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Sport: Einer geht noch

Witali Klitschko will nach dem Sieg über Kirk Johnson gegen Lennox Lewis boxen

New York. Es wurde viel geredet im Madison Square Garden nach Witali Klitschkos eindrucksvollem K.o.-Sieg über Kirk Johnson. Das Thema waren allerdings weniger die zwei Runden, in denen der Ukrainer den korpulenten Kanadier klar besiegte, sondern der Kampf, den nun alle Welt sehen will: Die Revanche von Witali Klitschko gegen den Weltmeister im Schwergewicht Lennox Lewis. Noch im Ring hatte der Sieger seine Botschaft an den interessantesten und interessiertesten Fernsehzuschauer geschickt: „Lennox, ich bin bereit, dich zu schlagen.“

Für Altmeister George Foreman hat Lennox Lewis trotz seiner 38 Jahre jetzt keine andere Wahl, als seine Luxusvilla auf Jamaika zu verlassen und in den Ring zurückzukehren. „Witali hat ihn heute dazu aufgerufen, und Lennox sollte sich der Herausforderung stellen, wenn er seinen Platz als einer der großen Champions zurückgewinnen will.“ Der Ruhm hat gelitten, seit ihm der Ringarzt vor einem halben Jahr aus der Bedrängnis und zum Sieg über Klitschko half.

Über Rücktritt oder Rückkehr wollte sich Lewis erst nach der Endausscheidung in New York äußern. Witali Klitschko hat sich nun nicht nur als Nummer eins etabliert, sondern auch als attraktiver Gegner empfohlen. Promoter Klaus-Peter Kohl und sein Partner Kerry Davis, der fürs Boxen zuständige Vizepräsident des Pay-TV-Senders HBO, sind sich ziemlich sicher, dass sich Lewis nun zu einem letzten Kampf aufraffen wird – was für ihn ein höchst lukratives Geschäft bedeuten würde. „Lennox hat jetzt die Chance für einen Mega-Kampf.“ Und Lewis sei auch Geschäftsmann. Für einen, der kneift, könnte man ihn halten, wenn er sich vor dem Kampf gegen Klitschko in den Ruhestand verdrückt. „Lewis wird Kerl genug sein, gegen Witali anzutreten“, glaubt Klitschko-Trainer Fritz Sdunek. Und was glaubt Witali Klitschko selbst? Das seien alles nur Spekulationen, sagt er. Er wird auf die Antwort warten, die ihm Lewis vor zwei Monaten bei einem Besuch in London schuldig geblieben war.

„Ich bin die Nummer eins“

Das Selbstbewusstsein von Klitschko, dem promovierten Sportwissenschaftler, ist unerschütterlich: „Ich bin die Nummer eins, muss niemanden fürchten und war von meiner Leistung überzeugt.“ Sechs Sekunden vor Ende der zweiten Runde sparte sich der Ringrichter langes Zählen, sondern breitete gleich die Arme über den am Boden liegenden Johnson aus. Es war bereits das zweite Mal, dass der Kanadier am Boden lag. An den Seilen in seiner Ringecke hatte Klitschko ihn mit Links-Rechts-Kombinationen niedergeschlagen. Bei „zwei“ erhob sich Johnson noch einmal, musste sich aber kurz darauf vor dem starken Angriff Klitschkos ergeben, als dieser entschlossen einen rechten Aufwärtshaken zwischen eine Vielzahl gewaltiger Geraden mischte. Johnson sackte zusammen, der Kampf war vorbei.

Klitschko stieg auf die Ringseile und ließ sich von den 10 000 begeisterten Zuschauern feiern, darunter Hunderte von blau-gelb geschmückten Fans aus seiner Heimat. „Klitschko ließ Johnson wie einen Nichtsnutz aussehen, aber das ist der nicht“, urteilte der angesehene Boxexperte der New York Times, Michael Katz. Der fast einen Kopf kleinere Kanadier hatte es zunächst mit wilden Schwingern versucht, aber nur Luftlöcher geschlagen und sich so schon in der ersten Runde einen harten rechten Aufwärtshaken eingefangen. Das schien ihm jegliches Selbstvertrauen genommen zu haben.

Johnson, in 37 Kämpfen noch nie k.o. und nur einmal – durch Disqualifikation – besiegt , hatte sich schon bei der Begrüßung unterwürfig vor den 2,02-Meter großen Ukrainer gestellt und dabei nur auf den Boden geschaut. „Witali war der bessere Mann – physisch und psychisch. Ich habe keine Entschuldigung“, gab Johnson zu. Es war ein ungleicher Kampf. Den ließ sich auch Mike Tyson nicht entgehen. Elegant gekleidet stand er plötzlich unter den Zuhörern. „Mister Tyson, welcome“, begrüßte Witali Klitschko sein Jugendidol. „Nehmen Sie Platz.“ Auch ihm bot er einen Kampf an, denn er könne in seinen Augen sehen, dass er wieder boxen möchte. Mike Tyson stahl sich davon und blieb die Antwort schuldig – wie Lennox Lewis.

Hartmut Scherzer

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