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Sport: Einfach ins Endspiel

Mit einem lockeren 3:1-Sieg über Bayer Leverkusen schafft Bayern München den Einzug ins Pokalfinale

München. Vielleicht legt Bayer Leverkusen Protest ein. Michael Ballack, der Torschütze zum 1:0 im DFB-Pokal-Halbfinale zwischen Bayern München und Bayer Leverkusen, hatte vor seinem Kopfballtreffer gegen das Regelwerk verstoßen, ob fahrlässig oder vorsätzlich, das weiß wohl niemand. Ballack hatte sich eine weiße Radlerlegging unter seine blaue Sporthose gezogen; derartige Geschmacklosigkeiten verbieten die Gesetze des Deutschen Fußball-Bundes. „Werden Thermohosen getragen, muss ihre Farbe mit der Hauptfarbe der Hosen übereinstimmen“, heißt es da in Regel 4, Ausrüstung der Spieler. Vermutlich aber verzichtet der abstiegsbedrohte Verein auf ein Veto – zum einen, weil es wohl recht peinlich wirken würde nach dem 3:1 (1:0)-Sieg der Münchner, zum anderen, weil die Rheinländer nach dem Ausscheiden aus dem DFB-Pokal nun alle Kräfte für den Klassenverbleib bündeln wollen.

Es war schnell so wie immer in den vergangenen Jahren im Olympiastadion, wenn diese beiden Vereine aufeinander trafen. „Unsere Spieler scheißen sich schon bei der Fahrt ins Stadion in die Hose“, hatte Manager Reiner Calmund einmal eine derbe, aber treffende Bezeichnung für die übertrieben respektvolle Spielweise der Leverkusener in München gefunden. Genauso agierten sie auch gestern. Nach einer recht forschen Anfangsphase überließen sie den Hausherren die Initiative, die prompt zu einigen Chancen kamen. Giovane Elber scheiterte nach feinem Doppelpass mit Mehmet Scholl an Bayers Torwart Hans-Jörg Butt, wenig später setzte er einen Kopfball an den Pfosten. Nach einer halben Stunde machte Ballack die Überlegenheit des Bundesliga-Tabellenführers zählbar. Er profitierte von einem Missverständnis zwischen Butt und Boris Zivkovic nach einer Ecke von Scholl und köpfte zum 1:0 ein.

In der Folge musste man schon in das Stadionheft schauen oder auf die Anzeigetafel, um sich daran zu erinnern, dass dies ein Halbfinale des DFB-Pokals war. Die Bayern verwalteten mit sparsamen Mitteln den Vorsprung, übertriebene Kampfeslust war auch dem Spiel der Gäste nicht anzusehen. Und dies, obwohl die Rheinländer mit dem Gewinn des DFB-Pokals die bislang verkorkste Saison noch zur erfolgreichsten des letzten Jahrzehnts hätten veredeln können – den letzten Titel holten die Leverkusener 1993, im DFB-Pokal.

Es war dies die Phase des Spiels, vor allem zu Beginn der zweiten Halbzeit, in der ein Großteil der 15 000 Zuschauer wohl über anderes nachdachte. Etwa darüber, was Sylvia Matthäus, die Ex-Frau des deutschen Rekord-Nationalspielers, Simone Kahn, der betrogenen Gattin des Bayern-Torwarts Oliver Kahn, via „Bild“-Zeitung geraten hatte: „ihn in den Wind zu schießen“, nicht ohne sich vorher „die Kohle zu schnappen“.

Am gestrigen Abend jedenfalls hätte Kahn problemlos ein wenig Zeit auf sportfremde Beschäftigungen verwenden können, zumindest bis zur 52. Minute, einem der wenigen lichten Momente in Bayers Spiel. Franca hatte den Ball Richtung Carsten Ramelow gespitzelt und der Kahn keine Chance gelassen. Das passierte überraschend – am meisten erstaunt schienen die Leverkusener selbst – doch es war kein Signal zur Wende, es war ein kleiner Schreibfehler in der Geschichte dieses Spiels, den Elber wenig später korrigierte. Per Volleyschuss aus der Drehung und im direkten Duell überwand er Butt zweimal, das Spiel war praktisch entschieden, nach 58 Minuten. Auch weil Bayers Trainer Thomas Hörster danach nicht etwa einen weiteren Stürmer einwechselte, sondern den Defensivspezialisten Pascal Ojigwe für den für Offensivmann Bernd Schneider brachte. Als wollte er sagen: ist bloß ein Pokal-Halbfinale. Immerhin brauchen die Bayern bei solch einer Wertschätzung nicht mit Protesten zu rechnen. Regel hin oder her.

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