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Sport: Einer fliegt allen davon

Der Tscheche Jakub Janda gewinnt das Neujahrsspringen der Vierschanzentournee – Michael Uhrmann springt nur auf Platz sieben

Es hat einmal eine Zeit gegeben, als die Teenie-Retortenband Bro’Sis in der Pause des Neujahrsspringen das neue Jahr gesanglich zu begrüßen versuchte. Eines späteren Winters erschienen auch ein paar kurzfristige Bekanntheiten der Casting-Show „Deutschland sucht den Superstar“. Inzwischen besinnen sich die Veranstalter des Neujahrsspringens wieder auf traditionsreichere Darbietungen. Gestern sang der Tölzer Knabenchor für die nur 16 000 Zuschauer im Partenkirchener Olympiastadion ein Stück aus der Petersburger Schlittenfahrt, es hieß: „Schön ist’s im Winter.“ Allerdings dürfte nicht jeder Skispringer dieser Meinung sein.

Für Jakob Janda jedoch ist dieser Winter in der Tat schön, der tschechische Skispringer fliegt gegenwärtig der Konkurrenz voraus. Mit Sprüngen auf 125 und 121,5 Meter gewann der 27-Jährige gestern in Garmisch-Partenkirchen das Neujahrsspringen. Es war bereits sein fünfter Weltcupsieg dieser Saison. Als sein knapper Erfolg auf der Anzeigentafel aufleuchtete, riss er seine Ski jubelnd in die Höhe. „Es ist etwas Einmaliges, ein Springen bei der Vierschanzentournee zu gewinnen“, sagte Janda. In der Gesamtwertung machte er 2,5 Punkte auf den erstplatzierten Finnen Janne Ahonen wett, der gestern Zweiter wurde. Platz drei in Garmisch-Partenkirchen und in der Gesamtwertung belegt Ahonens Landsmann Matti Hautamäki. Die deutschen Skispringer allerdings gehörten zu jenen, die diesen Winter nicht ganz schön finden.

Mit den Plätzen sieben, neun, fünfzehn und siebzehn stand für Bundestrainer Peter Rohwein ein ähnlich zwiespältiges Ergebnis wie beim ersten Springen der Vierschanzentournee in Oberstdorf zu Buche. „Wir sind an der Spitze dran“, sagte er, „und irgendwie sind wir doch nicht dran.“ Vor allem Michael Uhrmann hatte Hoffnungen auf einen Podiumsplatz gehegt, auch noch nach seinem ersten Sprung auf 122 Meter. Doch mit einem schwächeren zweiten Sprung erreichte er nur Platz sieben. „Das ist nicht schlecht, aber ich hatte mehr erwartet“, sagte Uhrmann. In der Gesamtwertung belegt er Rang sechs. „Ich habe in den zweiten Sprung zu viel Risiko gelegt“, sagte er, „ich wollte unbedingt auf das Podest.“ Das Resultat war ein Sprung auf 117,5 Meter, der technische Mängel aufwies. Seine ungestüme Taktik hatte er nicht mit dem Bundestrainer abgesprochen. „Ich will, dass meine Leute aggressiv an die Sache rangehen“, sagte Rohwein, „aber sie dürfen dabei die Technik nicht vergessen.“

Verärgert äußerte sich der Bundestrainer über Georg Späth, der auf Platz neun zwar das zweitbeste Resultat eines Deutschen lieferte. Er hatte jedoch beim zweiten Sprung eine falsche Bandeinstellung gewählt und landete deshalb nur bei 119 Meter. „Dieser Sprung war für 125 Meter gut“, sagte Rohwein, „er hat sich eine gute Platzierung selbst kaputtgemacht, das war ein Einstellungsfehler vom Material und zum Material.“ Alexander Herr kam auf Rang 15, Michael Neumayer auf Rang 17. Martin Schmitt hatte sich gar nicht erst für das Springen qualifizieren können, soll aber in Innsbruck und Bischofshofen mitmachen. Für einen der vier deutschen Startplätze bei der Skiflug-Weltmeisterschaft am Kulm steht er gegenwärtig aber nicht zur Debatte.

Abgesehen von Schmitt haben die Deutschen eine respektable Mannschaftsleistung geboten. „Fast vier Springer unter den ersten 15, das hat keine andere Nation“, sagte Rohwein. Trotzdem fehlen ihm die herausragenden Resultate. Andererseits geht es anderen noch schlechter. „Wo ist Österreich?“, fragte Rohwein. Im Gesamtklassement taucht Andreas Kofler als bester Österreicher bei der Tournee erst auf Platz zehn auf.

Ganz anders Jakub Janda und Janne Ahonen. Die Sieger der ersten beiden Springen dürften den Gesamterfolg unter sich ausmachen. Nur 5,8 Punkte trennen sie vor dem dritten Springen am 4. Januar in Innsbruck. „Wir haben noch zwei Schanzen, die Gesamtwertung kann am Ende noch ganz anders aussehen“, sagte Janda. Bundestrainer Rohwein glaubt hingegen, dass das Duell zwischen dem Titelverteidiger und seinem tschechischen Herausforderer bis zum letzten Springen spannend bleibt. „Das kann erst mit dem letzten Sprung entschieden werden“, sagte er. Was seine Springer betrifft, ist die Spannung seit gestern deutlich gesunken.

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