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Sport: Einer rasiert sie alle - der Frankokanadier Rob Guillet sorgt dafür, dass die Berliner weiter mitspielen

Bei der Ankündigung der ersten Sturmreihe des Gastes verschlug es dem Krefelder Stadionsprecher die Sprache. Hecker, Senger und Meyer?

Bei der Ankündigung der ersten Sturmreihe des Gastes verschlug es dem Krefelder Stadionsprecher die Sprache. Hecker, Senger und Meyer? Der Herr murmelte etwas von "drei jungen deutschen Spielern", und das sei "ein bisschen ungewöhnlich". In der Rheinlandhalle war vereinzelt Gelächter zu vernehmen. Mit diesen Eishockeyspielern maßte sich der Gast aus Berlin also an, gegen die eigenen Stars anzutreten. Spätestens nach dem vierten Spiel am Sonntag, so war man sich beim Favoriten sicher, würde man dem unseligen Treiben gegen Berlin ein Ende bereitet haben. Am Sonntag war die Viertelfinal-Serie zwischen Krefeld und Capitals tatsächlich Geschichte, allerdings mit überraschendem Ausgang: Die Berliner siegten 4:3 nach Verlängerung und hatten damit den Einzug ins Halbfinale der Deutschen Eishockey-Liga (DEL) perfekt gemacht.

Diese kleine Episode vom zurückliegenden Freitag aus Krefeld spiegelt die im Vorfeld der Play-offs zu hörenden Expertisen wieder. Alles andere als ein Weiterkommen der Pinguine wäre eine Überraschung, orakelte eine Fachzeitung: "Krefeld macht spätestens im vierten Spiel alles perfekt." Dass die Berliner nach drei Spielen der Serie bereits mit zwei Erfolgen vorn lagen, sorgte freilich für Irritationen. Trotzdem, kurz nach Anpfiff der vierten Partie schien alles wieder im Lot. Schnell hatten die Krefelder am Sonntag in Berlin 2:0 geführt, der Anhang der Gäste jubelte bereits: "Wir sind nur zum Feiern hier."

Dass schließlich nur die Fans der Capitals Grund zur Freude hatten, habe schon seine Gründe, meint Michael Komma. "Wir haben in jedem der vier Spiele gegen Krefeld zurückgelegen", sagt der Trainer der Capitals, doch die Mannschaft schaffe es nun mal, sich erfolgreich an das vorgegebene, defensiv ausgerichtete System zu halten. "Von 15 Mannschaften in der DEL hätten sich 13 nach einem Zwei-Tore-Rückstand gesagt, da müssen wir jetzt nach vorne stürmen, das müssen wir sofort aufholen. Wir aber haben das nicht gemacht, sondern geduldig auf unsere Chance gewartet."

Garanten für den Erfolg der Berliner gegen Krefeld gab es schon. Da wäre beispielsweise Rob Guillet. Der Frankokanadier erzielte allein sechs der 14 Berliner Tore im Viertelfinale. Die Treffer von Guillet sind schon Geschichte, der Blick nach vorn interessiert in Berlin derzeit mehr. Heute fällt in den Spielen München gegen Frankfurt und Kassel gegen Mannheim die Entscheidung über den nächsten Gegner. Trainer Komma rechnet damit, dass München weiterkommt, dann müssten die Berliner im Halbfinale gegen die Kölner Haie antreten, als Außenseiter, glaubt Komma. "Man sagt immer im Sport, dass die großen Mannschaften Probleme mit dem Druck hätten. Dies ändert aber trotzdem nichts daran, dass sie sich am Ende meist durchsetzten." Ein bekannter Fußball-Bundesligist aus München sei dafür ein gutes Beispiel.

Aus der Position des Außenseiters geht es für die Berliner weiter: Die jüngsten Erfolge der Capitals lassen sich eben nicht mit denen der Preussen Mitte der 90er Jahre vergleichen, als Chabot, Tanti und Co. an der Jafféstraße wirbelten. Alles andere als das Erreichen des Halbfinales wäre seinerzeit ein schwerer Betriebsunfall gewesen. Bei der Gegnerschaft waren die Spieler aus Berlin gefürchtet und vor allem bekannt. Anders ist dies bei den Capitals anno 2000, selbst beim sechsfachen Torschützen Guillet. So war der Frankokandier auch für den Stadionsprecher aus Krefeld Neuland, seine Aussprache des Namens Guillet erinnerte stark an einen bekannten Hersteller von Rasierklingen.

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