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Eisbären: Auf der Suche nach den verlorenen Details

Die Eisbären kassieren zu viele Gegentreffer, ihr Trainer Jackson sieht noch Luft nach oben. Am Sonntag treten die Berliner in Krefeld an.

Berlin - Wenn der Vorhang fällt, das Publikum minutenlang applaudiert, dann haben Schauspieler vieles richtig gemacht. So ist Theater. Das Publikum stört es am Ende nicht, wenn einem Akteur mal ein Satz nicht prompt über die Lippen kam, wenn er charmant darüber weg improvisieren konnte. Maximal der Regisseur mag sich so richtig aufregen, dass seine Schauspieler nicht immer nach seinen Anweisungen gespielt haben. In so einer Gemütslage bewegte sich am Freitag auch Trainer Don Jackson als er den 6:5-Erfolg seiner Eisbären gegen den ERC Ingolstadt analysierte. „Das Spiel war gut für die Fans, aber schlecht für den Trainer.“

Fünf Gegentore im Eishockey sind eben nicht wenig. Schon eine Woche zuvor, beim 3:7 gegen Düsseldorf, hatte es in der Berliner Arena mächtig im Eisbären-Tor gescheppert. Fast scheint es so, als sähen sich die Berliner Spieler vor ihrem immer so zahlreich erscheinenden Publikum in der Pflicht etwas bieten zu müssen. 14 000 Zuschauer wollen eben lieber ein Offensivspektakel als eine taktisch solide Partie sehen. Das kann aber dann auch mal – wie gegen Düsseldorf – danebengehen. Für den Trainer des Deutschen Meisters jedenfalls sind die jüngsten Heimauftritte seiner Spieler wenig erfreulich. „Die Details in unserem Spiel stimmen in dieser Saison einfach nicht“, moniert Jackson. „Die meisten Konter fangen wir uns ein, wenn die Gegner über die Bande spielen. Da müssen wir mehr Druck im Forechecking ausüben, außerdem müssen unsere Topstürmer hinten besser arbeiten.“

Tatsächlich stehen die Berliner zurzeit nicht so gut da, wie sich das nach den ersten Wochen der Saison vermuten ließ, als sich eine ungeahnte Dominanz der Eisbären andeutete. Die Saison schien wenig spannend zu werden, die Konkurrenz wirkte überfordert. Nun aber, nach 20 Spielen, sind die Eisbären nicht einmal Tabellenführer. Das ist angesichts der Tatsache, dass der Erste, die Frankfurt Lions, zwei Spiele mehr hinter sich hat, noch keine Katastrophe, aber auch nicht das, was sich Jackson erhofft hatte.

Das Grundproblem der Eisbären ist, dass sich ihr gesamtes Personal in der Offensive wohler fühlt und die wenigen defensiv ausgerichteten Verteidiger wie Jens Baxmann oder Frank Hördler zurzeit nicht fehlerfrei spielen. Verteidiger wie Andy Roach sind ohnehin mehr im Drittel als vor dem eigenen Tor. Dem US-Amerikaner gelangen am Freitag gegen Ingolstadt immerhin zwei Treffer, trotzdem betrachtete er seine eigene Vorstellung selbstkritisch. „Es hat mich gefreut dass wir gewonnen haben, aber nicht, wie wir gewonnen haben“, sagte Roach. „Uns fehlt die Konstanz in dieser Saison.“

Vielleicht fehlt den Eisbären auch einfach nur der Mut, es vor dem eigenen fehdewütigen Anhang etwas vorsichtiger angehen zu lassen, so wie sie das auswärts oft machen und am Sonntag beim Spiel in Krefeld (Beginn 14.30 Uhr, live auf Sky) wohl machen werden.

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