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Eintracht Frankfurt Pk - Trainer Funkel löst Vertrag auf

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Eintracht Frankfurt: Friedhelm Funkel: Ein Trainer wünscht sich weg

Friedhelm Funkel löst seinen Vertrag mit der Eintracht auf und verlässt Frankfurt zum Saisonende.

Die Sympathiebekundungen für den Trainer kamen zu spät. „Eintracht mit Funkel – Größenwahn raus“, hatten zwei Frankfurter Anhänger auf ihr Transparent geschrieben, das sie vor dem Trainingsplatz hochhielten. Doch zu diesem Zeitpunkt hatten im Innern der Arena der Trainer und der Tabellendreizehnte schon ihre Trennung zum Saisonende bekanntgegeben, obwohl der Vertrag von Funkel erst im Februar bis zum 30. Juni 2010 verlängert worden war. „Wir haben Funkels Wunsch einer vorzeitigen Vertragsauflösung entsprochen“, sagte Eintrachts Vorstandschef Bruchhagen. „Ich habe gespürt, dass die Mannschaft Schwierigkeiten hatte, mit der Situation umzugehen“, sagte Funkel.

Als Favorit auf Funkels Nachfolge gilt der im März bei Galatasary Istanbul entlassene Michael Skibbe. Der 43-Jährige hatte im Sommer 2000, als DFB-Teamchef Rudi Völler einen Bundestrainer und Assistenten suchte, auch gegenüber dem damals beim DFB zum Kandidatenkreis zählenden Funkel den Vorzug erhalten.

Schon seit mehr als einem Jahr war Friedhelm Funkel das Feindbild vieler Eintracht-Fans, die ihm eine unattraktive Spielweise der Mannschaft vorwarfen und ihm übel nahmen, dass er den brasilianischen Spielmacher Caio nur wenig einsetzte. Nach der 0:2-Pleite am Samstag in Bochum und nur einem Punkt aus den vergangenen fünf Spielen hatte dann auch Bruchhagen erstmals kein klares Bekenntnis für Funkel mehr ablegen wollen. Hartnäckig halten sich bei der Eintracht Gerüchte, dass Bruchhagen den 55 Jahre alten Trainer sogar schon vor dem morgigen Spiel gegen den Hamburger SV beurlauben wollte, um damit einer geforderten Ablösung des Trainers bei der Aufsichtsratssitzung am Montag zuvorzukommen. Aufsichtsratschef Herbert Becker, der als Gegner Funkels gilt und mit einigen Kollegen dessen letzter Vertragsverlängerung nur widerwillig zugestimmt hatte, wollte Bruchhagen offenbar nicht den Vortritt lassen. Erst am Donnerstag, nachdem Funkel schon seinen Rücktritt bekanntgegeben hatte, setzten Mitglieder des Aufsichtsrates durch, dass der Mann auch gegen den HSV noch auf der Bank sitzt und man sich auf die elegante Variante der Vertragsauflösung einigte. Mit dieser können bei der Eintracht alle ihr Gesicht wahren.

Nach dem Aufstieg 2005, zweimal Rang 14 und dem neunten Platz im Vorjahr träumten viele Eintracht-Anhänger im für eine hohe Erwartungshaltung bekannten Frankfurt am Main schon von der Rückkehr ins internationale Geschäft und waren umso enttäuschter, dass ihr Klub wieder nur gegen den Abstieg spielte. Nach dem schwachen Saisonstart stand der Coach im Oktober schon einmal kurz vor dem Aus. „Es ist uns leider nicht gelungen, die Eigendynamik der Enttäuschung durch Argumente zu entkräften“, sagte Bruchhagen nun. Er gab so indirekt zu, letztlich vor den Anhängern eingeknickt zu sein, die in den jüngsten Wochen immer lauter Funkels Rauswurf gefordert hatten.

Friedhelm Funkel sagte nun, er sei nicht wegen der Fans gegangen, sondern habe seinen Entschluss schon vor einiger Zeit allein Bruchhagen – „von dem ich eine einzigartige Rückendeckung hatte“ – mitgeteilt. Funkel wirkte gestern erleichtert. „Die Eintracht bleibt tief in meinem Herzen. Ich hatte hier die fünf schönsten Jahre meiner Trainerlaufbahn“, sagte er. Der bei einigen Aufsichtsräten umstrittene Bruchhagen, der der Eintracht „noch lange treu“ bleiben will, hatte Tränen in den Augen, als Funkel diese Worte sagte.

Jürgen Heide[Frankfurt am Main]

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