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Nicht nur Künstler, auch Kämpfer. Mario Mandzukic (u.) blieb in Hamburg zwar ohne Tor, arbeitete aber vorbildlich für das Team.

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Einsam an der Bundesliga-Spitze: Bei Bayern zählt nur das Team

Der FC Bayern überzeugt in Hamburg durch Geschlossenheit. Trainer Jupp Heynckes bemerkt erfreut: „Jeder läuft für jeden." Eine schlechte Nachricht für die Konkurrenz - und für Mario Gomez.

Die Botschaft an die zurückgefallene Konkurrenz war überdeutlich: Wer soll den FC Bayern München schlagen, wenn die überragenden Individualisten plötzlich auch noch den Teamgeist für sich entdecken? „Wir haben nicht nur gute Einzelspieler, uns macht eine harmonische Mannschaftsleistung aus“, sagte Trainer Jupp Heynckes und strahlte. „Jeder läuft für jeden.“ Das hörte sich an wie eine Abkehr vom Star-Prinzip, von der Hoffnung, die Fähigkeiten eines Manuel Neuer, Franck Ribéry oder Arjen Robben würden schon genügen, um die Bayern weit zu bringen. In den beiden vergangenen Spielzeiten war dieses Rezept nicht aufgegangen; der FC Bayern blieb ohne Titel. Das überzeugende 3:0 beim Hamburger SV am Samstagabend lieferte weitere Argumente, dass die erfolglose Phase der Vergangenheit angehört.

Es ist trotz der sieben Punkte Vorsprung auf den FC Schalke 04 natürlich offen, wie die Saison 2012/2013 für die Bayern endet; wer will das im November schon verlässlich voraussagen? Aber das Münchner Spiel wirkt weniger abhängig von Einzelaktionen als früher. Vor allem arbeitet der Rekordmeister im Verbund besser defensiv. Es ist kein Zufall, dass Heynckes’ Mannschaft mit nur vier Gegentoren die mit Abstand beste Abwehr stellt. Zwar fielen in Hamburg drei hübsche Tore durch Bastian Schweinsteiger, Thomas Müller und Toni Kroos, doch der 67 Jahre alte Heynckes legte sein Augenmerk in der öffentlichen Bewertung auf die Defensive: „Mir imponiert am meisten, dass wir defensiv so gut stehen. Und damit meine ich nicht nur unsere Innenverteidiger, sondern die ganze Mannschaft.“

In die lobenden Worte für die neue Verteidigungsgemeinschaft schloss Heynckes auch den auffälligsten Spieler des Abends ein: Franck Ribéry. Nach zehntägiger Pause sprühte der Franzose vor Spielfreude, er bereitete zwei Treffer vor und legte den Rückwärtsgang ein, wenn es sein musste. Noch wortreicher hob der Trainer nur die Leistung Mario Mandzukics hervor. Der aus Wolfsburg geholte Mittelstürmer blieb am Samstag zwar bei seiner Torausbeute von acht Treffern stehen, rannte aber jedem Ball hinterher und lief Räume zu, die der Hamburger SV im Aufbauspiel gern gehabt hätte.

Die vergleichende Werbung des Trainers fiel für Mandzukic’ dauerverletzten Konkurrenten Mario Gomez wenig schmeichelhaft aus. Heynckes sagte: „Laufarbeit, wie Mario Mandzukic sie zeigt, ist im europäischen Spitzenfußball notwendig. Unser gesamtes Abwehrverhalten hat sich durch ihn enorm verbessert.“ Es wird ein weiter Weg für Mario Gomez, seit zwei Wochen wieder im Training, zurück in die Startelf, denn ein Hauptkritikpunkt an ihm, den nicht nur Präsident Uli Hoeneß im Sommer geäußert hat, ist ja, dass er zwar viele Tore schießt, sich sonst aber kaum am Spiel beteilige. Sein Rivale Mandzukic hingegen partizipiert und trifft.

„Es war allererste Sahne, was wir heute geboten haben", sagte Heynckes nach dem Spiel, nachdem er zuvor auch Spieler über den grünen Klee gelobt hatte, die bei der Bayern-Gala in Hamburg nur eine Nebenrolle spielten, Innenverteidiger Dante etwa, oder die eingewechselten Javier Martinez, Rafinha und Anatoli Timoschtschuk. Jeder hat seinen Anteil an diesem Sieg und diesem überragenden Saisonstart, das wollte Heynckes unbedingt loswerden. Zudem wirkt der Kader durch die Zugänge Mandzukic, Dante, Martinez und Pizarro und die Rückkehr einiger Verletzter (Robben, Rafinha, Alaba) ausgeglichen und kraftstrotzend wie selten. Es lebe die Rotation: Neun Spieler aus der Startelf, die vor einer Woche gegen Bayer Leverkusen die erste Saisonniederlage kassiert hatten, nahm Jupp Heynckes beim 4:0 im DFB-Pokal gegen den 1. FC Kaiserslautern am Mittwoch aus dem Team, alle neun Neuen saßen in Hamburg wieder auf Bank oder Tribüne. Auch am Mittwoch am vierten Champions-League-Spieltag gegen den OSC Lille dürfte Heynckes einige der Stammkräfte schonen – wobei er das so natürlich nie sagen würde.

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