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Sport: Einer gewinnt alles

In Hoppegarten werden die Pferdewetten zur Glückssache

Hoppegarten. Die Besucher auf der Galopprennbahn Hoppegarten hatten es schon geahnt. Der Sprintcup, das Hauptrennen des Ostersonntags, hatte einen unerwartetes Ende genommen, mit Dark Mable war ein großer Außenseiter als Erster durchs Ziel galoppiert, und auch König Shuffel sowie Arc Royal gehörten als Zweiter und Dritter nicht direkt zum Favoritenkreis. Es musste also eine hohe Gewinnquote geben, und so warteten die 13 600 Besucher gespannt auf das Ergebnis. Als Rennbahnkommentator Hartmut Faust dann die Quoten für das sechste Rennen vorlas, hielt er zwischen den Zahlen für die Zweier- und Dreierwette kurz inne: „Und nun ein kleiner Trommelwirbel: Die Dreierwette zahlt 84 311 Euro.“

Ein Aufschrei ging nicht durch die Reihen, als der Bahnsprecher die Zahl verkündete, eher ein Raunen: 84 311 Euro für zehn Euro Einsatz. Es war die höchste Quote, die seit der Wiedervereinigung in Hoppegarten für eine Dreierwette gezahlt wurde. Nur bei einem Großen Preis der DDR wurde in den achtziger Jahren einmal mehr ausbezahlt. Allerdings in DDR-Mark.

Dass auf der Bahn keiner so richtig jubelte, hatte einen Grund: Nur einer in Deutschland hatte überhaupt die drei Pferde in der richtigen Reihenfolge auf dem Wettschein. Es war aber kein Besucher der Rennbahn, sondern ein Wetter, der seinen Tipp bei einem Buchmacher abgegeben hatte. Bei einem Kombinationstipp hatte er 182 Wetten auf dieses Rennen abgegeben. Preis pro Tipp: ein Euro und 50 Cent. Am Ende gewann er mit dieser Investition mehr als 12 000 Euro.

So hatte der Saisonauftakt in Hoppegarten gleich eine wichtige Lektion für die Besucher parat: Pferdewetten sind Glückssache. Denn auch im zweiten wichtigen Rennen des Tages, der Stutenmeile, hatte mit Avenir Rubra eine Außenseiterin gewonnen. Das störte die meisten Zuschauer aber wenig, sie waren ohnehin mehr wegen des gesellschaftlichen Ereignisses nach Hoppegarten gekommen. Dass offiziell weniger Zuschauer als zum Saisonauftakt 2002 da waren, obwohl die Tribünen und die Wiesen voller aussahen, hatte einen plausiblen Grund: In diesem Jahr musste nicht mehr so offensichtlich mit Zahlen geschummelt werden, die Parkbahn war tatsächlich gut gefüllt.

Hoppegarten ist wieder attraktiv. Das machte sich auch beim Wettumsatz bemerkbar. Mehr als 320 000 Euro wurden verspielt, davon wurde die Hälfte auf der Bahn umgesetzt. Gerade wegen der Live-Übertragung von vier Rennen auf „n-tv“ war das ein beachtenswertes Ergebnis. Und fast so überraschend wie die Rennen selbst.

Ingo Wolff

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