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Sport: Einfallslos und tolpatschig

Durch das 1:2 gegen Borussia Mönchengladbach rutscht Hertha BSC in die Krise

Von Stefan Hermanns

Berlin. Auch schlechte Serien halten nicht ewig. Auch nicht im Fußball. Borussia Mönchengladbach hatte letztmalig am 20. November 1982 bei Hertha BSC gewonnen. 2:0 hieß es damals. Armin Veh, jetzt Trainer bei Hansa Rostock, und Lothar Matthäus waren seinerzeit die Torschützen. Nun, fast 20 Jahre später, durften Mönchengladbachs Fußballprofis wieder im Berliner Olympiastadion jubeln. Mit ihrem verdienten 2:1 (1:0)-Sieg stürzte die Elf von Trainer Hans Meyer die Herthaner vor 40 102 Zuschauern in eine Krise. Man stelle sich nur mal vor: Hertha hat den Ligapokal gewonnen - und danach in fünf Pflichtspielen überhaupt nicht mehr, gipfelnd zuletzt in dem peinlichen Pokal-Aus beim Regionalligisten Holstein Kiel. Gestern wurde die Pleitenserie nahtlos fortgeführt.

Hertha ließ alle guten Vorsätze in der Kabine zurück. „Die Mannschaft will. Jeder Spieler weiß, dass wir etwas gutzumachen haben“, berichtete Manager Dieter Hoeneß vor dem Spiel. Ehrenwerte Absichten, die nur nicht verwirklicht wurden. Die Berliner griffen während der ersten 45 Minuten mit beängstigender Einfallslosigkeit an, trotz aller Fleißarbeit von Marcelinho fehlten im Offensivbereich die Überraschungsmomente. Die Kompaktheit der Gladbacher Abwehr war niemals ernsthaft zu erschüttern, Torwart Jörg Stiel hätte sich in seinem Strafraum auch weitgehend ungestört der Lektüre eines guten Buches widmen können.

Schon früh drängten sich bei Hertha unerfreuliche Parallelen auf. Nachdem Markus Münch für die Gäste einen von Beinlich an Aidoo verursachten Foulelfmeter verwandelt hatte, wurden Erinnerungen an das 1:1 der Berliner im ersten Saison-Heimspiel gegen den VfB Stuttgart wach. Auch da war der VfB früh - in der 13. Minute - in Führung gegangen, und den Rest des Spiels gestaltete Hertha völlig verkrampft. Diesmal dauerte es bis zum Rückstand nur acht Minuten, und Hertha reagierte noch hilfloser als beim Stuttgart-Spiel.

Vor dem Anpfiff hatte Hans Meyer, der Gladbacher Trainer und Spaßvogel, noch gesagt: „Ich gehe davon aus, dass heute Huub Stevens in der Hertha-Abwehr steht.“ Meyer wies damit scherzhaft auf die Abwehrprobleme des Kontrahenten hin. Doch Herthas Trainer Huub Stevens fand doch noch drei andere Spieler zur Bildung einer Abwehrreihe: Friedrich, Rehmer und Nene. Pech nur, dass Nene vorzeitig wieder raus musste. Seine Verletzung war ein Sinnbild für Herthas Tolpatschigkeit: Nene war von seinem Mannschaftskameraden Bart Goor einfach umgerannt worden. Pal Dardai kam für ihn ins Spiel.

Huub Stevens musste dennoch nicht aufs Feld, aber er durfte sich kurz vor der Pause auf der Bank Schmährufe aus der Ostkurve anhören. Den dort stehenden Hertha-Fans hatten genug von den kläglichen Ausgleichsbemühungen Herthas. „Stevens raus!“ forderten sie vehement und baten lautstark darum, Falko Götz wieder als Trainer zu installieren.

Stevens sagte immerhin zur Halbzeit: „Wir riskieren jetzt alles.“ Er brachte mit Alex Alves einen neuen Stürmer. Der Auftritt des Brasilianers war acht Minuten später beendet. Bei einem unglücklichen Sturz im Gladbacher Strafraum hatte sich Alves an der linken Schulter verletzt. Und als ob das noch nicht schlimm genug war: Keine 180 Sekunden nach dieser Szene kassierte Hertha das 0:2. Nach einer Ecke von Münch stocherte Joris van Hout den Ball ins äußerste Eck. Hertha verzeichnete danach durch Karwan einen Lattenschuss, schaffte durch den Abstauber von Michael Preetz zehn Minuten vor Ende noch das 1:2, aber mehr Chancen gab es nicht für die Gastgeber. Ein Unentschieden wäre für Hertha auch nicht gerecht gewesen.

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