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© X01295

Sport: Einer bleibt stehen

Der Profiboxer Marco Huck strebt jetzt eine Vereinigung der WM-Titel an

Berlin - Irgendwie versuchte Ringrichter Mark Nelson den Fallenden zu halten. Es war ein zweckloses Unterfangen des US-Amerikaners. Adam Richards wackelte bedrohlich auf seinen Beinen, bis er nach hinten umkippte – und Ringrichter Nelson gleich hinterher. Da lagen sie nun, die Gäste aus Nordamerika, im Ringstaub der Berliner Schmeling-Halle. Weil rasch klar war, dass nichts Ernstes passiert ist, sah es lustig aus. Die 5000 Zuschauer jubelten, und Marco Huck, der Einzige, der im Ring noch stand, reckte seine Fäuste in Richtung Hallendach.

Marco Huck, dessen Eltern 1993 aus dem früheren Jugoslawien nach Deutschland übergesiedelt sind, bleibt Weltmeister im Cruisergewicht nach Version der WBO. Für den 25-Jährigen aus dem Berliner Sauerland-Stall war es der 21. vorzeitige Sieg im 29. Profikampf und die zweite erfolgreiche Titelverteidigung, nachdem Huck im Vorjahr Weltmeister geworden war und die deutsche Staatsbürgerschaft erhalten hatte. „Mir tun meine Hertha-Freunde leid, aber ich konnte wenigstens die Ehre Berlins wiederherstellen“, sagte Huck ins Hallenmikrofon.

Der ganze Spuk dauerte nicht mal drei Runden lang. Nach 2:30 Minuten der dritten Runde trugen sich jene finalen Szenen zu. Der Ringrichter zählte den am Boden liegenden Richards gar nicht mehr aus. Er hatte genug gesehen. Zu umwerfend waren die Argumente des Deutschen. Mitten im ausgeleuchteten Ring wurde Richards eine medizinische Erstversorgung zuteil. Unter anderem musste ein Cut auf dem Hinterkopf seines rasierten Schädels geschlossen werden, aus dem es stark blutete. Wie auch immer die Wunde dort hingekommen war, es muss wohl im fahrigen Handgemenge passiert sein, das sich mit fortlaufender Zeit zu einer einzigen Keilerei ausgewachsen hatte. Es wurde alles geboten, was man eigentlich nicht sehen will: wilde Schwinger, viele Innenhände und böse Kopfstöße. „Zufrieden ist man nie“, sagte Marco Huck hinterher, „ich habe ein paar Fehler gemacht, aber das ist menschlich.“

Hucks Trainer Uli Wegner nickte den Worten hinterher. Sein Schützling boxe nun mal aggressiv, er suche die Entscheidung, seine Explosivität sei einmalig. „Aber wir müssen uns noch viel erarbeiten, dann hat er eine große Perspektive“, sagte Wegner. Das Cruisergewicht ist eine junge und zugleich merkwürdige Gewichtsklasse, die zwischen Schwer- und Halbschwer-Gewicht angesiedelt ist. Prominenter Vertreter ist David Haye, ein talentierter Brite, der inzwischen ins Schwergewicht aufgestiegen ist und den riesenhaften Nikolai Walujew geschlagen hat. Ein ähnlicher Weg schwebt auch Huck vor, der schon mal verlauten ließ, der Reihe nach Haye und beide Klitschkos vernaschen zu wollen.

Sein Manager Wilfried Sauerland entschuldigte diese Worte mit Verweis auf das noch junge Alter seines Schützlings. „Er wird ins Schwergewicht mal reinwachsen, mit 29 oder 30 Jahren. Mittelfristig streben wir im Cruisergewicht eine Titelvereinigung an“, sagte Sauerland. Marco Huck lächelte brav.

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