahre alte Aufbauspieler Aron Palmarsson (THW Kiel) zählt zu den größten Versprechen der Zukunft; wenn er so auftrumpft wie in beiden Tests gegen Deutschland, kämpft Island erneut um eine Medaille.

Auch in der anderen Turnier-Hälfte gibt es Mannschaften mit Ambitionen. Die Kroaten wollen die Scharte der WM-Finalniederlage 2009 in Zagreb auswetzen, der Titelträger von 2003 strotzt vor herausragenden Individualisten wie Ivano Balic, Domagoj Duvnjak und Blazenko Lackovic vom HSV.

Auch den Dänen traut die Fachwelt den großen Coup zu. Zumal der Europameister von 2008 Heimspiel-Atmosphäre genießt: Ihr Standort Malmö ist nur durch die Öresund-Brücke von Kopenhagen entfernt. Der letzte Topfavorit kommt aus Polen. Trainer Bogdan Wenta beklagt sich allerdings über die Medien in der Heimat: „Die Erwartungen an uns sind unglaublich.“ Doch er kann auch auf eine eingespielte Mannschaft zurückgreifen; seit dem Vize-Weltmeistertitel 2007 spielt das Team um den Welthandballer, Torwart Slawomir Szmal, in nahezu unveränderter Formation. Das Problem der Polen ist allerdings die fehlende Lobby, wie sich beim EM-Halbfinale in Wien gegen Kroatien zeigte: Damals wurden sie von den Schiedsrichtern krass benachteiligt.

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