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Sport: Einsame Stärke

Didier Drogba will weg von Schalkes heutigem Gegner FC Chelsea

Von Markus Hesselmann

Das Statement war deutlich und wirkte doch ein bisschen gezwungen: „Ich bin ein Chelsea-Spieler und werde meinen Trainer, meine Mannschaftskameraden und meinen Klub hundertprozentig unterstützen“, ließ Didier Drogba offiziell über seinen Klub FC Chelsea mitteilen. „Ich werde meine Zukunft nicht weiter diskutieren, bis der Klub und ich uns zusammensetzen am Ende der Saison.“ Wenn er darüber nachdenke, bereue er die öffentlichen Kommentare, die er in einem Interview unlängst gemacht habe.

Das aufsehenerregende Interview hatte der Stürmerstar von der Elfenbeinküste dem französischen Magazin „France Football“ gegeben. Darin sprach er von seiner Enttäuschung nach dem Abgang von Trainer José Mourinho, mit dem ihn eine besondere Beziehung verband. Er fühle sich „wie ein Waise, der seinen spirituellen Vater verloren hat“. Auch er wolle jetzt weg, sagte der 29-Jährige. Etwas sei zerbrochen bei Chelsea „und nicht mehr reparabel“.

Mourinho hatte Drogba 2004 bei seinem Amtsantritt als Chelsea-Trainer aus Marseille geholt und aus ihm einen internationalen Superstar gemacht. Drogba ist nicht der Einzige, der sich nach der Trennung des Klubs von Mourinho umgewöhnen muss – an einen Trainer ohne internationales Profil unter einem Klubeigner, der die Strategie jetzt allein vorgibt. Avram Grant erhielt von Roman Abramowitsch den Auftrag, die strikt erfolgsorientierten Zeiten Mourinhos hinter sich zu lassen und künftig erfolgreich und glanzvoll spielen zu lassen. „Ich mag kreative Spieler. Ich glaube, Fußball ist Kreativität“, sagte der israelische Trainer denn auch gleich nach seinem Amtsantritt. „Avram wer?“, hieß es in den britischen Medien. Grant war auf der Insel kaum bekannt, hatte dort nur eine kurze Amtszeit als Technischer Direktor beim FC Portsmouth vorzuweisen. Als Spieler hatte Grant ohnehin nie Aufsehen erregt. Das hat er allerdings mit José Mourinho gemein. Und es fehlte in den Medien auch nicht der Hinweis, dass Arsène Wenger zu Beginn seiner Zeit als Trainer beim FC Arsenal ebenfalls mit „Arsène wer?“ begrüßt worden war. Immerhin war Grant in seinem Land ein profilierter Trainer gewesen, sowohl durch seine Arbeit in verschiedenen Klubs als auch mit dem israelischen Nationalteam.

Nach den ersten Spielen unter Grant kritisierte die Presse den Verlust der Sicherheit und der Siegermentalität, die das Team unter Mourinho ausgezeichnet hatte. Auch von einem offensiveren, unterhaltsameren Spiel war nicht viel zu sehen. „Grant legt Unterhaltung auf Eis“, schrieb die „Times“ nach dem 1:0 in Bolton, einem Ergebnis, das als typisch galt für die Mourinho-Jahre. Auch das 2:0 in Middlesbrough nannte der „Guardian“ einen „klassischen Mourinho-Auswärtssieg“: gut verteidigt, gekontert, getroffen – diesmal immerhin zweimal. In der Champions League aber feierte Grant auf Anhieb einen Erfolg. Nach dem 1:1 zum Auftakt gegen Trondheim, noch unter Mourinho, siegte Chelsea 2:1 beim FC Valencia. In der Tabelle führt Chelsea und spielt heute an der Stamford Bridge gegen Schalke (20.45 Uhr, live auf Sat 1), weiterhin ohne den verletzten Michael Ballack, den Chelsea ohnehin nicht für die Vorrunde der Champions League meldete.

Dass Grant jetzt Henk ten Cate – einst Frank Rijkaards Kotrainer beim FC Barcelona, dann Cheftrainer bei Ajax Amsterdam – als Assistent zur Seite gestellt wurde, will bei Chelsea niemand als schleichende Entmachtung Grants verstanden wissen. Ten Cate soll ihn unterstützen, so die offizielle Linie. Immerhin kommt ten Cate aus Holland, dem Mutterland des kreativen und erfolgreichen Fußballs. Dass er auch mal den KFC Uerdingen trainiert hat, dürfte jedoch nicht zu den Referenzen gehören, die Roman Abramowitsch beeindruckt haben.

Didier Drogba hält derweil den Mund und träumt vom Wechsel zu Real Madrid oder AC Mailand. Seine Leistungsstärke beeinflusst dies offenbar nicht. Schon im nächsten Spiel nach dem aufsehenerregenden Interview zeigte der athletische, technisch perfekte Stürmer wieder seinen Wert für Chelsea mit einer starken Leistung und einem Tor in Middlesbrough. Immerhin hatte Chelsea unter Mourinho dort zuletzt zweimal verloren. „Er spricht mit seinem Spiel auf dem Platz“, schrieb der „Guardian“ über Didier Drogba.

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