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Sport: Einsamer Sieg

Michael Schumacher gewinnt in Indianapolis – die Teams mit Michelin-Reifen gingen nicht an den Start

Indianapolis/Berlin - Skandal oder Lachnummer – derartig zum Narren gemacht wie beim Grand Prix der USA in Indianapolis hat sich die Formel 1 jedenfalls noch nie. Gerade einmal sechs Autos waren am Start, zwei Ferrari, zwei Jordan und zwei Minardi. Alle anderen, die Michelin-bereiften Autos, fuhren nach der Einführungsrunde an die Box. Und nach den 73 Runden gab es einen Sieger: Michael Schumacher.

Seit Freitag, seit den durch Reifenschäden verursachten Trainingsunfällen von Ralf Schumacher und Ricardo Zonta, war über die extremen Belastungen für die Reifen in der Steilkurve diskutiert worden. Michelin konnte keine wirkliche Ursache feststellen, aber letztlich auch Wiederholungsfälle nicht ausschließen. Was folgte, waren Streit, Debatten und die Suche nach Auswegen. In den USA, dem Land der Produkthaftung, wo schon verschütteter heißer Kaffee zu Millionenklagen auf Schadenersatz führte, durfte es keine halben Lösungen geben.

Etwa eine gute Stunde vor dem Start hatten sich alle Teams außer Ferrari darauf geeinigt, dass man mit einer Schikane vor der schnellen Steilkurve fahren könne, eventuell auch ohne WM-Status, um doch den 110 000 Zuschauern wenigstens eine gute Show zu bieten, „nachdem uns Michelin schriftlich bestätigt hat, dass man mit den Reifen, die wir hier haben, nicht sicher fahren kann, wenn die Geschwindigkeit dort nicht herabgesetzt wird“, sagte McLaren-Chef Ron Dennis. Diesen Vorschlag lehnten Ferrari wie auch die Fia, der Motorsportweltverband, unter Berufung auf das Reglement ab. Auf den Fia-Gegenvorschlag, die Michelin-Piloten sollten doch einfach langsamer fahren oder nach jeweils zehn Runden ungestraft „aus Sicherheitsgründen“ den am stärksten gefährdeten linken Hinterreifen wechseln, wollte man sich bei dem französischen Reifenhersteller und seinen Teams nicht einlassen.

In die Einführungsrunde gingen die Michelin-Teams noch, offiziell vor allem, damit Formel-1-Boss Bernie Ecclestone seine vertragliche Verpflichtungen dem Veranstalter und dem Fernsehen gegenüber erfüllen könnte.

Als die Ampel auf der größten Motorsport-Bühne der Welt ausging, nahmen nur Rekordweltmeister Michael Schumacher, sein Ferrari-Teamkollege Rubens Barrichello sowie die Jordan- und Minardi-Piloten Narain Karthikeyan (Indien), Tiago Monteiro (Portugal), Christijan Albers (Niederlande) und Patrick Friesacher (Österreich) das Rennen auf. Die anderen 14 Piloten mit WM-Spitzenreiter Fernando Alonso verweigerten aus Sicherheitsgründen den Dienst. Ferrari, Jordan und Minardi fahren mit den Produkten des japanischen Michelin-Konkurrenten Bridgestone.

„Dies ist ein schlechter Tag für die Formel 1“, sagte McLaren-Teamchef Ron Dennis. „Das hat deutlich gemacht, welche Probleme wir permanent haben bei der Suche nach gemeinsamen Lösungen.“ Toyota-Pilot Jarno Trulli, der von der Poleposition hätte starten sollen, meinte enttäuscht: „Es ist eine Schande. Heute hat die Formel 1 und der Sport allgemein Schaden genommen.“ Die Fans auf den Tribünen quittierten die Vorstellung der Formel 1 mit Pfiffen. Der neunte WM-Lauf der Saison endete vor beinahe leeren Tribünen. Schumacher und seine Kollegen mussten später vor den aufgebrachten Zuschauern sogar von der Polizei geschützt werden.

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