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Sport: Eingewöhnung im Galopp

Wie das deutsche Pferd Saddex auf den Japan-Cup vorbereitet wird

Tokio - Derartig stark geschwitzt, ohne nur einen Meter galoppiert zu sein, hat Saddex noch nie. Peter Rau, dem als Trainer der ungewohnte Zustand des vierjährigen Hengstes am Mittwoch sofort aufgefallen ist, hat eine plausible Erklärung dafür: „Für Saddex ist im Moment alles neu. Erst der lange Flug nach Tokio, dann eine Woche in Quarantäne und das ständige Alleinsein in der Box, damit muss er erst einmal fertig werden.“ Zudem hatte das Pferd durch den Transport 20 Kilogramm verloren. Und als der braune Sadler’s-Wells-Sohn dann endlich auf die Galopprennbahn in Tokio durfte und sich gleich so richtig im Galopp austoben wollte – wie zu Hause in Warendorf – hielt ihn Jockey Torsten Mundry zunächst zurück. Seit 14 Jahren arbeiten Rau und Mundry zusammen, was im deutschen Galoppsport eine Seltenheit ist, und so weiß jeder, dass der andere das Richtige tut.

Ein leichtes Eingewöhnen für den prestigeträchtigen Japan-Cup war vom 59 Jahre alten Trainer, der bisher 915 Siege errungen hat und „nicht vor dem tausendsten mit dem Job aufhören“ will, für diesen Tag verordnet worden. Schließlich soll Saddex am Sonntagmorgen um 7.20 Uhr deutscher Zeit fit sein, wenn 17 Pferde über 2400 Meter in dem mit umgerechnet 3,3 Millionen Dollar dotierten Rennen gegen ihn laufen werden. Die anfängliche Zurückhaltung des Trainers war sicherlich richtig, denn bereits gestern hatte sich die einzige deutsche Hoffnung in Tokio an die Umstände besser gewöhnt und offensichtlich Gefallen an der Rennbahn gefunden. Selbst die für deutsche Verhältnisse ungewöhnlich vielen Fotografen schienen das Pferd nicht abzulenken.

Ob Saddex jedoch an die Leistung eines Lando vor zwölf Jahren anknüpfen kann, dessen Sensationssieg sogar eine Meldung in der „Tagesschau“ wert war, bleibt offen. Die Startnummer 16 ist nicht gerade günstig. „Andererseits kommt ihm die Bahn mit einem leichten Anstieg auf der Zielgeraden entgegen. Damit dürften einige Gegner ihre Probleme bekommen“, schätzt Torsten Mundry ein. Ein großer Kontrahent, der im Flugzeug im Cargo-Bereich eine Box neben Saddex bezogen hatte, fehlt zudem: Arc-Sieger Dylon Thomas. Der Hengst wies erhöhte Antikörperwerte auf, angeblich wegen einer Impfung, und durfte nicht nach Tokio einreisen. Saddex hingegen war im Prix de l’Arc de Triomphe Anfang Oktober nur Sechster geworden.

„Der Japan-Cup als Gruppe-I-Rennen ist noch eine Nummer größer“, sagt Peter Rau und verweist auf die erwarteten 120 000 Zuschauer. Ein Pferd registriere das natürlich. Was für die Pferde aus Japan alltäglich ist, so die Favoriten Meisho Samson, Admire Moon und Pop Rock, müssen die drei Ausländer im Feld erst mal verarbeiten. Auch deshalb zählt ein Sieg beim Japan-Cup für ein Pferd aus Übersee ganz besonders. „Die Japaner können uns aber auch helfen“, sagt Torsten Mundry, denn Saddex benötige ein hohes Renntempo. Und die einheimischen Pferde werden von Beginn an ein höllisches Tempo vorlegen. Davon wolle er profitieren und mit geschickter Taktik für die Überraschung sorgen. Dass Saddex in diesem Rennen der Superlative ins Schwitzen kommen wird, ist dann allerdings normal. Hartmut Moheit

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